Artlon-Streetart-Aktion in Rheinberg Das große A und die Kraft der Farben

Rheinberg · Die Streetart-Aktion „Big A“ in der Rheinberger Reichelsiedlung setzt Maßstäbe weit über die Stadtgrenzen hinaus. Internationale Künstler-Teams haben sechs große Hauswände nach Themenvorgaben gestaltet.

 Malakkai aus Spanien und Hombre aus Deutschland haben sich mit Jugendthemen befasst.

Malakkai aus Spanien und Hombre aus Deutschland haben sich mit Jugendthemen befasst.

Foto: Uwe Plien

Die Streetart-Aktion „Big A“ (großes A) des MAP-/Artlon-Teams dürfte die größte Kunstaktion sein, die es bisher in Rheinberg gegeben hat. Zumindest von den Ausmaßen her stellt sie alles Bisherige in den Schatten. An sechs bis zu 20 Meter hohen Wänden von Hochhäusern in der Reichelsiedlung wurde die Tristesse von Eternitplatten und langweiligem Mauerwerk gegen riesige Gemälde eingetauscht. Eine Galerie dieser Art unter freiem Himmel sucht ihresgleichen. Das gibt es selbst in vielen Großstädten nicht. Beteiligte Künstler wie der in Kopenhagen lebende Spanier Malakkai, die schon in aller Herren Länder gesprüht, gepinselt und gemalt haben, sprechen von der Einzigartigkeit dieser Aktion.

Geplant und organisiert haben das Ganze die Rheinberger Brüder Manuel und Marco Kutz zusammen mit ihrem baskischen Freund, dem Künstler Javer Landa Blanco. Javi, wie er meist genannt wird, hat in Rheinberg eine zweite Heimat gefunden. Dem Trio gebührt ein großes Lob und Dankeschön für seinen ehrenamtlichen Einsatz und kreativen Output.

 Bei Corte und Jon ging es um Brauchtum: Der Text des Rheinberger Liedes ist drin, auch die Vereinsfarben des TuS 08, ebenso wie Motive aus dem Baskenland, wo Corte herkommt.

Bei Corte und Jon ging es um Brauchtum: Der Text des Rheinberger Liedes ist drin, auch die Vereinsfarben des TuS 08, ebenso wie Motive aus dem Baskenland, wo Corte herkommt.

Foto: Kutz & Kutz

Die hoffentlich nachhaltige Kunst dürfte zu einem Anziehungspunkt werden und die Reichelsiedlung mit ihrem nach wie vor schlechten Ruf aufwerten. Wie schön wäre es, wenn mehr Rheinberger über die Kraft der Farben miteinander ins Gespräch kämen und Vorurteile abgebaut würden.

 Die beiden bulgarischen Künstler Arsek und Erase haben auf einer Häuserwand der Buchenstraße das Thema Kinder umgesetzt.

Die beiden bulgarischen Künstler Arsek und Erase haben auf einer Häuserwand der Buchenstraße das Thema Kinder umgesetzt.

Foto: Manuel Kutz

Sechs Wände – sechs Kategorien, sechs Motive. Nach einer Umfrage zum Thema „Was ist für dich Zuhause?“, an der sich mehr als 3100 Menschen beteiligten, kreierten die Künstler-Teams ihre Visualisierungen in verschiedenen Kategorien. Die Vorgabe „Kinder“ bearbeiteten die beiden Bulgaren Arsek und Erase. Den Aspekt „Jugendliche“ setzten Malakkai (Spanien/Dänemark) und Hombre (Deutschland) gemeinsam um. Der Serbe Artez und sein Assistent Kuba befassten sich mit den Wünschen im Bereich „Erwachsene“, während die Spanier Cristian Blaxer und Repo erfolgreich die Kategorie „Senioren“ beackerten.

 Vom Belgier Nean und dem Spanier Astrain stammt ein spannender Beitrag zu Politik und Verwaltung.

Vom Belgier Nean und dem Spanier Astrain stammt ein spannender Beitrag zu Politik und Verwaltung.

Foto: Kutz & Kutz

Javier Landa Blanco alias Corte und sein Kollege Jon schufen ein Werk zu „Brauchtum und Vereine“. Der Text des Rheinberger Liedes ist mit eingebaut, ebenso der eines baskischen Liedes; Corte stammt aus dem Baskenland. Als Grundfarben wählten die beiden Künstler Gelb und Blau – die Vereinsfarben des TuS 08 Rheinberg. Spannend ist auch der Beitrag des Belgiers Nean und des Spaniers Astrain in der Abteilung Politik/Verwaltung. Ein zentraler Begriff dabei sei Vertrauen, schilderte Astrain. Deutlich gemacht haben sie das anhand eines Rasiermessers am Hals eines Mannes. Zwei Hauswände an Buchen- und Ahornstraße sind unbemalt geblieben. Man mag auf den ersten Blick bedauern, dass die dort zuständige Wohnungsverwaltung sich nicht zum Mitmachen erweichen ließ. Auf den zweiten Blick bieten diese beiden Wände eine gute Vergleichsmöglichkeit: Wie trostlos wirken sie doch im Gegensatz zu den sechs Kunstwerken gleich in der Nachbarschaft!

 Das Artlon-Team (v.l.): Marina Derler, Javier Landa Blanco, Manuel Kutz, Michi Ertelt und Marco Kutz. Es fehlt Ivan Komso.

Das Artlon-Team (v.l.): Marina Derler, Javier Landa Blanco, Manuel Kutz, Michi Ertelt und Marco Kutz. Es fehlt Ivan Komso.

Foto: Kutz & Kutz
 Cristian Blanxer und Repo aus Spanien haben das Thema Senioren visualisiert.

Cristian Blanxer und Repo aus Spanien haben das Thema Senioren visualisiert.

Foto: Uwe Plien
 Artez und Kuba befassten sich mit dem Thema „Erwachsene“.

Artez und Kuba befassten sich mit dem Thema „Erwachsene“.

Foto: Kutz & Kutz

Rheinbergs „Big A“ ist ein Hingucker, ein künstlerisches Highlight und in sozialer Hinsicht ein starker Brückenschlag geworden. Das verdient viel Anerkennung und Respekt. Hoffentlich geht es 2022 in der Reichelsiedlung weiter.

(up)
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