Stadtumbau in Alpen Noch kahl im „kleinen Wohnzimmer“

Der erste Schritt beim Stadtumbau ist gelungen: Das Wasser plätschert aus den Spitzen der drei Alpener Burgen auf dem Platz gegenüber des Rathauses. Der Möbelwagen mit Bänken und Laternen kommt nach den Sommerferien.

 Das neue Wasserspiel läuft. André Enge (r.) und Andreas Jacobs vom Bauamt haben sich davon überzeugt, dass die Technik klappt.

Das neue Wasserspiel läuft. André Enge (r.) und Andreas Jacobs vom Bauamt haben sich davon überzeugt, dass die Technik klappt.

Foto: bp

Noch sieht’s ein wenig kahl aus im „kleinen Wohnzimmer“ gegenüber des Rathauses. Doch es sprudelt verlässlich aus den Spitzen der drei kugeligen Erhebungen, die für die drei Burgen Alpens stehen: die alte Börry über der Schießschlucht am Schmuhlsberg, die ehemalige Jugendburg an der Lindenallee sowie für die aktuell einsturzgefährdete Motte, wo eins die Herren von Alpen residierten. Das Wasserspiel ist der sichtbare Einstieg in den großangelegten Stadtumbau, der dem Ort eine deutlich erkennbare Einzigartigkeit und zugleich deutlich mehr Aufenthaltsqualität bescheren soll.

Die in einer Art Garage unter der Erde verborgene Technik, die das Wasser sprudeln lässt, muss noch feingetuned, also eingefahren werden. Erst wenn das abgeschlossen ist, so sagen die Monteure aus dem Münsterland, wird in der kommenden Woche der Bauzaun, der hier seit Anfang März steht, wieder abgebaut werden. Dann fehlen zur neuen Beschaulichkeit nur noch die Designer-Möbel, die das im Gestaltungswettbewerb siegreiche Planungsbüro Felixx/De Zwarte Hond konzipiert hat. Die sind bestellt.

Aber bis die geliefert werden, müssen die Alpener sich noch ein wenig gedulden. Im September, so sagt André Enge aus dem Bauamt, werden die Möbelwagen vorfahren. Das habe ihm der Lieferant Mitte der vorigen Woche noch einmal bestätigt. Die langen politischen Debatten seien letztlich für die recht späte Fertigstellung des Mobiliars, das nicht von der Stange kommt, ursächlich. Aber ganz komplett wird das kleine Wohnzimmer auch im Herbst noch nicht sein. Denn über die opulenten Pflanzkübel, an denen sich nicht nur die Politik, sondern auch viele Bürger so gerieben haben, muss noch abschließend beraten und entschieden werden.

 Um die Luke in die Tiefe zu öffnen, braucht’s eine Akkuschrauber.

Um die Luke in die Tiefe zu öffnen, braucht’s eine Akkuschrauber.

Foto: bp

Felixx/De Zwarte Hond habe über die „riesigen Urnen“, wie Kritiker gegen den ersten Vorschlag polemisiert hatten, noch einmal nachgedacht, so Enge, ihn modifiziert und alternative Varianten präsentiert. Nun müsse der Rat nach der Sommerpause ein Votum abgeben. Vermutlich wird’s am Ende zu einer Frage des Preises.

Dass aber neben den zwei Ahorn-Bäumen noch Grün auf den kleinen, grau gepflasterten Platz muss, dürfte unstrittig sein. Wohnlichkeit versprechen zudem vier chice Bänke, eine mächtige geschwungene Laterne und eine Lampion-Girlande, die quer über den Platz gespannt wird. Licht kommt auch aus den Spitzen der drei Burgen. Das Wasserspiel ist illuminiert. Die sprudelden Säulen sind zwar in der Höhe steuerbar, unterschiedliche Bilder – wie beispielsweise am Alten Rathaus in Rheinberg – sind aber technisch nicht umsetzbar. Das gleichmäßige Plätschern muss reichen als angenehmene Geräuschkulisse.

 Der Blick in die Tiefe: Das Wasser ist in ständiger Bewegung.

Der Blick in die Tiefe: Das Wasser ist in ständiger Bewegung.

Foto: bp

Das Herzstück des Wasserspiels, das übrigens kaum Frischwasser verbraucht, ist zwar nicht sichtbar aber ebenso zugänglich wie das Auffangbecken fürs Wasser aus dem Überlauf. Die Öffnungsluken, wie das Umfeld gepflastert, fallen kaum auf. Jede wiegt deutlich mehr als 200 Kilo, von Hand mit Muskelkraft nicht zu bewegen. Dazu braucht es einen Akkuschrauber mit einem speziellen Aufsatz, der die Hydraulik antreibt – Sesam öffnet sich. So sind die regelmäßige Wartung und die ständige Kontrolle der Aufbereitung des Wassers, das sich im Kreislauf bewegt, relativ einfach zu gewährleisten.

Schwieriger war die Arbeit für den Pflasterer, der bei Temperaturen jenseits der 30 Grad jeden einzelnen Stein zwei Mal in die Hand nehmen musste, um die drei Hügel zu bestücken. Damit das gleichmäßig ausfiel, ersann sich der Mann eine Spezialkonstruktion, erzählt Andreas Jakobs vom Tiefbauamt voller Respekt vor der filigranen Leistung mit der „Eisenstange, die wie ein Zirkel“ gehandhabt wurde, um Stein für Stein exakt an der richtigen Stelle zu platzieren. Leider habe es gedauert, bis die Temperaturen wieder so niedrig waren, dass schadlos verfugt werden konnte. Neben Materialengpässen bei der Stahlbandeinfassung war das ein Grund dafür, dass die angestrebte Bauzeit fürs Burgen-Trio um gut vier Wochen überschritten worden ist. Doch dafür gab’s mit der Wassertechnik keine Probleme. Als im Keller unter dem insgesamt rund 300.000 Euro teuren Wohnzimmer der Schalter umgelegt wurde, sprudelte es aus den Burgspitzen so, wie’s sollte.

Wenn im Herbst die Möbel kommen, wird auch vorm Rathaus eine neue Bank und eine zweite Leuchte aufgestellt, um das Gesamtbild in dem Bereich abzurunden. Wenn dann die Wahl der Pflanzkübel entschieden ist, kann auch der Platz hinterm Rathaus aufgehübscht werden. Unterdessen hat Stadtplaner Martin Lyhme damit begonnen, nach den Ideen aus dem Hause von Felixx/De Zwarte Honde den schönen Amalien-Garten an der Evanglischen Kirche zu konzipieren. Das Eckhaus Burgstraße/An der Vorburg ist leer, die Abrissgenehmigung liegt vor. Der Bauausschuss soll in der ersten Sitzung nach der Sommerpause den Bagger bestellen.

Weit schwieriger gestaltet sich der Umbau am offenen Herzen in Höhe der Sparkasse. Hier laufen noch die offenbar nicht ganz einfachen Verhandlungen mit Grundstückseigentümern, um grünes Licht für die Neugestaltung der guten Stube Alpens zu bekommen. Wann hier die große Leuchte angeknipst werden kann, liegt noch im Dunkeln.

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