Rheinberg Bergbaubetroffene drängen auf Entschädigung

Rheinberg · Seit 25 Jahren gibt es die Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener (SGB). Altrhein-Sanierung ist heute Thema im Umweltausschuss.

Das Steinkohlebergwerk West in Kamp-Lintfort wurde vor mehr als drei Jahren geschlossen. Aber die Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener (SGB) ist nach wie vor aktiv. Sie versteht sich als Interessenvertretung für all jene, die Schäden an ihren Gebäuden als Folge des Abbaus nicht hinnehmen wollen. "Wir treffen uns nach wie vor an jedem ersten Dienstag im Monat um 19.30 Uhr in der Gaststätte ,Zur Schopsbröck'", sagte jetzt SGB-Sprecher Ulrich Behrens. Von den 910 Mitgliedern kommen im Schnitt fünf bis zehn zum Stammtisch. In diesem Jahr kann die SGB übrigens Jubiläum feiern: Die Interessengemeinschaft wurde 1991, also vor 25 Jahren, gegründet.

Auch ohne Kohleabbau gibt es für die SGB genug zu tun. So initiiert der Landesverband Bergbaubetroffener NRW mit seinen acht angeschlossenen Bürgerinitiativen und insgesamt rund 5000 Mitgliedern derzeit eine Umfrage zur Schadensbearbeitung der Ruhrkohle AG (RAG). Ulrich Behrens ist geschäftsführender Vorstandssprecher des Landesverbands und verweist auf die Veranstaltung "10 Jahre LVBB" am 7. April in Essen. Dort werden in einer Tagesveranstaltung verschiedenste Aspekte des Bergbaus aus Sicht der Betroffenen erörtert.

Zurück zur Umfrage: "Wenn nur zehn Prozent unserer Mitglieder mitmachen, sind wir schon zufrieden", unterstreicht Ulrich Behrens. Ein entsprechendes Formular findet man im Internet unter http://goo.gl/forms/O427w2210f. Die Umfrage ist anonym.

Ein weiteres Thema, mit dem die SGB befasst ist, ist ein modifiziertes Schlichtungsverfahren. Für Braun- und Steinkohle gibt es eine Schiedsstelle bereits, für den Steinsalzbergbau wird eine gefordert. Aus Sicht der Politik bestehe Konsens, dass man eine solche Schiedsstelle unter einem Dach anlegen soll, so Behrens (die RP berichtete). Die Salz-Industrie sträubt sich allerdings.

Kümmern werde man sich auch um die Entschädigung der Landwirtschaft. Behrens: "Die Lineg müsste einen bestimmten Flurabstand halten. Das Grundwasser darf nicht zu hoch steigen, weil sonst landwirtschaftlich genutzte Flächen unter Wasser stehen. Bisher hat der Bewirtschafter, also oftmals der Pächter, erkleckliche Summen als Entschädigung bekommen. Jetzt soll das Geld an den Eigentümer der Flächen gehen. Das ist kontraproduktiv." Eine alte Forderung der SGB ist die Altrheinsanierung. In die Fossa ist vor Jahren eine Folie eingezogen worden, um das Einsickern von bergbaubedingten Schadstoffen wie PCB ins Erdreich zu verhindern. "Jetzt", so Ulrich Behrens, "müsste die Folie wieder rausgenommen werden, damit das Wasser auf natürliche Weise einfließen kann. Denn die Fossa hat wenig Wasser, weil der Bergbau nicht mehr pumpt." Die Altrhein-Sanierung steht heute Abend auf der Tagesordnung in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (17 Uhr, Raum 249, Stadthaus). Die CDU hatte einen entsprechenden Antrag dazu gestellt.

Was in Wassenberg ein Thema ist und bereits zu Rissen an Häusern geführt haben soll, könnte auch im Einflussbereich des Bergwerks West für Gesprächsstoff sorgen: der Grubenwasseranstieg. Durch das Wasser erhöhe sich der Druck auf die Gebäude. Deshalb fordert die Schutzgemeinschaft, den Boden professionell vermessen zu lassen. Doch das lehne die RAG ab.

Unklar ist auch noch, ob eine Verschiebung der Nulllinie - sie markiert den Rand des Senkungstrichters - vorgenommen werden kann. Ein von der Bezirksregierung Arnsberg veranlasstes Gutachten dazu für Rheinberg soll im Laufe des Jahres kommen.

Das dürfte Hauseigentümer interessieren: Denn wessen Gebäude innerhalb dieses Bereichs liegt, der hat deutlich bessere Chancen, eine Entschädigung von der RAG zu bekommen.

(up)
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