Rheinberg Am Ende ist Lück doch im Glück

Rheinberg · Er schreit. Er rockt die Bühne. Er brüllt. Er spielt und verzweifelt. Ingolf Lück präsentierte dem Publikum in der Rheinberger Stadthalle zum Abschluss der Kabarettsaison 2010/2011 der Kulturbühne das Tempo geladene Soloprogramm "Lück im Glück".

Alltagswahnsinn

Von Glück war erst einmal keine Spur zu hören. Der leidgeprüfte Vater zweier ganz normaler Kinder "mit gehobener Grundausstattung" berichtet vom ganz normalen Alltagswahnsinn, der sich Familie nennt. Während seine Kumpels um die Häuser ziehen, hat der aus Bielefeld stammende "Vor-Vorort"-Kölner "Kinderdienst".

Auch wenn er sich mit seiner Frau dabei abwechselt (sie eine Woche, er einen Tag, dann wieder sie eine Woche), ist der Alltag in der heilen "Ramafrühstückswelt" mit all ihren Wunderkindern der Alete-Elite und deren frühkindlichen Superförderung einfach nur anstrengend. Hinzu kommt, dass man den lieben Kleinen ganz schnell nur peinlich ist, wenn sie dem "Mein Papa ist mein Superheld-Alter" entwachsen sind.

Mimikreich und gestenstark fetzte Lück mit beeindruckender Bühnenpräsens durch den Abend. Warum er rund zwei Stunden so (mehr oder minder) autobiographisch aus dem Nähkästchen plauderte? "Weil ich endlich mal mit jemandem reden kann." Später könne er gerne noch einmal rauskommen und sich auch die Probleme des Publikums anhören.

Die Probleme zwischen Kindern, Kumpels und Karriere trafen den Nerv, das Publikum schmunzelte, lachte oder prustete vor Vergnügen zwischen Papa-Taxi, dem Verlust der Skatrunde und des kühlen Bierchens (jedenfalls vor Kinderaugen) oder "der Liste", die aufzählt, was man bei fremden Kindern alles beachten soll.

Und dabei möchte doch auch der Überfünfzigjährige noch seine Jugendlichkeit behalten und nach dem Motto "Rock´n Roll" leben. Schwäche kann man(n) sich da nicht erlauben, man konkurriert schließlich mit den "american daddys".

Fröhlich feixend haut Lück dem Publikum den Irrsinn des Vaterseins um die Ohren, zur Bestätigung derer, die es täglich erleben und vielleicht als Warnung für noch Kinderlose — wenn, ja wenn es nicht Kabarett wäre und das Leben mit Kindern trotz all der zermürbenden Kleinigkeiten wie Elternabenden, dem Neid auf die Freunde und die auch nach durchwachten Nächten morgens gut aussehenden Muttis, die alles locker aus der Hüfte zu schaukeln scheinen, eigentlich doch ganz schön wäre.

Zusammenhalt

Doch auch Lücks Rock´n Roll-Zeit ist noch nicht vorbei, denn: "Der Familien-Rock´n Roll ist der geilere — wegen dem Zusammenhalt." Und so war der Comedian schlussendlich doch im Glück.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort