Landwirtschaft in Alpen Landwirte: „Ackerbau ist auch Klimaschutz“

Alpen · „Frag doch mal den Landwirt“, hieß es bei einem Podium auf dem Spargelhof Schippers in Veen. Das Interesse an dem Thema war ausgeprägt.

 Staatssekretär Heinrich Bottermann (rechts) diskutierte auf dem Spargelhof mit Landwirten und Verbrauchern.

Staatssekretär Heinrich Bottermann (rechts) diskutierte auf dem Spargelhof mit Landwirten und Verbrauchern.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Dass Deutschlands Landwirte in großer Aufregung sind, haben sie in den vergangenen Monaten bei vielen Demonstrationen deutlich gemacht. Der Ärger konzentriert sich im Wesentlichen auf die neue Düngeverordnung. Was genau dahinter steckt, wissen aber die wenigsten. Der Veener Landwirt Lukas Hegmann hatte deshalb die Idee, gemeinsam mit der Landjugend, der örtlichen Bauernschaft und der Initiative „Land schafft Verbindung“ zu einer Diskussionsveranstaltung auf den Spargelhof Schippers zu laden. „Die Resonanz ist positiv, das Thema scheint zu elektrisieren“, stellte Veens Ortsvorsteher Michael van Beek zu Beginn fest. Über 100 Gäste waren gekommen, um das Motto des Abends „Frag den Landwirt“ in die Tat umzusetzen.

Beantwortet wurden die Fragen von Leuten, die wissen müssen, wovon sie reden: Heinrich Bottermann (Hamminkeln), Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz sowie sieben regionale Landwirte aus den Bereichen Ackerbau, Viehzucht und Gemüseanbau. Zur Einstimmung stellten die Bauern ihre Höfe in kleinen Videosequenzen vor und widerlegten damit schon mal das eine oder andere Klischee. „Im Ferkelstall haben wir eine Fußbodenheizung installiert. Das ist für die Tiere komfortabler“, erklärte etwa Schweinezüchter Georg Biedemann.

Unter dem Eindruck dieser Bilder hatte das Moderatoren-Duo Marlene Wache und Lukas Hegmann etwas Mühe, die Fragerunde in Gang zu bringen. Als Eisbrecher fungierte schließlich Günter Helbig. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Alpener Rat richtete die Frage an Heinrich Bottermann, warum die Ampel der hiesigen Messstelle für die Nitrat-Belastung immer noch nicht auf Grün stehe, obwohl sich die Werte längst verbessert hätten. Bottermann: „Die Messbereiche waren bisher zu groß. Nun hat ein Umdenken stattgefunden. Insgesamt sehen wir eine vorsichtige Tendenz, dass die Belastung heruntergeht.“

Ein Besucher wollte wissen, ob die Verordnung Vorteile bringe oder nur die Arbeit der Landwirte erschwere. „Wir sind uns der Verantwortung durchaus bewusst. Aber wenn wir jetzt gezwungen werden, Pflanzen 20 Prozent unter Bedarf zu düngen, können sie darauf mit Krankheiten reagieren“, antwortete Georg Biedemann. Er gab zu bedenken, dass der Salat dann nicht mehr dunkelgrün, sondern hellgrün sei. Der Geschmack ändere sich dadurch zwar nicht, aber entscheidend für den Erfolg sei das Kaufverhalten des Kunden im Supermarkt.

Überhaupt nahm Biedemann die Verbraucher beim Thema sauberes Grundwasser mit ins Boot: „Die Frage ist, ob Menschen bereit sind, für eine saubere Umwelt mehr zu bezahlen und auch mal eine Möhre zu essen, die nicht ganz so gerade gewachsen ist.“ Die Umwelt-Debatte möchten Landwirte aber nicht aufs Grundwasser einengen. Gerade der Ackerbau nämlich könne einen Beitrag zur Verbesserung des Klimas leisten. Biedemann: „Humus bindet das schädliche CO2 aus der Luft. Mit der Einbringung der richtigen Zwischenfrucht sind wir in der Lage, aktiv zum Klimaschutz beizutragen.“

Die Landwirtschaft ist ein breites Feld. Den Veranstaltern ist es gelungen, das Podium mit Vertretern aller Bereiche zu besetzen. Unter ihnen war Ruth Laakmann-Schreiber, die mit ihrem Mann auf dem Alpener Schanzenhof biologischen Ackerbau und Viehzucht betreibt. An sie richtete sich die Frage, wie Bio bei so vielen Verordnungen möglich sei. „Wir nutzen den Dung unserer Tiere für den Acker. Das Problem für den ökologischen Landbau ist, dass die Sperrzeit für das Einbringen von Mist auf zwei Monate ausgedehnt werden soll. Wir dürfen dann unseren natürlichen Dünger nicht einbringen. Manche Verordnungen gehen an der Praxis vorbei.“

Beim Reiz-Thema Gülle erregten sich die Gemüter. Vielen stinkt es, dass sie in großen Mengen aus den benachbarten Niederlanden importiert wird. „Gülle ist ein hochwertiger organischer Dünger. Ob der aus Holland kommen muss, darüber lässt sich streiten. Aber wir wollen doch die Kreislaufwirtschaft“, sagte Landwirt Martin Wache. Verhindern lasse sich die Einfuhr eh nicht, erklärte Staatssekretär Bottermann: „Nach europäischem Recht ist dieser Dünger ein Wirtschaftsgut, das frei gehandelt werden darf. Kontrollieren dürfen wir das somit auch nicht.“

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