Alpen Furcht vor Kies: Bönnighardt macht mobil

Alpen · Eigentlich war das Thema Kiesabbau auf der Bönninghardt längst begraben. Doch nun ist das Schreckgespenst wieder auferstanden. Die Sorge lebt. Der Widerstand formiert sich.

 Vor zehn Jahren war der Kampf der Bönninghardt gegen Kiesabbau erfolgreich. Jetzt melden sich neue Begehrlichkeiten nach dem Rohstoff.

Vor zehn Jahren war der Kampf der Bönninghardt gegen Kiesabbau erfolgreich. Jetzt melden sich neue Begehrlichkeiten nach dem Rohstoff.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

Eigentlich hatte die Bönninghardt das Thema Kiesabbau längst begraben. Vor einem Jahrzehnt hat sich der Höhenzug erfolgreich gegen die Abgrabungspläne gestemmt. Nun droht die Auferstehung des Schreckgespenstes.

Die damalige Sorge ist lebendig. Trotz des parallel angepfiffenen WM-Halbfinales versammelte sich am Mittwochabend mehr als eine halbe Hundertschaft im Saal Thiesen und demonstrierte, dass ihr Kampfeswille ungebrochen ist. Die Hei will sich nicht geschlagen geben. Widerstand formiert sich. Als Motivator trat SPD-Landtagsabgeordneter René Schneider auf. Er hatte zur Strategiebesprechung gebeten und drückte mächtig aufs Tempo.

Der Genosse trat bewusst nicht mit SPD-Logo an. Anrollende Kiesbagger zu stoppen, sei „keine parteipolitische Angelegenheit“ schickte Schneider voran. Nur gemeinsam könne es gelingen. Jörg Bannemann, SPD-Ortsvereinschef, erinnerte bei der Begrüßung an damals: „Da sind wir alle Seit’ an Seit’ marschiert.“ So schickte Schneider die Lösung voran: „Einigkeit macht stark.“ Solidarität war bei der SPD am Mittwoch mehr als ein Wort. Die Genossen erlaubten es, Ortsvorsteher Herbert Oymannn (CDU), eine tragende Rolle einzunehmen beim Versuch, vor Ort eine schlagkräftige Truppe zu rekrutieren.

Die Ausgangslage ist noch recht diffus. Der Abgeordnete, Mitglied im Landtagsausschuss für Umwelt und Natur, sorgte für die sachliche Grundlage, „weil man nur kämpfen kann, wenn man weiß, worum es geht“. Die für den Niederrhein bedrohlichen Szenarien spielen sich, so erläuterte Schneider, auf zwei Ebenen ab. Der Landtag befasst sich mit der Fortschreibung des Landesentwicklungsplans (LEP) und setzt damit den Rahmen für die Regionalplanung. Die ist in dem Fall beim Regionalverband Ruhr (RVR) in Essen angesiedelt. Sollten „kiesfreundliche“ LEP-Änderungen durchkommen, drohe auf regionaler Ebene weitere „Entfesselung“.

Beim RVR geraten jetzt für Alpen drei mögliche Abgrabungsflächen in den Fokus der Regionalplaner. Auf der Bönninghardt spielt die damalige Fläche offenbar keine Rolle mehr. Die Begehrlichkeit wechselt auf die andere, westliche Seite der Bönninghardter Straße (L 491) – da, wo bereits in relativ geringem Umfang abgegraben wird. An die dort bereits genehmigte Fläche könnte, nördlich angrenzend, eine Fläche von rund 18,5 Hektar ausgewiesen werden. Die Folgen für die Umwelt werden als „nicht erheblich eingeschätzt“.

Das gilt auch für die rund 77 Hektar – vornehmlich Acker und Grünland – im Ohlfeld westlich der B 58 zwischen Drüpt und Millingen entlang des Schienenstranges für den Pendelzug „Der Niederrheiner“. Die dritte Fläche (etwa 44 Hektar groß), die Schneider aus den RVR-Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit von Abgrabungsvorhaben anführte, liegt in unmittelbarer Nähe davon westlich des Energierparks zwischen Huck und Millingen, teils auf Rheinberger Stadtgebiet.

Doch das Interesse richtete sich am Mittwochabend vornehmlich auf den Abwehrkampf auf der Bönninghardt. Als Motivationshelfer hatte Schneider die neu erwachte Bürgerintiative Wickrather Feld aus Kamp-Lintfort mitgebracht. Doch wachküssen muss man die Bönninghardter nicht. Spontan erklärte sich ein gutes Dutzend von ihnen bereit, ins Team einzusteigen, das den Widerstand organisieren will. Ortsvorsteher Oymann will jetzt schleunigst einen Protestbrief verfassen. Die Unterschriftenlisten dazu sollen in Kürze ausliegen – erste Schritte, das Schreckgespenst rechtzeitig zu stoppen.

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