Stadtentwicklung in Alpen „Hommen sitzt“ nicht mehr

Alpen · Der FDP-Politiker Thomas Hommen hat seinen Protest gegen den Abriss des alten Feuerwehrhauses in Alpen beendet. Es hat nichts geholfen, das Gebäude ist weg. Aber er ist zufrieden mit der Aufmerksamkeit, die ihm die Sitzungen eingebracht haben.

 Der Abriss des alten Feuerwehrgerätehauses ist fast vollendet: Thomas Hommen kann nichts mehr retten und hält die Erinnerung in Händen.

Der Abriss des alten Feuerwehrgerätehauses ist fast vollendet: Thomas Hommen kann nichts mehr retten und hält die Erinnerung in Händen.

Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

Der Mann hat nicht nur Sitzfleisch, sondern auch Sinn für Zahlen. 111 Mal hat „der einsamste Demonstrant Deutschlands“, wie ein Fernsehsender FDP-Frontmann Thomas Hommen mal bezeichnet hat, vorm ehemaligen Feuerwehrgerätehaus am Willy-Brandt-Platz gesessen. Immer mittwochs, bis „fünf vor Zwölf“, bisweilen auch mal am späten Nachmittag. Jetzt ist Schluss. Zum Finale von „Hommen sitzt“ ließ der Kämpfer gegen den Abriss der kommunalen Alt-Immobilie seinen blauen Gartenstuhl zu Hause. Hommen sitzt nicht mehr, er steht. Aufrecht mit „Markenzeichen“ Magenta-Weste, im Wissen, dass alles nichts geholfen hat. Vom Feuerwehrhaus steht nur noch das Gerippe. Es gibt nichts mehr zu retten.

Da fügt sich auch der hartnäckige Kritiker. Sich wegtragen lassen in einer letzten, spektakulären Aktion, das wollte der nicht gerade öffentlichkeitsscheue Liberale dann doch nicht. „In Corona-Zeiten nicht drin“, sagt er fast staatstragend. Der Dank seiner Mitstreiter Annemarie Cargnelutti und Klaus Günther, die vom ersten Tag an – es war der 3. April 2019 – fast immer an seiner Seite waren, wird ihn ebenso begleiten wie das Kopfschütteln weniger wohlwollender Zeitgenossen, die die schräge Aktion zumindest für „ein bisschen drüber“ gehalten haben. Vom Naserümpfen will Hommen nichts mitbekommen haben.

Allenfalls von verdächtigen „Patrouillenfahrten des Bauhofs“, die wohl der Bürgermeister angeordnet habe, oder vom Beinahe-Sturz eines radelnden Ratskollegen anderer Fraktion, der in letzter Sekunde „die Kurve gekriegt“ habe, um ihn nicht links liegen lassen zu müssen. Die Verwaltung habe es am Ende auch unterlassen, politische Termine auf Mittwoch „fünf vor Zwölf“ zu legen.

Hommen ist zufrieden mit der Aufmerksamkeit, die ihm die Sitzungen eingebracht haben. Im Karneval zum Beispiel, als der noch gefeiert werden durfte. „Die Jecken haben mich auf die Schüppe genommen“, so der Liberale. Das nimmt er als „Auszeichnung“ wie einen Orden.

Mehr wiegt das Lob von Anwohnerin Elke Krause, dass es mit Hommens Hilfe gelungen sei, dem Investor ein Geschoss abzuringen, um ihnen im Winter ein paar Sonnenstrahlen auf der Terrasse zu lassen. Hommen sitzt nicht mehr, nur sein Stuhl kommt unter Nr. 112 – als „Notruf“. In memoria an 111 Sitzungen bei Wind und Wetter hat der scheidende Demonstrant in aller Bescheidenheit ein Frühstücksbrettchen brennen lassen mit leerem Stuhl und Weste vorm kompletten Gerätehaus – zur Erinnerung für Mitstreiter. Hommen sitzt fortan mittwochs im Sattel seiner Fiets.

(bp)
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