Rheinberg Bescherung in der Grundschule Millingen
Rheinberg · Vor Beginn der Ferien war für Alex und Fynn-Leon an der Grundschule in Millingen gestern schon Weihnachten. Der Spendenaufruf verhallte nicht. Gestern lieferte das Sanitätshaus Hodey die Spezialstühle für die behinderten Jungen.
Strahlende Augen bei Alex und Fynn-Leon sowie ihren Klassenkameraden. Die beiden sind völlig aus dem Häuschen. Die Achtjährigen besuchen die zweite Klasse der Gemeinschaftsgrundschule Millingen und leiden an einer Muskelerkrankung, die sie in ihrer körperlichen Bewegungsfreiheit erheblich einschränkt. Um beispielsweise wie andere Kinder von ihren Stühlen aufzuspringen, fehlt ihnen aufgrund ihrer Erkrankung einfach die Kraft.
Für Alex und Fynn-Leon wurde der letzte Schultag vorm Start in die Weihnachtsferien zu einem besonderen Erlebnis. Für sie war schon gestern Bescherung. Sie erhielten knallblaue Therapiestühle, die ihnen den Schulalltag künftig wesentlich erleichtern. Beim integrativen Modell Madita-Fun ist die Höhe verstellbar. Längeres Sitzen auf dem Stuhl, wie es der Unterricht verlangt, ist damit ohne Einschränkungen möglich.
"Toll" und "cool" sind die ersten Noten, als sie ihre neuen Therapiestühle "besetzt" haben. Die Freude hat ihnen ein bisschen die Sprache verschlagen. "Die Therapiestühle sind individuell auf den kindlichen Körper einstellbar und wachsen mit", sagt Georg Küppers, der mit Torsten Loffeld-Hodey vom Kamp-Lintforter Sanitätshaus Hodey für das vorgezogene Weihnachtsfeeling gesorgt hat.
"Bei dieser fortschreitenden Muskelerkrankung ist es wichtig, dass Kinder ein gutes, aufrechtes Sitzverhalten entwickeln. Denn im Laufe der Zeit verändert sich sonst bei solchen Patienten die Körperhaltung", sagt Georg Küppers über den langfristigen Therapievorteil. Weiterer Aspekt: Alex und Fynn-Leon sind nun voll ins Klassengeschehen integriert, gehören zur Gemeinschaft.
"Wir wollten die Ablehnung der Finanzierung durch die Krankenkassen nicht hinnehmen, die eine Bewilligung vom häuslichen Gebrauch der Stühle abhängig machen. Bei Kindern, die eh die meiste Zeit in der Schule sind, ergibt das wenig Sinn", sagt Integrationshelferin Steffi Königs. Sie rief daher im Sommer zur Spendenaktion auf.
Die Resonanz in Millingen, bei Vereinen und Privatpersonen, war überwältigend. Facebook sorgte für den Rest. Das noch fehlende Sahnehäubchen setzte das Kamp-Lintforter Sanitätshaus Hodey oben drauf. Das Fachunternehmen spendete die noch fehlende Summe. Rund 3000 Euro kostet ein Stuhl. "Da sind wir mit dem Herzen dabei. Unser Beruf ist Berufung, wie wir mit Alex und Fynn-Leon jetzt wieder erleben", so Torsten Loffeld-Hodey mit Blick auf die beiden Zweitklässler, die bei Schulleiterin Jasmin Brune mit Hilfe der Therapiestühle dem Unterricht nun aktiv folgen können. "Endlich, endlich hat es geklappt", sagen die Jungen, als die Stühle während der Weihnachtsfeier unter tosendem Applaus der Klassenkameraden in die Turnhalle gefahren werden. "Die Stühle gehören den Kindern, die sie später zu ihren weiterführenden Schule mitnehmen", sagt Rektorin Brune. "Diese Stühle erleichtern ihren Schulalltag ungemein."
Auch Hans-Josef Angenendt aus Menzelen unterstützt die Aktion von Herzen. Er hat inzwischen mehr als 100 Kalender verkauft, den Heimatkalender Menzelen und den "Bej ons öm de Eck" mit Bildern von Ossenberg bis Xanten. Der Erlös, rund 400 Euro, geht zu Beginn des neuen Jahres komplett an die Grundschule in Millingen.
