Rheinberg Bald verstummt das Pfeifen der Loks

Rheinberg · Bis Ende Oktober müssen die Anwohner der Niag-Bahnlinie zum Orsoyer Niag-Hafen noch Geduld haben. Dann soll es in Vierbaum, Orsoyerberg und Orsoy an der Strecke endlich ruhiger werden.

 Thomas Scherbarth, stellvertretender Eisenbahnbetriebsleiter und Leiter Infrastruktur bei der Niag, am Bahnübergang Siedlerweg. Auch dort wird momentan gearbeitet.

Thomas Scherbarth, stellvertretender Eisenbahnbetriebsleiter und Leiter Infrastruktur bei der Niag, am Bahnübergang Siedlerweg. Auch dort wird momentan gearbeitet.

Foto: Christoph Reichwein

Im Auftrag der Verkehrsbetriebe werden derzeit die Bahnübergänge Baerler Straße/Mühlenstraße, Lohmühler Weg und Siedlerweg technisch erheblich aufgewertet. So wird am Siedlerweg im Wohngebiet Orsoyerberg, wo bisher nur Andreaskreuze auf die Bahn hinwiesen, eine Lichtzeichenanlage errichtet. "Dazu müssen wir erst einmal Strom dorthin legen", sagt Thomas Scherbarth. Er ist stellvertretender Eisenbahnbetriebsleiter und Leiter Infrastruktur bei der Niag. Im Zug der Arbeiten wird auch die Fahrbahn auf beiden Seiten des Übergangs angepasst. Der Übergang Siedlerweg auf Rheinberger Stadtgebiet gilt als schwach frequentiert. Scherbarth erklärt, was das bedeutet: "Der Übergang wird weniger als 100 Mal pro Tag benutzt." Die Niag investiere dort nicht aus Gründen der Sicherheit, sonden um die Anwohner vor Lärm zu schützen.

Auch am Lohmühler Weg - der Übergang liegt auf einer privaten Fläche - wird eine Lichtzeichenanlage installiert. Eine Stromleitung muss dorthin nicht verlegt werden, die Lichtanlage wird vom nicht weit entfernten Übergang Baerler Straße mitversorgt.

Der verkehrsreichste der drei Übergänge ist der an der Baerler Straße, der auch die Grenze zur Stadt Duisburg (Baerl) markiert. Thomas Scherbarth: "Er war bereits technisch gesichert, allerdings stammt die Blinklichtanlage aus dem Jahr 1965 und war längst fällig." Nun kommt dort eine Lichtzeichenanlage mit Halbschranken und Gehwegschranken hin. Da es auf der Duisburger Seite bisher keinen Fußgängerweg gibt, wird die Niag die Lücke im Zuge der Arbeiten schließen.

Auch ein vierter Bahnübergang ist in die Überlegungen eingebunden, - ein kleiner Viehtrieb Richtung Orsoyer Friedhof an der Bendstege. Scherbarth: "Geplant ist, dass dieser Übergang aufgegeben wird. Dann könnte das Pfeifen der Züge auch dort entfallen. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer sind allerdings noch nicht abgeschlossen."

Die Nettokosten für die gesamte Maßnahme an den Bahnübergängen beziffert Thomas Scherbarth auf rund 900.000 Euro. Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz werden sie gedrittelt: ein Drittel trägt die Niag, ein Drittel das Land Nordrhein-Westfalen und ein Drittel die Straßenbaulastträger. Das ist beim Siedlerweg die Stadt Rheinberg, Beim Übergang Baerler Straße/Mühlenstraße teilen sich die Städte Duisburg und Rheinberg die Kosten. Beim Lohmühler Weg greift eine privatrechtliche Vereinbarung zwischen Niag, Bürgerinitaitive und dem Eigentümer des Weges.

Die Niag hat bereits in den vergangenen Jahren in andere Maßnahmen investiert und damit den Güterverkehr leiser gemacht. Thomas Scherbarth: "Wir haben schon einige tausend Bahnschwellen aus Holz gegen Betonschwellen getauscht. Außerdem haben wir die Gleise verschweißt, so dass es keine Stoßlücken mehr gibt." Auch sei der Schotter im Gleisbett verdichtet worden. Eine Maßnahme, die dazu führt, dass die Züge und Waggons ruhiger laufen. Nicht zu vergessen die Schienenschmieranlage, die wegen der engen Kurvenführung unweit der Baerler Straße installiert worden ist. Dadurch, dass vor dem Anrollen eines Zuges ein feiner Schmierfilm auf die Gleise gelegt wird, verringert sich das Quietschgeräusch. Die Niag eigene Bahnstrecke ist nach wie vor stark befahren. Im Schnitt gibt es 20 bis 25 Zugfahrten pro Tag - verteilt über 24 Stunden. Überwiegend wird im Orsoyer Hafen angelandete Importkohle mit Zügen weggefahren. Zum Teil bis nach Baden-Württemberg, wo sie in Kohlekraftwerken verfeuert wird. Inzwischen wird aber auch Koks zum Hafen am Rhein verfrachtet und dort auf Schiffe geladen.

Schon seit 2012 setzt sich die Bürgerinitiative "Niag Bahnlärm" dafür ein, dass das Leben an der Güterbahnstrecke erträglicher wird. Thomas Scherbarth sagte, die Niag hätte die Maßnahmen gern früher umgesetzt, allerdings hätte allein das geforderte und letztendlich umgesetzte Planfeststellungsverfahren 18 Monate gedauert. Er machte aber auch deutlich, dass die Niag nicht verpflichtet gewesen sei, die Bahnübergänge nachzurüsten. Dennoch seien die Verkehrsbetriebe froh, dass der gesamte Prozess für alle Beteiligten reibungslos über die Bühne gegangen sei.

(up)
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