Rheinberg Amtsgericht setzt auf Streitschlichterin

Rheinberg · Auseinandersetzungen können mit Hilfe von Mediatorin Sabine Reiff gelöst werden. Sie ist Familienrichterin.

 Sabine Reiff nutzt statt Robe und Gesetzbuch als Mediatorin Flipchart, Pinnwand und Karteikarten. Die Parteien sollen im Mediationsprozess selbst zu einer Lösung kommen.

Sabine Reiff nutzt statt Robe und Gesetzbuch als Mediatorin Flipchart, Pinnwand und Karteikarten. Die Parteien sollen im Mediationsprozess selbst zu einer Lösung kommen.

Foto: armin fischer

Landen Familien- und Nachbarschaftsstreitigkeiten vor Gericht, ist meist schon eine monate- oder gar jahrelange Auseinandersetzung vorausgegangen. Die Fronten sind verhärtet, keine Einigung mehr möglich. Man möchte seine Ziele mit gesetzlicher Hilfe durchsetzen. Allerdings kann ein Richterspruch oft mehr schaden als helfen. Das Rheinberger Amtsgericht setzt jetzt auf Mediation statt auf Urteil. Steht eine Verhandlung an, werden die Betroffenen an einen Tisch geholt und zum Gespräch gebeten. Die Mediation soll helfen, dass sich die Parteien auch nach der Einigung wieder in die Augen schauen können. Die Zivilrichter werden entlastet und Streitende zufriedengestellt.

Die Familienrichterin Sabine Reiff ist jetzt in Rheinberg auch als Güterichterin in der Mediation tätig. Im vergangenen Jahr hat sie dafür eine zusätzliche Ausbildung gemacht. Nun schlichtet sie Streit am ovalen Tisch im Besprechungszimmer. Anklagebank und Robe gibt es nicht. "Es geht nicht um eine juristische Lösung", betont Sabine Reiff. Übergibt der Zivilrichter ihr einen Fall, der sich für die Mediation eignen könnte, muss sie sich zunächst mit allen Betroffenen telefonisch in Verbindung setzten. Die Teilnahme ist natürlich freiwillig. Besteht Bereitschaft, lädt sie zu einem Treffen im Besprechungsraum ein. Mit Flipchart, Pinnwand, und auf Karteikarten hält sie den Überblick und übernimmt eher die Rolle der Moderatorin. Das bedeutet: Aufpassen, dass jeder zu Wort kommt und sich an die Regeln hält. Im Gespräch merkt man schnell, dass oft viel mehr unter der Wasseroberfläche brodelt, als es scheint. Im Nachbarschaftsstreit geht es nämlich meist nur vordergründig um die ungeliebten Gartenzwerge und laute Musik. Der Austausch hilft, denn wenn jeder seine Ansicht vertreten darf, besteht eher die Bereitschaft, die Wünsche des anderen zu tolerieren. Da die Parteien sich gemeinsam eine Lösung erarbeiten, ist die Motivation für die Umsetzung auch da. Natürlich wird das Ergebnis des Gesprächs schriftlich festgehalten und ist für alle verbindlich.

Als Beispiel aus ihrer Ausbildung nennt Sabine Reiff den Streit eines geschiedenen Ehepaares. Der Mann wollte eine gewisse Summe nicht zahlen, von der die Frau glaubte, sie stehe ihr zu. Ein gemeinsames Gespräch brachte die Einigung, dass man dieses Geld für das gemeinsame Kind anlege. So habe man das ganze zur Zufriedenheit aller lösen können. "Das kann man in einem Gerichtsverfahren nicht leisten", weiß die Familienrichterin aus eigener Erfahrung. Denn dort geht es immer nur um den konkreten Streitpunkt. Ein weiterer Vorteil: Es entstehen keine zusätzlichen Kosten.

(bil)
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