Vorfall in Rheinberg Anzeige wegen Belästigung - Polizei spricht von Missverständnis

Rheinberg · In Rheinberg soll ein Polizist am Sonntag erst auf massives Drängen von Opfer und Zeugen eine Anzeige gegen einen Asylbewerber geschrieben haben. Die Polizei hat dieser Version am Mittwoch widersprochen.

Noch immer ist nicht klar, was genau sich genau am Freitagbend in Höhe Edeka-Markt in Orsoy abgespielt hat. Eine 15-jähriges Mädchen war von einem augenscheinlich betrunken Bewohner Mann attackiert worden und hat hinterher der Polizei vorgehalten, ihr von einer Anzeige abgeraten zu haben. Ein Zeuge hatte die Darstellung bestätigt. Die Polizei bekräftigte Mittwoch, dass sie "ein sehr starkes Interesse" daran habe, "den Sachverhalt objektiv und lückenlos aufzuklären", so Polizeisprecherin Sabine Vetter. Man werde daher noch einmal mit allen Beteiligten sprechen.

Mit den Beamten sei das inzwischen geschehen. "Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es aber keinen Hinweis darauf, dass die eingesetzten Polizisten keine Anzeige hätten aufnehmen wollen", so Vetter. Sie räumte gestern allerdings ein, dass es "in einer emotional sehr aufgeladenen Situation zu Missverständnissen" gekommen sein könnte. Insbesondere der Zeuge, der der jungen Frau zur Hilfe geeilt sei, sei sehr aufgebracht gewesen und habe immer wieder gedrängt, den 50-jährigen Algerier "wegen Belästigung" anzuzeigen.

"Doch diesen Straftatbestand gibt es nicht", sagte Vetter. Daher sei es den Beamten vor Ort vornehmlich darum gegangen zu klären, was denn nun tatsächlich zur Anzeige gebracht werden kann. Da der Mann das Mädchen an die Schulter gefasst habe, sei eine Anzeige wegen Nötigung geschrieben worden. Der Versuch, das Mädchen in ein dunkle Ecke zu zerren, sei nicht zu verifizieren gewesen.

Eventuell, so Vetter weiter, habe der Hinweis des Beamten, dass die Anzeige wegen Nötigung erfahrungsgemäß in diesem Fall ins Leere laufen werde, den Eindruck erweckt, dass die Polizei keine Anzeige habe aufnehmen wollen. "Aber es ist so, dass wir auf jeden Fall auch vermeintliche Kleinigkeiten anzeigen, um gar nicht erst den Verdacht aufkommen zu lassen, dass Dinge unter den Tisch fallen sollen.

Die junge Frau und ihr Vater sollen ihre Aussage Mittwochabend machen. Beide hatten wie der Zeuge, der seine Schilderung der Abläufe Mittwoch bestätigte, unserer Redaktion berichtet, dass die Polizisten mehrfach von einer Anzeige abgeraten hatten. Der beschuldigte Mann ist wie berichtet in eine andere Einrichtung verlegt worden.

(up)
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