Neuer Musikzug in Menzelen Spielfreude trägt die Farbe Rosa

Alpen-Menzelen · In Menzelen hat sich ein neuer Musikzug gegründet, der Traditionen auf die Schippe nimmt. Aus einer Schnapsidee entstanden, feiert die Gruppe inzwischen Erfolge. Jetzt wird für Uniformen in Rosa gespart.

Der neugegründete Musikzug Menzelen-Süd setzt sich aus spielerfahrenen Mitgliedern zusammen.

Der neugegründete Musikzug Menzelen-Süd setzt sich aus spielerfahrenen Mitgliedern zusammen.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Das Programm hört sich nicht nur auf Platt ziemlich schräg an. Ist es aber nicht. „Wey sin de Blos-Ma-Wat- un Bums-Kapell, hej spölt jeede watt hä kann, jeder wie hej well, en de Blos-Ma-Wat-Rums- un Bums-Kapell.“ Beim neuen Musikzug in Menzelen scheint Helge Schneider Pate gestanden zu haben. Wie der Musiker, Komiker und Unterhaltungskünstler sieht sich auch der neue Musikzug in musikalischer Tradition, um gleichzeitig mit ihr zu brechen. Und wie bei dem Musiker und Komiker aus Mülheim an der Ruhr kann man ebenfalls bei den Musikern aus Menzelen nie sicher sein, ob etwas ernst oder komisch gemeint ist – oder ernst und komisch. Bei ihrem neuesten Projekt trifft beides zu.

Die Menzelener wandeln den Refrain des Bläck-Fööss-Songs „Blos mer jet un Bums Kapell“ niederrheinisch ab. Sie ordnen die niederrheinische Geografie neu, indem sie Menzelen nicht mehr in Ost und West teilen, sondern das Dorf nach Süden ausrichten. Und sie träumen von Uniformen in Altrosa, um eine Farbe zu wählen, die bundesweit noch kein Musikzug trägt.

„Das Ganze war eine Schnapsidee beim Schützenfest“, sagt Steffen Tooten mit Blick auf das zweite September-Wochenende. „Wir saßen zusammen und haben uns die Frage gestellt, was passieren würde, wenn ein Bus ankäme, aus dem ein Musikzug aussteigt und sich mit seinen Instrumenten aufstellt“, erzählt der 26 Jahre alte Menzelener. „Der Musikzug marschiert ins Zelt – ohne zu spielen, um sich im Zelt einfach hinzusetzen und eine Runde Bier zu bestellen. Was würden die Besucher des Schützenfestes machen? Würden sie sich wundern? Würden sie uns ansprechen und um Musik bitten?“

Mit anderen Männern des Bürgerschützenvereins Menzelenerheide hat Tooten die Idee weitergesponnen. „Wir haben überlegt, wie eine Uniform in Altrosa ankommen würde. Musikzüge haben blaue und grüne Jacken, rote und schwarze, aber nie Jacken in Pink oder Altrosa“, erzählt Sascha Angenendt, der zusammen mit Steffen Tooten zu den Sprechern der neuen Musik-Formation gehört. Die beiden scharrten ein gutes Dutzend Menzelener um sich, die alle in einem Musikverein spielen oder gespielt haben, um in der Musik-Hochburg Menzelen einen vierten Musikzug zu gründen. Am Kirmessonntag, 2. Oktober, hatte dieser neue Musikzug seine Premiere und nennt sich seither Musikzug Menzelen-Süd.

„Wir hatten gehört, dass für den Kirmessonntag kein Musikcorps oder Musikzug gefunden worden war“, berichtet Sascha Angenendt, der in der Session 2005/06 Prinz der KAG Hand in Hand war und regelmäßig in die Bütt steigt, also Sinn für Humor hat. „Da ein Umzug ohne Musik nur halb so schön ist, haben wir uns eineinhalb Stunden vorher getroffen. Mit Michael Laakmann als Dirigent haben wir Lieder einstudiert, die alle konnten.“ Titel wie „Sang und Klang“, „Preußens Gloria“ oder „Kronprinz“. Damit sind die Jungs und Mädels zum ersten Mal aufgetreten. „Alle waren überrascht und haben sich gefreut.“

Seitdem kommt der neue Musikzug alle sechs Wochen an einem Donnerstagabend zusammen, um im Schützenhaus an der Schulstraße zu proben. Seinen zweiten großen Auftritt hatte der Zug – geträumt in Altrosa – bei der Büttensitzung der Bruderschaft im Adlersaal. „Wir haben den Rhythmus von sechs Wochen gewählt, um keinem anderen Verein Stunden wegzunehmen“, sagt Thomas Teben. Der 47 Jahre alte Menzelener ist auch Vorsitzender des Tambourcorps Menzelen, das den Ort zusammen mit dem Musikzug Menzelen und dem Spielmannszug Menzelenerheide zur Hochburg der Spielmannszüge am Niederrhein macht.

„Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den anderen Musikzügen“, betont der Mann, der für die Finanzen der Gruppe zuständig ist, die kein klassischer Verein sein will. „Wir wollen nur auftreten, wenn noch ein Musikzug fehlt und irgendwann in rosa Uniformen spielen, wenn wir das Geld dafür zusammen haben. Ich bin gespannt, wie die Reaktionen sind.“

(got)
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