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Rheinberg Auf dem Fahrrad quer durch Europa

Rheinberg · Vier Rheinberger verbringen alljährlich zwei Wochen im Sattel. Nach 4000 Kilometern war das Ziel St. Petersburg erreicht.

 Bisweilen galt es, den Blick von der wunderbaren Natur konzentriert auf den Weg zu richten. Denn ausgebaute Radwege gab es zwischen Estland und St. Petersburg eher selten.

Bisweilen galt es, den Blick von der wunderbaren Natur konzentriert auf den Weg zu richten. Denn ausgebaute Radwege gab es zwischen Estland und St. Petersburg eher selten.

Foto: privat

Urlaub mit dem Rad gibt die Freiheit, abseits der Touristenpfade Land und Leute kennenzulernen. Und auch die Natur erlebt man hautnah. Was allerdings ungeachtet aller Schönheiten durchaus zur echten Geduldsprobe ausarten kann, wie Ulrich Schwan weiß. Im Baltikum zum Beispiel. "Hier sind wir tagelang nur durch Wälder gefahren, immer schnurstracks geradeaus", erinnert sich der 58-jährige Rheinberger. Da habe er sich schon diebisch gefreut, wenn am Ende des Tages irgendwo eine Kurve auftauchte.

 Hans-Gerd Schroers Arnold Hendricks Ulrich Schwan Jörg Büngeler aus Wülfrath (ehemaliger Rheinberger) am Zielort in St. Petersburg.

Hans-Gerd Schroers Arnold Hendricks Ulrich Schwan Jörg Büngeler aus Wülfrath (ehemaliger Rheinberger) am Zielort in St. Petersburg.

Foto: NN

Gemeinsam mit Hans-Gerd Schroers (59), Arnold Hendricks (55) und Jörg Büngeler (51) hat Schwan den Europaradweg von Bologne sur Mer nach St. Petersburg absolviert. 4000 Kilometer in sechs Etappen: Seit 2008 waren die Radler jeweils acht bis 14 Tage im Sattel unterwegs. Das letzte Teilstück von 800 Kilometern führte die Radler nun von Valga (Estland) ans Ziel St. Petersburg.

Zwar ist Urlaub mit dem Rad längst nicht mehr nur etwas für Individualisten, aber von Frankreich nach Russland radeln? Das ist nun kein Pappenstiel. Pannen, Unfälle und bürokratische Hürden, der Weg von West nach Ost birgt manche Stolperfalle. "Davon sind wir wirklich komplett verschont geblieben", betont Ulrich Schwan. Doch Schroers, Hendricks, Büngeler und Schwan sind natürlich keine Hasardeure, die sich blauäugig ins Abenteuer stürzen. Wichtige Informationen und Tipps haben sie sich im Rahmen ihrer Planungen beim Europaradweg-Treffen in Wittenberg geholt. Ganz wichtig: Europäischen Standard dürfe man nicht erwarten. "Wir haben unsere Unterkünfte immer vor Ort gesucht, um bei der Länge der Tagesetappen flexibel zu bleiben", so Schroers. Da habe man manches Mal einfach hart im Nehmen sein müssen.

Zudem hat das Radler-Quartett Russisch gelernt. "Trotz GPS-Einsatzes ist es durchaus sinnvoll, zumindest die Straßenschilder lesen zu können", berichtet Ulrich Schwan. Außerdem erleichtern es ein paar Brocken der Landessprache, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Und gerade damit verbinden die vier Radler unbezahlbare Erinnerungen. "In einem ,Biergarten' sind wir mit russischen Jugendlichen ins Gespräch gekommen und haben einen wunderbaren Abend verbracht", erinnert sich Hans-Gerd Schroers.

Überhaupt: Es war stets die Freundlichkeit der Menschen, die beeindruckt hat. Die soziale Schere zwischen Land- und Stadtbevölkerung klaffe im ehemaligen Ostblock unvorstellbar weit auseinander; bei der Fahrt übers Land gewinne man den Eindruck, auf Zeitreise in vergangene Jahrhunderte zu sein. Dennoch zeigen sich die Menschen hier offen und hilfsbereit. "Es wurde nicht lange diskutiert, ob wir unsere Räder nachts hinter den Tresen der Pension stellen können, das wurde einfach so gemacht", erinnert sich Schroers. Ganz unkompliziert und lösungsorientiert.

Was sie auf den gesamten 8000 Kilometern am meisten beeindruckt hat, können die Rheinberger Radler kaum sagen. "Eine Zöllnerin hat uns bei der Ausreise von Russland nach Litauen auf Deutsch begrüßt, das fand ich unglaublich", erinnert sich Arnold Hendricks.

Aber auch die Kultur hat nachhaltigen Eindruck hinterlassen: Tartu, die zweitgrößte Stadt Estlands zeige sich als Studentenstadt offen und lebendig, die polnische Hafenstadt Danzig sei ein architektonisches Kleinod und St. Petersburg mit den Prachtbauten geradezu überwältigend. "Wirklich jedes Land, das wir durchfahren haben, hatte seine Reize und Besonderheiten", sind sich Schroers, Schwan und Hendricks einig.

(RP)
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