Alpen Ärztemangel auf dem Land kein Schicksal

Alpen · Karl-Josef Laumann (CDU) forderte bei der Eröffnung der Amaliengalerie in Alpen deutlich mehr Studienplätze für Allgemeinmediziner. Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministrium kritisierte die Vergabe allein nach Abi-Note.

 Die Amalien-Skulptur von Hans-Peter Fonteyne (li.) wurde im Beisein von Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Bundestagsmitglied Sabine Weiss, Bürgermeister Thomas Ahls und Investor Andreas Hüls (v.l.) enthüllt.

Die Amalien-Skulptur von Hans-Peter Fonteyne (li.) wurde im Beisein von Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Bundestagsmitglied Sabine Weiss, Bürgermeister Thomas Ahls und Investor Andreas Hüls (v.l.) enthüllt.

Foto: Armin Fischer

Das Lob fiel kräftig aus und es kam von einem Mann mit Gewicht: Karl-Josef Laumann (CDU), Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, adelte die Amaliengalerie am Samstag als Festredner bei ihrer offiziellen Übergabe als einen "Meilenstein in der gesundheitlichen Versorgung". Alpen habe ein Modell realisiert, wie ländliche Kommunen drohendem Ärztemangel entgegenwirken können.

Vom Alpener Weg, sich aktiv um die medizinische Infrastruktur zu kümmern, war der Gastredner, damals noch Sozialminister in Düsseldorf, anfangs nicht so überzeugt. "Wenn Ihr das hinkriegt, dann komme ich zur Einweihung", zitierte Alpens Bürgermeister Thomas Ahls bei Temperatuten um dem Gefrierpunkt zur Begrüßung auf der Bühne des Nikolausmarktes Laumanns damaliges Versprechen. Der Münsterländer, der die Gemeinde Alpen als gelernter Landmaschinenschlosser "lange nur durch Lemken" kannte, hielt Wort.

Laumann bekräftigte den Anspruch der ländlichen Bevölkerung auf eine gleich gute medizinische Versorgung wie sie für Menschen in den Städten selbstverständlich sei. Der erfahrene Sozialpolitiker stellte fest, dass zunehmende Probleme Hausärzte aufs Land zu bekommen, nicht schicksalhaft seien, sondern dass es politische Gründe dafür gebe. "Das kann man daher auch politisch ändern", sagte Laumann. Ein Grund für den Mangel sei, dass es zu wenig Allgemeinmediziner gebe.

In dem Zusammenhang kritisierte der CDU-Politiker die Vergabe der Studienplätze allein nach dem Notendurchschnitt auf dem Abitur-Zeugnis. Er plädierte dafür, "mehr und vor allem den richtigen jungen Leuten" die Möglichkeit zu geben, Medizin zu studieren, um die Probleme dauerhaft zu lösen. "Ausgebildete Krankenpflegekräfte und Rettungssanitäter" brächten beste Grundlagen für ein Studium mit. Gepaart mit dem Willen, sich auf dem Land niederzulassen, böten sich hier gute Chancen.

Die müssten genutzt werden. In einer alternden Gesellschaft bräuchte es bei aller Spezialisierung "nicht weniger, sondern mehr Allegemeinmediziner vor Ort". Sie könnten die Menschen, die ihnen vertrauen, "als Lotsen" durch den Dschungel Gesundheitssystem führen. Dessen Basis sei die allgemeinmedizinische Versorgung.

Dann kehrte er rhetorisch nach Alpen zurück, das in der Amaliengalerie eine ganze Etage gekauft hat, um Ärzten mit modernen Praxisräumen eine attraktive, langfristige Perspektive bieten zu können. Die Rechnung mit Risiken und vielen Unbekannten, für die Bürgermeister Ahls politisch mächtig in Vorleistung gegangen ist, scheint aufzugehen, wie Dr. Kathrin Gagel betonte. Sie praktiziert mit Dr. Elmar Vohl bereits seit zwei Monaten im "Gesundheitszentrum" Amaliengalerie. "In den schönen hellen Räumen fühlen wir uns nicht nur wohl, sondern haben hier auch eine dauerhafte Perspektive", so Kathrin Gagel.

Sie begrüßte die Möglichkeit, "weitere Ärzte anzustellen und die Praxis durch Schwerpunkte breit aufzustellen". Vohl blickt auf "eine gute Zukunft" und äußerte Zuversicht, dass es mit dem Ärztehaus gelinge, "auch die nächste Medizinergeneration nach Alpen zu holen".

(RP)
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