Rheinberg Anwohner lehnen Logistikzentrum ab

Rheinberg · Ursula Schwutke präsentierte dem Rheinberger Rat als Sprecherin der Bürgerinitiative Messe Annaberg eine klare Position, lieferte aber auch Alternativen. Unklar ist, ob Wohnbebauung möglich ist - auch wegen der Nähe zu Inovyn.

 In Amsterdam hat die Bürgerinitiative ein Beispiel dafür gefunden, was man aus den Rheinberger Messehallen machen könnte. Dort sind alte Hallen so umgebaut worden, dass sie Wohnungen, Geschäfte und Ateliers beherbergen können.

In Amsterdam hat die Bürgerinitiative ein Beispiel dafür gefunden, was man aus den Rheinberger Messehallen machen könnte. Dort sind alte Hallen so umgebaut worden, dass sie Wohnungen, Geschäfte und Ateliers beherbergen können.

Foto: BIMA

Die Bürgerinitiative Messe Annaberg hat eine klare Meinung zu den Plänen für das Areal der Messe Niederrhein, da die Eigentümer darüber nachdenken, das Areal an einen Investor zu verkaufen. Der - die Firma LogProject aus Langenfeld - möchte dort ein Logistikzentrum entwickeln. Die Pläne dafür sind bereits vorgestellt worden und stießen bei den Anwohnern und auch bei Teilen der Politik auf wenig Gegenliebe.

In der Ratssitzung ergriff Ursula Schwutke als Sprecherin der Initiative das Wort. Die Leiterin der in der alten Reichel-Villa untergebrachten Privatschule "International School of Life" (und gleichzeitig Eigentümerin) sagte klar: "Wir lehnen das geplante Logistikzentrum komplett ab. Es gibt schon fünf Logistikzentren in Rheinberg, ein sechstes wollen wir nicht." Denn das bedeute nach Auffassung der Bürgerinitiative noch mehr Lkw-Verkehr, noch mehr Lärm und noch mehr Schmutz. Nicht zu vergessen die Lichtsituation. Schwutke: "Wie Sie alle wissen, sind Logistikzentren abends hell erleuchtet."

Die Privatschule verfügt über ein riesiges Grundstück mit viel Wald. Deshalb spiele auch der Artenschutz eine Rolle. Es lebten dort seltene Tiere - Habichte, Bussarde, Käuzchen. "Mag sein, dass Sie darüber schmunzeln", so die Sprecherin. "Aber für uns ist das wichtig."

Die Bürgerinitiative sei für Wohnbebauung. Ihr Vorschlag: Die Hallen mit ihrer ungewöhnlichen Architektur stehen lassen und umbauen. Wohnungen, Kleingewerbe, Geschäfte, Ateliers - alles das ließe sich realisieren. In den Niederlanden, speziell in Amsterdam, gebe es Vorbilder dafür. "Und", so Ursula Schwutke, "wenn sich die Eigentümer für diesen Weg entscheiden würden, könnte man sicher Architektur-Studenten mit einbeziehen."

Für Jürgen Bartsch von den Grünen steht fest: Wenn Wohnbebauung kommen soll, dann müssten bestimmte Dinge geklärt sein: die rechtlichen Voraussetzungen, Abstände, Lärmschutz, Altlasten im Boden. Bartsch: "Und wenn Wohnbebauung möglich wäre, in welchem Umfang ginge das?" Erich Weisser (CDU) gestand dem Ansinnen der Grünen einen "gewissen Charme" zu: "Wir wollen den Antrag allerdings auf Verwaltungshandeln begrenzen, wir wollen keine teuren Gutachten." Jürgen Madry (SPD) meinte: "Ich habe es klingeln hören, dass bei der Verwaltung Erkenntnisse vorliegen, welche rechtliche Möglichkeiten es gibt." Für Herbert Becker (FDP) gab es kein Vertun: "Für uns ist das Gewerbegebiet und das soll es auch bleiben."

Der Technische Beigeordnete Dieter Paus verwies auf die zentrale Frage: "Was ist auf der Fläche überhaupt möglich?" Als Grundlage für die Entwicklung gelte das, was für das Gebiet Rheinberger Heide mit dem Aldi-Logistikzentrum gelte: Gewerbe und Wohnen müssen in friedlicher Koexistenz realisierbar sein. Nicht vergessen werden dürfe die Nähe zum Chemiebetrieb Inovyn mit hochtoxischen Produkten wie Chlor. Schon heute lasse sich eine ziemlich klare Linie zwischen den Häusern im Wohngebiet neben der Messe, der Reichelsiedlung und den Häusern an der Alpener Straße sowie dem Störfallbetrieb Inovyn. "Ich will nicht sagen, dass es unmöglich ist, Wohnhäuser zu bauen. Aber das ist sicher schwer umzusetzen", so Paus.

(up)
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