Rheinberg Afghanische Flüchtlinge feiern Frühlingsfest Nouruz

Rheinberg · Weihnachten und Silvester fern von Zuhause, ohne Familie und Freunde? Für viele ist das undenkbar. Weihnachten ist schließlich das Fest der Familie. Für viele Flüchtlinge aus Afghanistan ist aber das traurige Realität: Sie feiern ihr Fest der Feste - das traditionelle Frühlings- und Neujahrsfest Nouruz ("neuer Tag") - erstmals in der Fremde.

 Zakia Yusuf, Leila Osmani, Nazeer Rona, Roya Wahidi und Sabia Yusuf (von links) vom Vorstand des Vereins "Kinder Afghanistans" luden zum Essen.

Zakia Yusuf, Leila Osmani, Nazeer Rona, Roya Wahidi und Sabia Yusuf (von links) vom Vorstand des Vereins "Kinder Afghanistans" luden zum Essen.

Foto: Fischer

Rund 50 jungen Afghanen hat der Moerser Verein Kinder Afghanistans nun für einige Stunden ein Stück Heimat geboten und das Heimweh vergessen lassen: In der Begegnungsstätte Reichelsiedlung wurde mit traditioneller Musik, Tanz und leckeren Spezialitäten Nouruz gefeiert. Laut, bunt und fröhlich.

"Alle sind erst vor rund einem Dreivierteljahr nach Moers, Kamp-Lintfort oder Rheinberg gekommen", berichtet Zakia Yusof vom Vereinsvorstand. Die 48-Jährige lebt seit über 30 Jahren in Rheinberg. Als Zehnjährige ist sie mit ihren Eltern vor dem Krieg aus Afghanistan geflohen und kann es den Flüchtlingen nachfühlen. Deshalb war für die gelernte Hotelfachfrau klar: "Ich organisiere privat ein solches Fest für die jungen Afghanen in Rheinberg." Doch schnell signalisierten ihre Vorstandskollegen: "Wir stemmen das gemeinsam als Verein".

Der organisiert jedes Jahr auch ein großes Nouruzfest in Moers (am 2. April, Motel van der Valk); warum also nicht eines speziell für die Flüchtlinge in Rheinberg und Umgebung?

Gesagt, getan. Mit der Begegnungsstätte war ein passender Raum gefunden. Familien aus Afghanistan, Iran und Tadschikistan, die schon länger in Rheinberg wohnen, hatten ihr Kommen und auch ihre Hilfe zugesagt: In Form von großen, dampfenden und duftenden Töpfen, in denen sich afghanische Köstlichkeiten befanden.

"Diese Familien sind die besten Integrationshelfer", freut sich Zakia Yusof über das Engagement. Denn sie können ihren Landsleuten die Ankunft in Deutschland erleichtern, indem sie ihnen helfen, deutsche Tradition und Kultur zu verstehen. "Oder sie erklären ihnen einfach, wie das Leben hier ganz praktisch funktioniert", ergänzt Leila Osmani, stellvertretende Vereinsvorsitzende.

Es sei erklärtes Ziel der Vereinsarbeit, die Menschen, die den Weg nach Deutschland gefunden haben, schnell in die Gesellschaft zu integrieren. Teilhabe am Alltag sei von enormer Bedeutung. "Das fängt schon bei der Anmeldung im Sportverein oder Fitnessstudio an", betont Zakia Yusof. Die Flüchtlinge müssen raus aus der Isolation in den Unterkünften und eine Perspektive haben, sie müssen mitmachen und mitleben.

"Nouruz" ist das älteste und wichtigste iranische Fest, das mit dem astronomischen Frühlingsanfang zusammenfällt. Es ist zugleich der Beginn des iranischen Kalenderjahres. "Nouruz" entstammt einer vorislamischen Tradition, und ist nicht einer einzelnen Religions- oder Volksgruppe vorbehalten. Das Frühlingsfest wird unter anderem in Afghanistan, Aserbaidschan, Tadschikistan, Pakistan, Irak, in den kurdischen Gebieten und Usbekistan begangen. Auch iranisch-stämmige Juden in Isreal feiern das Nouruz-Fest.

(nmb)
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