Schüler helfen Senioren Hilfestellung an der digitalen Schwelle

Alpen · Für viele Senioren sind Smartphones ein wichtiger Draht nach draußen. Sekundarschüler helfen ihnen, die moderne Technik anzuwenden.

 Hilfe von Mensch zu Mensch: Andreea-Ionela und Sven (beide 14 Jahre) erklären Prof. Klaus Pistor (78 Jahre), wie er mit dem Smartphone Fotos und Videos an seine Freunde versenden kann.

Hilfe von Mensch zu Mensch: Andreea-Ionela und Sven (beide 14 Jahre) erklären Prof. Klaus Pistor (78 Jahre), wie er mit dem Smartphone Fotos und Videos an seine Freunde versenden kann.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Mal eben die Enkel anrufen oder ein Taxi bestellen geht noch. Aber im Ernstfall sind Senioren mit ihren Mobiltelefonen, die ihnen die Kinder geschenkt haben, häufig überfordert. „Ältere Menschen wissen nicht, wie sie einen Notruf absetzen oder die Schnelltaste dafür einstellen können“, erklärt Viktor Illenseer. Gemeinsam mit Anja Bohm vom Leader-Projekt und Nachbarschaftskoordinatorin Sonja Böhm hatte Illenseer Senioren zu einem Handy-Workshop ins Amaliencafé eingeladen. Als „Nachhilfelehrer“ stellten sich zehn Achtklässler der Sekundarschule zur Verfügung.

„Da brauchte ich nicht lange bitten. Die Jugendlichen haben das sehr gerne gemacht. Einen freien Nachmittag gibt es trotzdem dafür“, verspricht Lehrerin Kirsten Parbel. Marianne Gabrys nutzte die Gelegenheit, auch wenn sie nur ein altes Handy besitzt. „Ich möchte endlich wissen, wie das funktioniert. Und meinen Kindern fehlt oft die Zeit, es mir richtig zu erklären“, sagt die 82-Jährige.

Dabei haben Workshop-Teilnehmer keine hohen Ansprüche. Niemand möchte ein Navigationsprogramm bedienen können oder eine Skype-Konferenz managen. „Den meisten geht es darum, dass sie erkennen können, ob jemand angerufen hat, und erfahren, wie man einen Rückruf startet oder ein Foto weiterleitet“, erzählt Sven Lefen. Der Jugendliche ist mit dieser Technik aufgewachsen. Routiniert gibt er seine Kenntnisse weiter.

Karl-Heinz Teberath und seine Frau Elfriede kennen sich im Umgang mit dem Smartphone ganz gut aus. Das Ehepaar vom Lemkenweg freut sich über Bilder der Enkel, die sie regelmäßig über WhatsApp erhalten. Aber wenn es darum geht, sich auf gleichem Wege dafür zu bedanken, tauchen erste Schwierigkeiten auf. „Ich habe so große Finger. Da tippe immer mehrere Buchstaben auf einmal“, so Karl-Heinz Teberath. Die passende Hilfe erhält der Vorsitzende der Alten- und Rentnergemeinschaft (ARG) von Andreea-Ionela Zainea: „Wenn sie das Mikrofon über dem Eingabefeld hochziehen, können Sie einfach mit dem Programm reden, und es schreibt den Text.“ Praktisch.

Ähnliche Schwierigkeiten hatte bislang auch Annette Burmann: „Ich habe Kontakt zu einer 83-jährigen Ordensschwester. Die hat mir eine Sprachnachricht geschickt, und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr auf gleiche Weise antworten kann. Jetzt weiß ich es.“

Bei den Nutzern alter Handys aus den Anfangsjahren dieses Jahrtausends stießen auch die Sekundarschüler an ihre Grenzen. Bei den meisten Einstellmöglichkeiten mussten sie passen. Einmal mit den Möglichkeiten moderner Smartphones vertraut, möchten Senioren wie Marianne Gabrys am liebsten wechseln. Allein der Preis schreckt aber viele ältere Menschen ab.

Doch es gibt, so der Gedanke, viele Alpener, die noch funktionstüchtige Smartphones ungenutzt in der Schublade liegen haben. Am Mittwoch, 8. Mai, um 14 Uhr gibt’s erneut einen Workshop im Amaliencafé. „Es wäre schön, wenn Bürger den Senioren nicht mehr benötigte Smartphones überlassen könnten“, sagt Sonja Böhm. „Selbstverständlich entfernen wir vor der Weitergabe alle persönlichen Daten von den Geräten“, verspricht sie. Die Geräte können im Rathaus in Zimmer 113 zu den Sprechzeiten der Nachbarschaftsberatung abgegeben werden.

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