Alpen Post aus der Staatskanzlei an Kiesgegner

Alpen-Bönninghardt · Die Sorgen der Bönninghardter sind bei Ministerpräsident Armin Laschet angekommen. Die Bitte von Ortsvorsteher Herbert Oymann um einen Gesprächstermin hat er an Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart weitergeleitet.

 Ministerpräsident Armin Laschet

Ministerpräsident Armin Laschet

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der aktuelle, sich neu formierende Widerstand gegen Kiesabgrabungspläne in der Bönninghardt ist nun endgültig ganz oben angekommen in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Auch wenn’s ein wenig gedauert hat. Ortsvorsteher Herbert Oymann (CDU) hatte jetzt Post aus der Staatskanzlei im Briefkasten. In dem Brief teilt Ministerpräsident Armin Laschet mit, dass er „die Besorgnis über die Entwicklungen in der Ortschaft Bönninghardt“ zur Kenntnis genommen hat.

Der Landesvater dankt den „heimatverbundenen“ Bönninghardtern für ihr Engagement und dem Ortsvorsteher für seinen Einsatz. Laschet versichert, dass sich die Landesregierung der „Bedeutung der ländlichen Regionen für den Standort Nordrhein-Westfalen bewusst ist“. Im Koalitionsvertrag sei eine „verantwortungsvolle und ausgleichende Politik“ vereinbart, die die „Stärken und Interessen der ländlichen Räume nach Kräften fördert“. Die Bitte um einen Gesprächstermin hat der Regierungschef an seinen Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) weitergereicht.

Auch der soll sich nach Informationen der Redaktion inzwischen bei den Bönninghardtern schriftlich gemeldet und auf das laufende Verfahren zur Novellierung des Regionalplans beim Regionalverband Ruhr (RVR) verwiesen haben. Die aktuellen Reaktionen aus dem hohen Regierungshaus dürfte auf die Initiative des neuen Landesgenerals der CDU Josef Hofjürgen zurückgehen. Der hatte bei seinem Besuch bei den Parteifreunden auf der Bönnunghardt zugesichert, sich zu kümmern.

Ortsvorsteher Herbert Oymann hatte den Regierungschef und seinen zuständigen Minister bereits Mitte September angeschrieben, um auf die akuten Sorgen der Bevölkerung hingewiesen. Bekanntlich plant der Regionalverband Ruhr (RVR) im neuen Regionalplan 8,5 Hektar Fläche an der A 57 für Trockenabgrabung zu aktivieren. Als die SPD die Absicht vor Ort bekannt gemacht hatte, formierte sich unmittelbar Widerstand. Wie vor zehn Jahren, als es die Bönninghardter mit weithin beachteten Protestaktionen geschafft haben, die Bagger vom Höhenzug fernzuhalten. Der CDU-General hatte bei seinem Besuch vorgeschlagen, die Kiesgegner vom Niederrhein zu einem „Werkstattgespräch“ in den Landtag einzuladen, damit sie den Spitzen der Politik ihre Bedrängnisse schildern.

Unterdessen hat Herbert Oymann auch dem Chefplaner beim RVR, Martin Tönnes, einen langen Brief geschrieben. Auch Tönnes hat im Herbst die Bönninghardt besucht, seine Aufgabe erklärt, die Rohstoffversorgung für die Region langfristig zu sichern, und sich den kritischen Fragen der Heier gestellt. Tönnes, der sich dabei den Respekt der Gastgeber erworben hat, hatte sich „beeindruckt“ gezeigt von der Veranstaltung, die er in einer solchen Form „noch nie erlebt“ habe.

Oymann teilt ihm mit, dass die 18,5 Hektar kaum zu Verfügung stehen werden, weil viele Grundeigentümer „massiv“ signalisiert hätten, „auf keinen Fall an die Kiesindustrie“ zu verkaufen. Regionale Unternehmen hätten zudem erklärt, dass die Flächen auf der Bönninghardt für sie von geringem Interesse seien. Oymann verteidigt die Bönninghardt: „Unser Dorf hat Zukunft!“, so seine Devise. Er warnt davor, jungen Menschen im Ort die Perspektive zu nehmen. „Ein Familie zu gründen, Kindern ein lebenswertes Umfeld zu bieten, wird durch die Trockenabgrabung unwirklich“, schreibt der Ortsvorsteher pathetisch. Auch der Naherholungswert der Bönninghardt für die Region stehe auf dem Spiel.

Der Ortsvorsteher kündigt an, dass der Steuerkreis, der die Aktivitäten gegen die RVR-Planung koordiniert, alle Bewohner unterstützen werde, im Planverfahren ihre Stellungnahme abzugeben, um auch so das Vorhaben zu stoppen. Die vielen Einzelwidersprüche gegen die Neuauflage des übergeordneten Gebietsentwicklungsplans (GEP) seien nur ein Vorgeschmack auf das, was die Hei zum Regionalplan zu sagen habe. Oymann begreift die RVR-Gedankenspiele schon jetzt als „Fehlplanung“, die kaum durchsetzbar sei. Deshalb die Bitte an Chefplaner Tönnes: „Nehmen Sie die Bönninghardt aus Ihrem Plan.“

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