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Schützenfest in Menzelen-West Der Nachzügler holt sich den Nachtvogel und ist König

Alpen · Dieter Stiers (65) ist beim Bürgerschützenverein erst mit Verspätung ins königliche Finale eingestiegen. Doch am Ende setzte er den entscheidenden Treffer und ist nun König. Es war ein historisches Schießen.

Dieter Stiers ist nach 20 Jahren erneut König der Bürgerschützen Menzelenerheide. Er bezwang den zähen Nachtvogel mit dem 390. Schuss.

Dieter Stiers ist nach 20 Jahren erneut König der Bürgerschützen Menzelenerheide. Er bezwang den zähen Nachtvogel mit dem 390. Schuss.

Foto: BSM

Die CDU ist in Alpen eine Macht. Sie stellt den Bürgermeister und herrscht im Rat schon eine Ewigkeit mit absoluter Mehrheit. In diesen Tagen nun schicken sich die sieggewohnten Christdemokraten an, in Alpen einen nach dem anderen Schützenthron zu besteigen. Am späten Sonntagabend war’s CDU-Ratsherr Dieter Stiers, der dem widerborstigen Vogel auf dem Schützenplatz in Menzelen-West den Garaus gemacht hat und die Bürgerschützen Menzelenerheide 1879 jubeln ließ. Wenige Wochen zuvor war’s CDU-Fraktionschef Frederik Paul, der sich mit seinem Volltreffer für ein Jahr zum König von Veen gekrönt hatte.

Dieter Stiers (65) ist kein Neuling auf dem Thron der Schützen in der Menzelenerheide. Er trug das königliche Silber vor 20 Jahren schon einmal. Am Sonntag griff der gelernte Landwirt, der vor wenigen Wochen als Metzger seinen weithin geschätzten Laden geschlossen hatte, um fortan seinen Ruhestand zu genießen, erst spät ins königliche Finale ein. Denn als nach dem Preisschießen am frühen Abend die Order „Königsaspiranten vortreten!“ über die Schützenwiese schallte, meldete sich zunächst ein Trio, das nach der Macht strebte: Volker Plegge, Wolfgang Heintz, Peter Giesbers. Das aber sollte noch nicht das letzte Wort sein.

 Ein Quartett wollte König werden, einer ist‘s geworden (v.l.): Volker Plegge, Peter Giesbers, Dieter Stiers und Wolfgang Heintz

Ein Quartett wollte König werden, einer ist‘s geworden (v.l.): Volker Plegge, Peter Giesbers, Dieter Stiers und Wolfgang Heintz

Foto: BSM

Die drei hatten den Kampf auch bereits aufgenommen und schon zwei Runden absolviert, als sich noch ein Nachzügler meldete und Ansprüche anmeldete. Nach den Regeln ist das erlaubt. Dieter Stiers hatte offenbar noch ein wenig Bedenkzeit gebraucht, vielleicht war auch noch eine offene Thronfrage zu klären – die Gründe für sein Zaudern sind nicht bekannt. Fragen gingen im allgemeinen Jubel unter.

Es wurde ein historisches Finale. Das Quartett lieferte sich einen nervenaufreibenden Abnutzungskampf. Das Gemeinschaftswerk der drei Vogelbauer Hans-Günter Kuczkowiak, Michael Hackstein und Klaus-Dieter Minuth erwies sich als ausgesprochen zäh. Obwohl die Königsbewerber mit der Armbrust einen Treffer nach dem anderen landeten, zeigte der Vogel hoch oben auf der Stange kaum Wirkung.

Auch als die Sonne unterging, behauptete das hölzerne Federvieh seinen Platz im Scheinwerferlicht, das dann auf den Kugelfang gerichtet war. Hatten sich die Rivalen anfangs noch gegenseitig mit gut gemeinten Tipps unterstützt – auch die Vogelbauer mischten sich später mit strategischen Ratschlägen ein, wie ihrem Machwerk beizukommen sei –, wurde zu vorgerückter Stunde „im Akkord“ Bolzen um Bolzen abgefeuert.

Die Nerven der Aspiranten und auch des zahlreich ausharrenden Schützenvolkes wurden auf eine nie dagewesene Zerreißprobe gestellt. Ausgerechnet der Nachzügler Dieter Stiers war’s dann schließlich, der mit dem 390. Schuss um 21.31 Uhr den Nachtvogel unter ohrenbetäubendem Jubel zu Boden stürzen ließ und damit die stundenlange Anspannung löste. Der neue alte König, seit 35 Jahren ein Bürgerschütze, wählte Hannelore Feldmann zur Königin an seiner Seite.

Das Paar wurde zur Inthronisation mit einem königlichen Marsch ins Zelt gespielt, wo König Dieter das Königssilber von Vorgänger Marc Hermanns übernahm. Anschließend setzte sich der neue Herrscher mit dem Vorstand zusammen, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Am Thron nehmen acht Paare Platz: Patrick Feldmann und Maria Stiers, Peter und Erika Giesbers, Volker und Monika Plegge, Wolfgang und Monika Heintz, Franz-Josef und Rita Muhlen, Uwe und Simone Schmitz, Stefan und Sonja Böhm sowie Markus und Anja Tinnefeld.

Am Montagmorgen ging’s auf dem Schützenplatz weiter, wo beim Preis- und Pokalschießen der sogenannte „kleine König“ ausgeschossen wurde. Diesen Titel sicherte sich Friedrich Kirschner um 13.24 Uhr mit dem 141. Schuss. Nach dem Antreten am Nachmittag zogen die Schützen zur Xantener Straße, um das Königspaar zu Hause abzuholen. Nachdem der König seinem Volk eine Runde spendiert hatte, ging’s zum festlichen Umzug durch den Ort. Der Krönungsball war dann bis tief in die Nacht der würdige Abschluss eines sonnigen Festwochenendes. Im Schatten des Königs fiel ein besonderes Licht auf einen Schützen, der schon 75 dabei ist: der 95-jährige Helmut Heistermann.

(bp)
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