Gespräch mit Förster Christopher Koch Klimawandel als größte Herausforderung

Alpen · Förster Christopher Koch hat die Leitung über die Leucht. Stürme, lange Trockenperioden und Schädlinge setzen dem 2000 Hektar großen Waldgebiet bei Alpen zu. Doch es gibt Pläne für die Rettung.

 Christopher Koch ist sei Dezember 2017 Förster im Forsthaus Huck. Er hat schon stürmische Zeiten erlebt. Seine Aufgabe ist es, die Leucht klimafest zu machen.

Christopher Koch ist sei Dezember 2017 Förster im Forsthaus Huck. Er hat schon stürmische Zeiten erlebt. Seine Aufgabe ist es, die Leucht klimafest zu machen.

Foto: Lydia Krämer

Kaum hatte Christopher Koch 2017 seinen Dienst als Revierleiter für den 2000 Hektar großen Wald Leucht angetreten, da zeigte ihm die Natur auch schon, dass dies kein ruhiger Job werden würde. Koch erzählt mit einem Lächeln, wie der Sturm Friederike seine Bäume ordentlich habe „im Wind tanzen“ lassen. Der Förster hatte bereits einige Jahre Diensterfahrung im Paderborner Land gesammelt. Aber der Orkan war eine neue Erfahrung. Als der Sturm nachließ, stand Koch vor der Aufgabe, auf einen Schlag 25.000 bis 30.000 Festmeter Holz aufzuarbeiten und sie dann an den Mann und die Frau zu bringen. Ein sanfter Einstieg am neuen Arbeitsplatz sieht anders aus.

Dennoch: Förster Koch mag seinen Beruf. Er schätzt die Eigenständigkeit und die Arbeit in der Natur, selbst wenn er häufig auch am Schreibtisch sitzen muss. Und mit seinem robusten mobilen Toughpad-Computer kann er im Wald gleich vor Ort wichtige Koordinaten an Waldbaubetriebe weitergeben.

Auf die besorgte Frage von Bewerbern für ein Praktikum, wie’s denn bei ungemütlichem Wetter um die Arbeit unter freiem Himmel bestellt sei, hat Koch eine beruhigende Antwort: „Nur bei einem Wildunfall muss man auch schon mal in strömendem Regen nach draußen oder dann, wenn ein Baum auf einen Weg gestürzt ist.“ Bei Waldarbeiten im Forstbetrieb gelten für ihn wie für seine Mitarbeiter, darunter ein Forstwirtschaftsmeister, drei Gesellen und drei Auszubildende, geregelte Arbeitszeiten. Zu den Aufgaben gehöre auch der Verkauf von Brennholz an Privatleute.

Der Revierleiter hat ein Studium mit einem großen Wirtschaftsanteil absolviert. Nach der zwölfmonatigen Anwärterzeit folgte eine Handvoll Prüfungen. Davon sollten sich junge Leute, die Interesse an dem Job in und mit der Natur hätten, nicht abschrecken lassen, so Koch: „Der Aufwand zahlt sich aus.“ Die Perspektiven seien günstig. Viele Förster gingen in den Ruhestand.

Koch räumt allerdings mit allzu romantischen Vorstellungen vom Förderberuf auf. Der Klimawandel stelle den Wald vor große Probleme und ihn und seine Kollegen vor immense Herausforderungen. Immer häufiger wüteten Stürme, es gebe lange Trockenperioden im Sommer, zunehmenden Befall mit Borkenkäfern, die unter der Rinde der Bäume die wasserführenden Kapillaren schädigten – all das habe sichtbare Folgen. Vor allem die Fichte sei stark dezimiert worden.

Deshalb soll sich die Leucht in den kommenden Jahren zu einem klimafesten Laubmischwald wandeln. Der Förster erläutert, dass ein gesunder Mischwald nicht nur weniger anfällig für Stürme sei. Das Gefüge des Waldes gerate dann auch kaum aus dem Gleichgewicht, selbst wenn eine ganze Baumart – wie derzeit die Fichte – geschädigt werde. Hinzu komme, dass Laubholz auf dem Markt sehr gefragt sei. Besonders die Eiche mit ihrer tiefen Pfahlwurzel. Als Nadelbäume würden Douglasien angepflanzt, die weniger Wasser benötigten als Tannen oder Fichten.

Auch Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit gehöre zu den Aufgaben eines Försters, so Koch. Häufig führe er Kinder aus Grundschulen oder Kindergärten sowie junge Pfadfinder durch die Leucht. Dabei könnten seine Begleiter mit etwas Glück auch mal Rehe auf der Lichtung oder Hasen erblicken. Manche Besucher nehme er sogar in seinem Allradwagen bis kurz vor eine tiefe Abbruchkante mit. Diese Bergsenkung geht auf den Bergbau zurück.

Seit Mitte der 70er Jahre werden in der Leucht 35 Hektar Wald wissenschaftlich begleitet. Weitere 93 Hektar dort sind sogenannte Wildnisentwicklungsgebiete, natürliche Refugien. Mit stehendem und liegendem Totholz seien diese ein Paradies für Insekten und Pilze, sagt Koch. Die Altbestände an Buchen und Eichen blieben daher unberührt.

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