Alpen „Das Christliche ist das, was zählt“

Alpen · Sascha van Beek (35) stellt sich am Mittwochabend erstmals zur Wiederwahl als Vorsitzender der CDU in Alpen. Im RP-Interview spricht er über die zurückliegenden zwei Jahre, über Gründe für den Zulauf im Ort, über seinen Ärger über gefährliche politische Rhetorik und über den besten Bürgermeister für Alpen.

 Sascha van Beek sprach mit der RP über seine ersten zwei Jahre an der Spitze der CDU.

Sascha van Beek sprach mit der RP über seine ersten zwei Jahre an der Spitze der CDU.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Sascha van Beek (35) ist vor zwei Jahren an die Spitze der CDU in Alpen gewählt worden. Heute muss sich der zweifache Familienvater erstmals zur Wiederwahl stellen. Die RP sprach mit dem Medizin-Controller bei einem katholischem Krankenhausträger in Kamp-Lintfort über die ersten Jahre als Kopf der Mehrheitspartei und seine Erwartungen an die Kommunalwahl in zwei Jahren.

Jungspunde neigen zur Rebellion. Sie führen eine konservative Partei. Was ist schief gelaufen?

Sascha van Beek Mit dem Attribut konservativ kann ich wenig anfangen. Meine rebellische Phase habe ich lange hinter mir. Die Zeit, dass ich linke Ideologien irgendwie reizvoll fand, ist vorbei. Die haben mich aber nie parteipolitisch orientiert. Ich habe immer CDU gewählt.

Die Nähe zu dieser Partei ist Ihnen also in die Wiege gelegt worden.

van Beek Das nun eher nicht. Ich komme aus keinem politischen Haushalt. Ich weiß nicht mal, bei welcher Partei meine Eltern ihr Kreuzchen gemacht haben. Wenn ich mit jemandem über Politik gesprochen habe, dann war das mein Opa. Er war ein großer Fan von Helmut Kohl. Den habe ich aber erst bewusst wahrgenommen, als sein Stern zu sinken begann.

Wie haben Sie zur CDU gefunden?

van Beek Im Fußball würde man sagen: Über den linken Flügel. Ich haben bei der Hilfsorganisation I.S.A.R. Daniela Lesmeister kennengelernt. Die war Referentin von Karl-Josef Laumann und hat mich für die CDA, den Arbeitnehmerflügel der Partei, begeistert. Den sonst typischen Weg über die Junge Union bin ich also nicht gegangen.

Wie sind Sie dann vom großen Feld politischer Richtungsfragen auf der dörflichen Ebene gelandet?

van Beek Als Charly Schweden eines Tages in meinem Wohnzimmer saß und einen persönlichen Stellvertreter für die CDU in Veen suchte, war mein Weg hier wohl vorgezeichnet. Das war vor sechs Jahren. Ich wohnte mit meiner Frau Chrissy, eine Ur-Veenerin, im Krähendorf. Das Angebot war eine Ehre für mich. Ich hab’s dann gemacht.

Veen ist wohl ein gutes Pflaster für CDU-Karrieren.

van Beek Vielleicht. Kurt Verhülsonk, der 20 Jahre die CDU sehr erfolgreich geführt hat, hatte frühzeitig angekündigt, dass er aufhört. Vor Ablauf seiner Amtszeit hat er uns Junge zum Bier eingeladen und gesagt, dass es ihm ernst sei. „Ihr müsst das jetzt machen.“ Nachdem dann klar war, dass die Last auf mehrere Schultern verteilt werden soll, fehlte nur noch einer, der sich vorne hinstellt. Ich hab’s gemacht.

Können Sie sich noch an den Wahlabend erinnern?

van Beek Lampenfieber ist fast zu schwach für meine Gefühlslage, Bammel trifft’s besser. Ich musste erstmals öffentlich ran. Da kommt’s nicht nur auf jedes Wort an, sondern auch auf die Botschaften, die man sonst so aussendet, ob die einem die Aufgabe, um die man sich bewirbt, am Ende auch zutrauen. Es hat ganz gut geklappt. Das Abstimmungsergebnis war ja nicht so schlecht.

Was ist anders nach zwei Jahren?

van Beek Ich glaube, dass ich an Souveränität gewonnen habe, auch wenn bestimmt Luft nach oben ist. Ich bin sehr konzentriert, wenn ich rede, weil jedes Wort wichtig ist. Da hängt viel dran. Die Verantwortung spüre ich. Aber ich habe die Hemmung verloren, andere zu bitten, mir Dinge abzunehmen. Sonst bliebe alles an mir hängen. Aber unterm Strich glaube ich nicht, dass ich mich großartig verändert habe.

Die CDU als letzte große Volkspartei bröckelt. Nur in Alpen nicht.

van Beek Das ist gut so. Wir sind jetzt auf 269 Mitglieder geklettert. Eine beachtliche Zahl, finde ich. Das zeigt, dass wir als Partei breit aufgestellt sind und sich bei uns alle Generationen, Männer, Frauen, alle möglichen beruflichen Sparten und gesellschaftlichen Gruppen gut aufgehoben fühlen, ihre Meinungen und Strömungen einbringen. Das zeugt von einer lebendigen, bunten, offenen Partei, die anziehend wirkt.

Aber es muss doch einen Kern geben, der alle eint.

van Beek Das christliche Weltbild ist für mich das Wesentliche. Das verpflichtet uns, Humanität einzufordern. Deshalb hat es mich auch geärgert, dass insbesondere aus Reihen der CSU im Zusammenhang mit den Flüchtlingen eine Rhetorik Einzug gehalten hat, die mit Christlichkeit kaum vereinbar ist. Die CDU sollte nicht auf den Populismuszug aufspringen, sondern unsere christlichen Werte vertreten.

Rechnen Sie damit, dass Sie sich bei der Kommunalwahl mit der AfD auseinandersetzen müssen?

van Beek Die AfD ist inzwischen fast überall. Warum sollte Alpen ein weißer Fleck bleiben. Aber ich gehe davon aus, dass die Rechtspopulisten bei uns keine Rolle spielen werden. Diese Partei hat ja nur ein Thema. Die Flüchtlinge. Und von den Flüchtlingen, die in Alpen leben, hat jeder mindestens einen Paten. Deshalb ist mir da nicht bange.

Hat die CDU schon begonnen, sich für die Wahl in 2020 aufzustellen?

van Beek Für die Wahlkreise ist es noch ein wenig früh. Aber wir haben viele gute Köpfe, so dass ich davon ausgehe, dass wir überall ein überzeugendes Angebot machen.

Was ist mit dem Bürgermeister?

van Beek Die Frage beantwortet Thomas Ahls ganz alleine. Er hat uns aber signalisiert, dass er’s noch mal machen möchte. Dafür hat er unsere volle Unterstützung. Es kann für Alpen keinen besseren Bürgermeister geben.

Seinen Rückhalt in der Bevölkerung hat auch die CDU. Worauf führen sie den zurück?

van Beek Unsere Mitglieder sind da, wo das Leben in den Dörfern pulsiert. In Vereinen, in Kirchen, Organisationen. Wir sind mittendrin. Wir wissen genau, was die Menschen bewegt. Wir müssen nicht punktuell Wünsche erfüllen, wenn beispielsweise irgendwo eine Laterne nicht brennt. Die Menschen wissen, dass wir ihre Dinge verfolgen, ein Ohr dafür haben, weil wir Teil von ihnen sind. Das ist das Geheimnis.

Das klingt nach Zuversicht.

van Beek Ich gehe davon aus, dass wir unsere starke Position halten werden, sie vielleicht sogar noch ein bisschen ausbauen können.

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