Hobbys im Alter Bilder eines Jahres rund um Menzelen

Alpen · Hans-Josef Angenendt hat seinen Foto-Kalender 2022 fertiggestellt und wartet jetzt auf Bestellungen. Es ist bereits der zwölfte seiner Art. Der Erlös soll helfen, Trommelzauber in der Wilhelm-Koppers-Grundschule zu entfachen.

 Wie gemalt: Abenddämmerung im Spätherbst.  

Wie gemalt: Abenddämmerung im Spätherbst.  

Foto: Angenendt

Ist denn schon wieder Weihnachten? Das nun gerade nicht. Aber der neue Menzelen-Kalender mit Fotos von Hans-Josef Angenendt (71) ist fertig. Und der wartet auf Bestellungen, um am Ende, wie alle Jahre wieder, den Erlös für einen guten Zweck zu spenden. Diesmal will er für Trommelzauber in der Wilhelm-Koppers-Grundschule sorgen. Die Einladung aber für eine faszinierend schöne Zeitreise durch das zurückliegende Jahr auf teils abseitigen Pfaden links und rechts des Winnenthaler Kanals hat der 71-Jährige bereits ausgesprochen. Wegbegleiter ist sein jüngster Foto-Kalender, mit dem der Mann aus Menzelen sein Dutzend voll gemacht hat.

Für die Motive ist er wieder unzählige Kilometer durch die Heimat gewandert, bei Wind und Wetter. Immer dabei seine Digital-Kamera und eine Reihe von Objektiven, die es ihm leichter machen, besondere Momente so festzuhalten, dass sie den Betrachter auch optisch aufbereitet ansprechen. Auf seinen morgendlichen Streifzügen begleitet ihn wie immer in den zurückliegenden zehn Jahren die treue Streunerin Bella, die einst auf Spaniens Straßen unterwegs war und am Niederrhein liebevolle Aufnahme und eine neue Heimat gefunden hat. Klar, dass Bella im Jahresrückblick auftaucht. Diesmal sogar zweimal.

Das ist Herrchens persönliche Note. Der legendäre Alfred Hitchcock, der in seinen Filmen stets einmal durchs Bild läuft, lässt grüßen. Hans-Josef Angenendt hat für 2022 eine weitere Verneigung versteckt. In einem Bild findet der Kenner, ganz dezent, die Fahne des Karnevalsvereins FC Kölle, der seinem Fan in Menzelen in der Fußball-Bundesliga gerade so viel Sonnenstunden beschert wie lange nicht mehr.

 Im Märzen der Bauer: rustikales Stillleben vor der Kulisse von Mosters Mühle und der Kirche St. Walburgis.

Im Märzen der Bauer: rustikales Stillleben vor der Kulisse von Mosters Mühle und der Kirche St. Walburgis.

Foto: Angenendt
 Hans-Josef Angenendt hat seinen Kalender 2022 fertig.

Hans-Josef Angenendt hat seinen Kalender 2022 fertig.

Foto: bp
 Familie Storch hat auf einem Pappel-Stumpf ihr Nest gebaut.

Familie Storch hat auf einem Pappel-Stumpf ihr Nest gebaut.

Foto: Angenendt

Die Sonne strahlt auf mehreren Fotos, die Eingang gefunden haben in den neuen Kalender, der jeden Monat mindestens drei Motive bietet und am Rand Platz lässt für persönliche Notizen, um im nächsten Jahr ja nichts zu verpassen. „Menzelen im Wandel der Jahreszeiten“ hat der Wanderer den Kalender 2022 betitelt. Das Deckblatt ist Programm. Es zeigt eine Komposition von Bildern der mächtigen Eiche auf der Flöthwiese an der Neuen Straße – immer aus derselben Perspektive, aber stets im unterschiedlichen Gewand, das der alte Baum seit jeher im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter wechselt. 

Januar Den Anfang macht ein winterlicher Sonnenaufgang über der Heidestraße. Die Strahlen hat der Fotograf am PC noch ein wenig intensiviert. Das Bild hat es Ende Januar sogar ins Fernsehen gebracht. Väterchen Frost legt einen weißen Teppich aus Raureif über die grüne Wiese am Winnenthaler Kanal. Schnee bedeckt die güldene Krone des kleinen grünen Kiekpedds, wie der Laubfrosch hier genannt wird, auf der alten Singer-Nähmaschine, die den Vorgarten der Angenendts schmückt.
Februar Bella schaut still und konzentriert in den Sonnenaufgang in der Schneelandschaft an der Alten Straße. Und träumt von Sommer? An der Bönninger Straße hat jemand Schneemassen zu einem großen Haufen geschaufelt, oben drauf grüßt eine bunte Möhne. Eine Vorbotin des Karnevals, der dann aber ausfallen sollte. Pandemie. Ohne Farbe, dennoch prachtvoll eisig: die Schneeverwehung am Winnenthaler Kanal. Die Natur produziert die schönsten Bilder. Der pensionierte Salzbergmann hat ein Auge dafür.

März Der Frühling klopft zaghaft an die Pforte. Narzissen am Wegesrand zeigen ihr kräftiges Gelb oberhalb der Schneedecke, die sich noch behauptet. Der Tulpenbaum mischt Rot ins Bild am Hochfeldweg. Und im Märzen der Bauer: Ein Traktor ackert vor der Kulisse der Mühle Mosters und der Kirche St. Walburgis.

April Das Leben pulsiert am blauen Himmel. Kraniche ziehen in Formation. Man hört ihr Rufen. „Traumhaft“, sagt Hans-Josef Angenendt über diesen wunderbaren Moment. Auch Meister Adebar ist in Menzelen eingetroffen. „Auch wenn er nur zum Fressen hierher kommt“, sagt der 71-Jährige. Das Nest, das man ihm an der alten Schmiede bereitet hat, ist wieder leer geblieben. Dafür summt es im bienenfreundlichen Obstgarten am Bosserhoffsweg. 

Mai Im Maikranz der Familie Angenendt hängt schlaff die Köln-Fahne, aber das Eichhörnchen in der Hofeinfahrt wirkt putzmunter, „immer hungrig auf der Suche nach Futter“. Begeistert ist der Fotograf auch von der Stute mit ihrem Fohlen auf der Weide von „Kurvenhenn“. Er meint: „So sieht pure Lebensfreude aus.“

Juni Ein neues Bauwerk ersetzt die marode, nun abgerissene Brücke am Flöthweg. Bella staunt. An der Schmiede blühen Wildblumen und ein Kirschbaum. Alte Bahnschienen symbolisieren die Ästhetik des Verfalls. Hier ist seit Jahren kein Zug mehr gefahren. Natur überwuchert die rostigen Gleise.

Juli Der Storch sucht sich sein Nest selbst. Der abgebrochene Stamm einer Pappel scheint ihm ein ideales Plätzchen vor einer gedeckten Tafel mit feuchten Wiesen im Menzelener Feld „mit Blick op der Dom“. Auf einem Stoppelfeld an der Leuchtefurth hüpft ein junger Rehbock vor die abschussbereite Linse des fotografierenden Motivjägers.

August Am Winnenthaler Kanal lassen sich Nutrias eine junge Birke schmecken. „Putzig“ findet der Tierfotograf diese Nager. Diese freundliche Einschätzung dürften mehr Menschen teilen bei dem Schnappschuss, der ihm bei der Fütterung der Schwalben unter einem Giebel an der Gester Straße gelungen ist. Mit Stativ und dem Bruchteil einer Sekunde (2000stel) für die Blende. „Bei der Fluggeschwindigkeit wär’s sonst unscharf geworden“, erläutert der bodenständige Fachmann. Rundballen auf dem abgemähten Feld belegen: Die Ernte hat längst begonnen.

September Ein ziemlich altes, grün bepflanztes Bett aus Stahl vorm Haus an der Xantener Straße, davor ein Paar ausgetretene Schuhe, aus denen Blumen wachsen. Die Wildgänse sind zurück in den Flöth­wiesen. Der Essigbaum sorgt für einen knallroten Herbst an den verlassenen Gleisen an der Poststraße.

Oktober Rüben-Massen türmen sich am Reekwall auf, werden mit einer Maschine auf Lkw verladen. Die Herbstsonne taucht die Bönninger Straße in bezauberndes Licht. Ohne Übertreibung: eine Idylle. Frühnebel in der Morgensonne auf den Flöthwiesen, die kaltweiß schimmern. Noch recht zarte Vorboten des Winters.

November Abenddämmerung an der Mühlohlsley. Kopfweiden stehen in Reih’ und Glied. Die Sonne lugt zurückgezogen unter einem Wolkenschleier hervor. In der Jägerruh schießen Spargelwälder und erinnern an lange zurückliegende Genüsse, die verborgen in der Erde sprossen. Die kleine Novembersonne scheint ihr bescheidenes Licht auf die Streuobstwiese am Flöthweg. 

Dezember Ein Schwimmteich am Friedhofsweg trägt eine dünne Eisschicht. Ein bunt beleuchteter Traktor ist die ländliche Antwort auf den Weihnachtstruck einen Getränkeriesen. Einem Baumstumpf an der Gester Straße ist eine rote Mütze übergestreift worden, und er trägt einen weißen Bart. Ein Tannenbaum daneben wirkt ein wenig verloren. Es ist wieder Weihnachten.

(bp)
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