Alpen Goldener Dirigentenstab für „Struppi“

Alpen · Hans-Heinrich Struberg ist seit einem halben Jahrhundert Chorleiter. Ihm zu Ehren richtete der Männergesangsverein Martonair im Rathaus einen kleinen Festakt aus. Es wurde auch ein Ständchen gesungen – selbstverständlich.

 Dirigent Hans-Heinrich Struberg mit dem  goldenen Taktstock; links Ehefrau Doris, rechts Rudolf Thiesies, Vorsitzender des MGV Martonair

Dirigent Hans-Heinrich Struberg mit dem  goldenen Taktstock; links Ehefrau Doris, rechts Rudolf Thiesies, Vorsitzender des MGV Martonair

Foto: Fischer, Armin (arfi)

„50 Jahre Chorleiter sind etwas ganz Besonderes. Wir sind alle sehr stolz darauf, dass du dieses Jubiläum bei uns im Rathaus feierst“, begrüßte Bürgermeister Thomas Ahls den Dirigenten, Komponisten, Pädagogen und wunderbaren Menschen Hans-Heinrich Struberg. Der hatte gerade erst vor zwei Wochen mit dem dritten Alpener „Historical“ die Massen begeistert. Den musikalischen Jubiläumsgruß gab es vom MGV Martonair, den er seit 30 Jahren leitet, und obendrauf noch einen „Fresskorb, damit du uns nicht vom Fleisch fällst“.

Strubergs Leben ist ein Leben für die Musik. Angefangen hat alles im Jahre 1968 mit einem Konzert in der Alpener Kirche St. Ulrich. Dort sammelte Struberg Mitte der 50er Jahre, als damals Zehnjähriger, seine ersten Erfahrungen an der Kirchenorgel. Die verliefen allerdings wenig erfolgversprechend, wie sich der 73-Jährige im Rahmen der Feierstunde erinnerte: „Ich habe gerade losgelegt, als von unten ein markerschütternder Schrei erklang: Komm sofort da runter! So endete mein erster Versuch zu einer weltweiten Organisten-Karriere im Wutgeheul unseres Küsters.“

Dass ihn heute kaum jemand unter dem Namen Hans-Heinrich Struberg kennt, verdankt der Musikpädagoge dem Winnekendonker Kaplan Hornbergs. „Er war für uns Messdiener zuständig. Zunächst wollte er unsere Namen wissen, um sie auswendig zu lernen. Als ich an der Reihe war, sagte er sofort: Das ist mir zu lang. Ich werde dich Struppi nennen.“

Das war der Beginn einer großen Namens-Karriere. Welchen Ausmaß die rasch annehmen sollte, durfte Struppi viele Jahre später erfahren, als ihm ein Freund aus der Schweiz eine Postkarte schickte. „Sie trug die Adresse: Struppi, Deutschland, 4234. Und was soll ich euch sagen: Das Ding ist angekommen.“

In der Basilika in Kevelaer nahm bald darauf die Karriere des Organisten Fahrt auf. Gleichzeitig lernte er dort die Schattenseiten dieses Berufes kennen. „Zwischen 6 und 14 Uhr musste ich fünf Messen spielen. Da stößt selbst der Frömmste an seine Grenzen. Ich habe zwischendurch den Sportteil der Zeitung gelesen, um fünf Mal die gleiche Predigt auszuhalten“, erinnert sich Struppi.

Später spielte er die Orgel in der Büdericher Kirche St. Peter. Neben ihm saß sonntags immer ein sechsjähriges Mädchen. Struppi: „Sie hat mir atem- und sprachlos zugesehen. Aus dem damals kleinen Mädchen ist unsere heutige Lie Bruns geworden, die uns mit ihren Kindern bei allen Historicals tatkräftig und kongenial unterstützt hat.“ Natürlich ließ es sich Lie Bruns nicht nehmen, dem Jubilar mit ihrem Kinderchor aus Kaiserswerth zu gratulieren. In Liedform zählten die Kinder alle Städte auf, in denen Struppi bereits dirigierte. Von New York bis Moskau über Wien, Rom oder Lissabon, glich das einer musikalischen Weltreise.

Mit Spannung erwartet wurde die Laudatio von Theo Rous. Der beim MGV Martonair für die humorvollen Texte zuständige Rous gewährte dem Publikum einen Einblick in den Probenalltag des Männerchors: „Struppi ist eine Mischung aus gnadenlos strengem Feldherrn und Mönch der Güte und Barmherzigkeit. Nach einer anstrengenden Probe sagte er mal: Das mit dem Text klappt schon ganz gut, wenn ihr jetzt noch ein paar Töne trefft, bin ich zufrieden.“

Hat Struppi den Dirigentenstab in der Hand, ist er in seinem Element – oder wie Rous es ausdrückt: „Das Dirigieren ist für ihn eine Art Leibesübung mit mehr oder weniger kontrollierten Armbewegungen. Verbunden mit exotisch anmutenden Ganzkörperbewegungen erinnert das ein wenig an Kamasutra.“ Passend dazu erhielt der Jubilar vom MGV einen goldenen Taktstock mit dazugehöriger Urkunde. Zu den vielen Gratulanten zählte auch Strubergs langjähriger, aber an diesem Tag leider verhinderter, Weggefährte Bernd Erich Brinkmann.

Dessen Grußworte las der MGV-Vorsitzende Rudolf Thiesies vor: „Damals habe ich gedacht, was kann ich von einem Chorleiter erwarten, den alle Welt Struppi nennt. Dann habe ich festgestellt, dass er nicht den großen Künstler spielt, aber großartig Klavier, und er ist sich nicht zu schade, den Geiger um Rat zu fragen.“

Das Schlusswort gehörte natürlich dem sichtlich gerührten Jubilar: „Die Musik hat mich immer angespornt und getröstet.“

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