Alpen Im Riller Feld blüht ein Luxuskraut

Alpen · In der Kräutergärtnerei Schenkendorf in Bönning-Rill blüht zum ersten Mal der Safran-Krokus. Die farbintensiven Staubfäden sind es, die den exotischen Herbstblüher so wertvoll machen. Zu bestaunen ist das Pflänzchen jetzt auf dem Herbstmarkt in Xanten.

 Der Safran steht noch bis Ende November in voller Blüte, zum ersten Mal auch in Bönning-Rill.

Der Safran steht noch bis Ende November in voller Blüte, zum ersten Mal auch in Bönning-Rill.

Foto: Bernfried Paus

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen. Gegen fast alles. Allein rund hundert unterschiedliche Kräuter wachsen und gedeihen in den kleinen aber höchst feinen Gewächshäusern von Ute und Reinhard Schenkendorf. Etwas versteckt im Riller Feld, draußen auf dem Lande zwischen der Xantener Straße und dem Salzbergwerk Esco zeigt ein hierzulande seltenes Pflänzchen gerade seine ganze Pracht. Hier blüht mitten im goldenen Herbst der Safran-Krokus.

Auf den prachtvollen Zögling ist Reinhard Schenkendorf richtig stolz: „Ich hab’s mal vor ein paar Jahren schon mal versucht, ihn zum Blühen zu bringen.“ Vergeblich. Aber der Kräuterfreund besitzt eine gehörige Portion Ehrgeiz und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. „Ich hab’s halt noch mal versucht. Diesmal ist es mir gelungen“, sagt er zufrieden und nimmt ein Töpfchen in die Hand, in der die Blume aus der Knolle in voller Blüte steht.

Inmitten der dünnen, satt grünen Blätter entfaltet sich kräftig violett der Blütenkelch. Darin enthalten eine wertvolle Frucht. Die feinen Staubfäden sind es, rot und gelb, die den Safran zum Luxusgewürz machen, das nur noch wenige kennen, auch wenn’s Einzug gehalten hat ins Volksliedgut und somit im kollektiven Bewusstsein fest verankert ist. Im Kinderlied „Backe, backe Kuchen“ heißt es: „Safran macht den Kuchen gehl“. Ein kostbares Gut, das von Hand geerntet wird. Bis zu 200.000 Blüten braucht es für ein Kilogramm Safran, das nicht nur den Kuchen appetitlich gelb färbt, sondern auch beispielsweise die Paella zu einem Schmaus für die Augen macht. Bis zu 50 Euro zahlt man – je nach Qualität – im Einzelhandel für nur ein Gramm.

         Die Rapunzel, weniger farbenfroh, schmeckt als Salat köstlich schmeckt.

Die Rapunzel, weniger farbenfroh, schmeckt als Salat köstlich schmeckt.

Foto: Bernfried Paus

Doch in der Kräutergärtnerei in Bönning-Rill richtet man sich natürlich nicht auf eine reich machende Safran-Ernte ein. Hier ist der mondäne Herbstblüher, der ursprünglich aus dem Iran kommt, ein willkommener Marketinghelfer und derzeit der Star am Stand auf den Märkten wie am Wochenende auf dem Herbstmarkt in Xanten. „Man muss sich ja immer mal was Neues einfallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen“, sagt Kräutergärtner Schenkendorf. So fällt der Blick dann auch auf die Kräuter, die etwas unscheinbarer sind, aber gut schmecken und meist auch noch besonders gesund sind.

Märchenhaften Genuss verspricht neben der Abteilung mit den Safran-Krokussen das grüne Kraut, das ein Gemüse ist und in der Regel als Salat serviert wird: Die Rapunzel mit zarten, schmackhaften Blättern ist reich an Mineralien und Inulin, ein medizinisch geschätzter präbiotischer Nahrungszusatzstoff.

 Reinhard Schnekendorf ist ein wenig stolz, dass die violette Blüte in seinem Treibhaus diesmal voll aufgegangen ist.

Reinhard Schnekendorf ist ein wenig stolz, dass die violette Blüte in seinem Treibhaus diesmal voll aufgegangen ist.

Foto: Bernfried Paus

All das und noch viel mehr erfährt der Interessierte bei den Schenkendorfs am Stand auf dem Xantener Herbstmarkt und dann im November auf der Messe Mode-Heim-Handwerk in Essen. Da sind die Kräuterexperten in der Abteilung „Gutes aus NRW“ zu finden. Dann blüht der Safran-Krokus noch. Doch im Januar, wenn’s die niederrheinische Kräutergärtnerei wieder im Tross der Betriebe, die sich im Kreis Wesel unter dem programmatischen Titel „Feines vom Land“ zusammengefunden haben, auf die Grüne Woche nach Berlin zieht, hat das Luxusgewächs auf Ruhemodus umgeschaltet, um im Herbst zu neuer Blüte zu erwachen.

Tipp: Safran macht nicht nur den Kuchen gehl. Die violette Blüte mit ihren orange-roten Staubfäden ist auch ein hervorragender Farbtupfer vor buntem Herbstlaub. Schön.

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