Alpen Lemken kauft Intelligenz ein

Alpen · Der Landtechnikspezialist hat die niederländische Maschinefabriek Steketee B.V. übernommen. Damit erweitern die Alpener ihr Produktportfolio um Geräte zur mechanischen Unkrautbekämpfung.

 Top-Transfer: Mit der Übernahme der niederländischen Firma Steketee erweitert Lemken seine Produktpalette um Geräte für mechanischen Pflanzenschutz.

Top-Transfer: Mit der Übernahme der niederländischen Firma Steketee erweitert Lemken seine Produktpalette um Geräte für mechanischen Pflanzenschutz.

Foto: Lemken/Marius Becker

Im Fußball würde man von einem Transfer mit Perspektive sprechen. Landtechnikspezialist Lemken hat im Sommer das niederländische Unternehmen Steketee übernommen. Farblich heißt das: Die weltweit bekannte Farbe Blau holt sich Rot ins Haus. Aber das ist eher ein untergeordneter Aspekt. Mit der Übernahme gelingt Lemken ein großer Sprung in der technologischen Entwicklung auf dem Feld des Pflanzenschutzes. Da hat sich das kleine Unternehmen in der Provinz Südholland eine Spitzenpostion bei der mechanischen Unkrautbekämpfung erobert. Vor allem die Kamera auf den Hacktechnikgeräten hat die Visionäre in Alpen fasziniert. Sie sehen in der Spitzentechnologie eine Basis für noch ungeahnte Möglichkeiten und damit Marktchancen.

Die zunehmend kritische Haltung chemischen Pflanzenschutzmitteln gegenüber und damit der wachsende politische Druck hat den Deal beflügelt. Es geht darum, durch mechanische Bodenbearbeitung den Einsatz von Chemie immer weiter zurückzudrängen beziehungsweise in Teilen ganz darauf zu verzichten. „Natürlich ist die Bio-Landwirtschaft ein immer wichtiger werdender Markt“, sagt Gesellschafterin Nicola Lemken.

Auf dem Weg zu immer umweltverträglicherer landwirtschaftlicher Produktion möchte die Lemken-Geschäftsführung durch die 100-prozentige Übernahme von Steketee und damit die Erweiterung des Produktprogramms um mechanische Hacktechnik „ökologisch Verantwortung übernehmen und unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Landwirtschaft zu leisten“, so Geschäftsführer Anthony van der Ley: „Die Welt ändert sich. Darauf müssen und wollen wir reagieren.“

Es gehe zunächst darum, eine Alternative zu haben zum chemischen Pflanzenschutz. Da biete das niederländische Unternehmen eine faszinierende Technik, im Gemüse- aber auch im Getreideanbau den Ertrag minderndes Unkraut rein mechanisch zu bekämpfen. „Nicht nur in den Reihen, sondern auch zwischen den Pflanzen“, so van der Ley. „Hochinteressant, faszinierend und total spannend“ sei das. Technik die begeistert.

Damit die Pflanzen bei der Bearbeitung keinen Schaden nehmen, hilft dem Bauern am Lenkrad eine speziell entwickelte, selbst lernende Hightech-Kamera, die in Kombination mit GPS Präzision leicht mache. Damit will Lemken, das in Haren ein Werk gebaut hat, natürlich nicht die Marktposition seiner Feldspritzen schwächen. Im Gegenteil. Die Kamera biete enormes Entwicklungspotenzial, die Spritzen so intelligent zu machen, dass sie fein dosiert, speziell abgestimmt auf fast jedes einzelne Pflänzchen, so van der Ley, mit immer weniger Chemie im Tank auskommen. Beim Düngen wie bei der Unkrautbekämpfung. „Da sehen wir enormes Potenzial.“

Dabei haben man konventionelle Landwirtschaft wie auch Bio-Landwirte im Blick. „Unser Bestreben ist es, eine Kombination hinzukriegen zwischen rein mechanischem Pflanzenschutz und einem möglichst sparsamen Einsatz von Chemie“, so Nicola Lemken. Iljan Schoouten, Lemken-Geschäftsführer Pflanzenschutz, bekräftigt, dass der Fokus auf der Weiterentwicklung der Feldspritzen-Technologie bleibt: „Darauf sind wir stolz. Die wollen wir immer weiter verbessern.“

Als man jetzt vor der prachtvollen Kulisse des Schlosses im französischen Biogny-sur-Bionne den lange geheim gehaltenen deutsch-niederländischen Deal bekannt gemacht hat, habe die Fachwelt begeistert auf den zukunftsweisenden Schritt reagiert.

 Da kommt eine neue Farbe ins Spiel (von links): Anthony van der Ley, Klaas Veerman, Nicola Lemken und Iljan Schouten.

Da kommt eine neue Farbe ins Spiel (von links): Anthony van der Ley, Klaas Veerman, Nicola Lemken und Iljan Schouten.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Der Produktionsstandort in den Niederlanden soll bleiben, auch der Name Steketee. Die kleine Tochter aber soll wachsen. Der ehemalige Eigentümer und Technologie-Freak Klaas Veermann wechselt mit seiner kompletten Mannschaft zwar unter das blaue Dach. Aber die Farbe Rot strahlt. Veerman freut sich auf eine gute Zukunft. Die Alpener sind überzeugt vom Königstransfer. Über die Ablösesumme schweigt man.

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