Rheinberg Altpapier bald nur noch Abfall?

Rheinberg · Ein „Krieg“ um Pappe und Papier wie im Sommer ist undenkbar geworden: Der Markt für Altpapier ist zusammengebrochen. Das merkt auch Rheinberg. Noch aber gibt es Erlöse, und die kommen den Bürgern zugute.

War das ein Ringen: Um auch weiterhin Altpapier aus der Stadt abholen zu können, war der große Entsorger Rhenus im Sommer am Ende sogar bereit, den Rheinbergern 35-Euro-Schecks zu schicken. Alte Pappe und Papier waren ein heiß begehrter Rohstoff. Doch fast alle Rheinberger setzten bei der Entsorgung auf den DLB.

Schiffe kommen zurück

Das ist Schnee von gestern. Der Altpapiermarkt ist am Boden. Manche fürchten, Altpapier könne bald nur noch als Altpapier entsorgt werden. Voll beladene Schiffe werden jedenfalls bereits von Kunden aus Asien nach Europa zurück geschickt, berichtete Rheinbergs Beigeordneter Jürgen van Impel im Betriebsausschuss: Mit dem globalen Abschwung sank vor allem in China, aber auch in Indien der Bedarf an recyclebaren Materialien aus Europa. Weil auch in deutschen Betrieben der Bedarf an Rohstoffen sinkt, drückt das auf die Preise: Mit ganzen zehn Euro pro Tonne wurde Altpapier in dieser Woche gehandelt – vor rund einem halben Jahr waren es noch zehn Mal so viel.

Nicht jede Spitze spürbar

Was bedeutet das für die Stadt Rheinberg, für die Gebührenzahler, für die Altpapier-Produzenten? Zunächst einmal werde nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, fasste Jürgen van Impel gestern im Gespräch mit der Rheinischen Post zusammen. Die Stadt sei weder mit im Boot gewesen, als die Preise nach oben ausbrachen und über 105 Euro je Tonne stiegen. Und nun mache sie auch die gegenläufige Extrembewegung nicht mit. Van Impel: „Wir bekommen vom Kreis Wesel, der laut Gesetz für die Verwertung zuständig ist, pro Tonne zurzeit 15 Euro gut geschrieben zuzüglich 28 Euro als Ergebnis der Verwertungs-Ausschreibung.“

Diese insgesamt 43 Euro sind zwar weniger als die 55 Euro, die in der Rheinberger Abfuhr-Kalkulation unterstellt worden waren. „Aber wir erzielen Erlöse. Und so lange es Erlöse gibt, werden sie auf den Bürger umgelegt“, erläutert Ralf Chowanietz (Fachbereich Bauverwaltung). Dieses Modell war nämlich überhaupt erst der Ansatz für das Projekt, bei dem die Altpapierabfuhr in der Stadt Mitte des Jahres an den Rheinberger DienstLeistungsBetrieb (DLB) übergeben wurde.

Im übrigen ist Jürgen van Impel zuversichtlich, dass der durchschnittliche Marktpreis nicht dauerhaft in dem Kellergeschoss landen wird, in dem sich der Spotmarkt zurzeit bewegt: „Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung im nächsten halben Jahr ausgestanden sein sollte und die Nachfrage nach Altpapier wieder anziehen wird“.

(RP)
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