Text-Tafel in Rheinberg Ex-Schulleiter findet Fehler auf Denkmal - und korrigiert sie wie eine Klassenarbeit

Rheinberg · Rheinberg ehrt seinen großen Sohn Amplonius mit einer Bronzestatue. Aber auf der Tafel zum Denkmal stehen einige Fehler, wie im Nachhinein auffällt. Nun ist ein Schulleiter den Text wie eine Klassenarbeit durchgegangen.

 Die Amplonius-Statue in Rheinberg (Archivfoto).

Die Amplonius-Statue in Rheinberg (Archivfoto).

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Im Text auf der Bronzetafel an der Amplonius-Statue in Rheinberg sind offenbar mehr Fehler als zunächst bekannt. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls Siegfried Zilske, der ehemalige Leiter des damaligen Städtischen Gymnasiums in Kamp-Lintfort (SGKL). Der frühere Deutsch- und Geschichtslehrer hat die Tafel abfotografiert und wie eine Klassenarbeit behandelt: Zeile für Zeile ist er durchgegangen und hat angestrichen, was ihm aufgefallen ist. Dabei habe er acht Rechtschreib- und Grammatikfehler gefunden, die korrigiert werden sollten, schreibt Zilske in einer E-Mail an unsere Redaktion. Konkret strich er folgende Stellen an:

  1. Kollegium Amplonianum. Stattdessen: Collegium Amplonianum. Weil es die lateinische Bezeichnung ist, und sie wird mit C geschrieben.
  2. Bibliotheka Amploniana. Stattdessen: Bibliotheca Amploniana.
  3. Weltweite: Stattdessen: weltweit.
  4. Größte. Dahinter fehlt ein Wort.
  5. Kollegium. Stattdessen: Collegium.
  6. Amplonium. Stattdessen: Amplonianum.
  7. Unzählige. Es fehle ein „n“, weil hier der Dativ stehen müsse, nicht der Nominativ.
  8. Unzählige ist aus Sicht von Zilske aber auch das falsche Wort – er sieht eine Hyperbel, also eine Übertreibung. Das Wort solle durch „zahlreiche“ oder „viele“ ersetzt werden, schreibt der ehemalige Schulleiter.
 Der Ausdruck mit dem korrigierten Text.

Der Ausdruck mit dem korrigierten Text.

Foto: Zilske

Außerdem habe er auf der rechten Seite des Textes zwei „Abweichungen von anerkannten Normen“ markiert, „die aber weniger verbindlich sind und nicht zwingend eine Änderung erfordern würden“, erklärt Zilske. So empfiehlt er zum Beispiel, die Neun auszuschreiben, weil das bei Zahlen bis Zwölf üblich ist.

Zilske zeigt grundsätzlich Verständnis für die Macher der Tafel. „Jeder von uns, der häufig Texte verfasst, die auch nach außen gehen sollen, weiß um die Tücken des Fehlerteufels. Ich werfe auf die Verantwortlichen keine Steine.“ Aber die Fehler sollten korrigiert werden. „Bei Schrifttafeln, die auf Dauer angelegt sind und die der Öffentlichkeit dienen sollen, kann das nicht stehen bleiben.“

Die Amplonius-Statue war Mitte März enthüllt worden. Kurz darauf waren die ersten Fehler aufgefallen. Dazu hatte der Heimatverein mitgeteilt: „Der Text ist mehrfach von verschiedenen Leuten gegengelesen worden. Dass zwei Fehler darin sind, ist peinlich, aber das lässt sich nicht mal eben so ändern.“ In den folgenden Tagen ging die Debatte weiter und es wurden weitere Fehler gefunden. „Wir sammeln“, sagte dazu Edeltraud Hackstein, Vorsitzende des Heimatvereins. Am Ende werde sie mit allen Beteiligten darüber reden, was zu tun sei: korrigieren oder alles lassen, wie es ist.

Amplonius Rating de Berka ist der große Sohn der Stadt. 1363 oder 1364 in Rheinberg geboren, Mitte April 1435 in Köln gestorben. Er war ein Universalgelehrter, Arzt und bedeutender Büchersammler. 1412 gründete er in Erfurt das Collegium Amploniana – auch „Himmelspforte“ genannt – an der Universität Erfurt. 1433 richtete er dort neun Freistellen für Rheinberger Studenten ein. Zudem unterstützte er die Lateinschule, die von 1337 bis 1889 vor der St.-Peter-Kirche bestand und eng mit dem Namen Amplonius verbunden ist.

(wer)
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