Rheinberg Auch ein Klavier kann brachial sein

Rheinberg · Maki Namekawa und Dennis Russell Davies gastierten in der Rheinberger Stadthalle beim Klavier-Festival Ruhr 2018. Viel Beifall, aber keine Zugabe.

Als letztjähriger Preisträger gastierten Maki Namekawa und Dennis Russell Davies in der Stadthalle beim Klavier-Festival Ruhr 2018. Das seit 2005 erfolgreiche Klavierduo, das vornehmlich in Europa und Nordamerika auftritt, hatte im ersten Teil Werke von Bernstein und Strawinskys "Le sacre du printemps" im Programm. Sie offerierten einen selten gehörten Ein-klang an zwei Steinway D Konzertflügeln (Länge 2,74 Meter).

Bei Bernsteins "Three Dances Episodes from 'On the Town'" bewiesen die Künstler, dass sie ein perfekt aufeinander eingespieltes Team sind, das mit technischer Perfektion sowie einem bestechenden Rhythmusgefühl aufeinander reagiert. Gerade bei George Gershwin ist der Schwung unerlässlich für die Wirkung der Musik. Es wurde deutlich, wie schwierig es ist, Orchesterkompositionen aufs Klavier zu übertragen. Die Klangfarben eines Orchesters und die exotischen Rhythmusinstrumente konnten auf dem Klavier nur unzureichend wiedergegeben werden, so dass ein ganz anderer, ebenso reizvoller Klangeindruck entstand.

Maki Namekawa und Dennis Russell Davies näherten sich der "Music for Two Pianos" mit Gespür für Gleichmaß und Harmonien. Sie zeigten die Vielschichtigkeit eines häufig als zu populär verschrienen Komponisten. Sie schafften es immer wieder, den Sinfonischen Tänzen aus der "West Side Story" in der Bearbeitung von John Musto beiden Flügeln eine fast orchestrale Farbigkeit zu entlocken, die sich mit der teils vertrackten Rhythmik zu einem stimmigen Ganzen verband aber mit den bekannten Melodien von Gershwin haushaltete. Umso mehr freute sich das Publikum über fragmentarische Begegnungen mit "Maria" oder "Somewhere" und fragte sich zwischendurch: "Sind es wirklich zwei Pianisten, die da an zwei Flügeln sitzen?"

In Teil zwei ging's mit Strawinsky im vierhändigen Spiel auf einem Flügel weiter. "Wir kommen uns sehr nahe, aber wir sind ja verheiratet", so Russell Davies. Ohne gefühlsüberladene Romantik fiel die Interpretation recht sachlich aus. Beeindruckend das virtuos leichtfüßige Spiel, der präzise Anschlag, die Synchronität und die abgestimmte Dynamik. Auch ein Klavier kann laut und brachial sein. Akzente und dynamische Hörerlebnisse erschlossen sich den Zuhörern, die trotz lang anhaltendem Beifall auf eine Zugabe verzichten mussten.

(USP)
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