Baumfällung an der Kapelle Die kleine Kapelle steht nun nackt da

Die alte Winterlinde neben dem Baudenkmal anno 1900 war krank, drohte umzustürzen und musste gefällt werden.

 Die kleine Kapelle Zum Wald steht nackt da. Die 70 Jahre alte Winterlinde ist gefällt worden. Der Stumpf lässt ahnen wie mächtig der Baum war.

Die kleine Kapelle Zum Wald steht nackt da. Die 70 Jahre alte Winterlinde ist gefällt worden. Der Stumpf lässt ahnen wie mächtig der Baum war.

Foto: bp

Selten finden sich in staubtrockenen Akten so poetische Zeilen wie die in der Denkmalliste der Gemeinde. Da hat ein unbekannter Verfasser auf Blatt für Nummer 17 über die kleine Kapelle an der Ecke Lindenallee/Zum Wald formuliert: „An einer Wegegabelung, malerisch unter alten Bäumen gelegenes, eindrucksvolles . . . anschaulich erhaltenes Zeugnis der Volksfrömmigkeit“. Schön. Doch nun steht der schlichte Sakralbau anno 1900 völlig nackt da in der tristen Winterlandschaft. Von der Winterlinde, die dem Baudenkmal scheinbar ewig schmückend zur Seite gestanden hat, lugt nur noch der Stumpf aus dem Boden. Er lässt vom Umfang Rückschlüsse darauf zu, wie mächtig der Baum neben der Kapelle gewesen sein muss.

Der stolze Baum, der hier vor fast 70 Jahren gepflanzt worden ist, wie es in der Akte vermerkt ist, steht nicht mehr – ebenso wie eine Kastanie ein paar Meter weiter unmittelbar an der Lindenallee. Dass die Säge hier angesetzt wurde, betrübt zahlreiche Mitglieder der Facebook-Gruppe „Wenn Du Alpener bist ...“.Volker Schlicht vom Bauamt im Rathaus klärt auf Nachfrage der Redaktion den Sachverhalt auf. Ein Fachmann hat die Bäume auf dem Grundstück der katholischen Kirchengemeinde St. Ulrich im Herbst in Augenschein genommen und ist am Ende in seinem Urteil zu dem wenig romantischen Schluss gekommen, dass die Bäume nicht mehr den fittesten Eindruck machen und inzwischen zu einer erheblichen Gefahr für Leib und Leben geworden sind.

 Eine Tafel erläutert die historischen Ursprünge des Kreuzes im Innern: Es erinnert an die „Volksmission 1746“.

Eine Tafel erläutert die historischen Ursprünge des Kreuzes im Innern: Es erinnert an die „Volksmission 1746“.

Foto: bp

Die Bewertung der 20 Meter hohen Winterlinde mit ihrer gut zehn Meter breiten Krone und dem schräg stehenden Stamm – Umfang: 2,37 Meter, Durchmesser: 87 Zentimeter – fiel niederschmetternd aus: „nicht verkehrssicher“. Das war sein Todesurteil. Der Sachverständige ordnete an, dass der Baum innerhalb des nächsten halben Jahres fallen müsse. Jetzt war’s so weit. Da die Frist zum Fällen Ende des Monats abläuft, ist’s nun um die alte Winterlinde geschehen. Ebenso um die vom Pilz befallene Kastanie.

Nun fällt der Blick unmittelbar auf den verwitterten Putz der Kapelle, der nach einem frischen Anstrich schreit. Das Schieferdach müsste mal vom Moos der vielen Jahre befreit werden. Innen aber zeigt das „Zeugnis der Volksfrömmigkeit“ keine Spuren von Vergänglichkeit. Ein Kerzlein im Ständer hinter dem schmiedeeisernen Törchen brennt. Auf dem Altartisch vor dem fast zwei Meter großen Holzkreuz mit dem farbig gefassten Corpus stehen rötlich blühende Blumen in einem weißen Topf. Um die scheint sich offenbar jemand regelmäßig zu kümmern. Eine hölzerne Tafel liefert religionsgeschichtliche Infos: „Dieses Kreuz wurde errichtet am Fuße der Bönninghardt zur Erinnerung an die große Volksmission in Alpen 1746.“

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