Rheinberg Ärgernis Großbaustelle

Rheinberg · Die Kritik an der Rheinberger Innenstadtsanierung wird immer lauter. Von chaotischen Verkehrsverhältnissen und Planlosigkeit ist die Rede. Geschäfte schließen, die Bäckerei Löhle musste schon vier Mitarbeiter entlassen.

 Die Rheinstraße in Rheinberg ist kaum noch befahrbar, die dort ansässigen Geschäfte klagen über starke Umsatzeinbußen.

Die Rheinstraße in Rheinberg ist kaum noch befahrbar, die dort ansässigen Geschäfte klagen über starke Umsatzeinbußen.

Foto: Armin Fischer

Heute gibt es wieder Kunst inmitten der Rheinberger Großbaustelle. "BauART" wird ab 11 Uhr neben dem Alten Rathaus gezeigt. Der Initiativkreis "Wir für Rheinberg" (Stadt, Werbegemeinschaft und Stadtmarketing) setzen Wohlkang gegen die Geräuschkulisse der Bagger und Baumaschinen. Doch viele Anlieger, vor allem Geschäftsleute an Rhein- und Orsoyer Straße, vernehmen nur Dissonanzen und sind entsprechend verstimmt. Um nicht zu sagen: stinksauer. Zum Beispiel Ursula Löhle, die seit 22 Jahren mit ihrem Mann Ulrich die Bäckerei an der Rheinstraße betreibt. "Wir haben so starke Umsatzeinbußen, dass wir alle drei Verkäuferinnen und den Gehilfen entlassen mussten", sagt sie. "Das hat richtig wehgetan."

Bis zu 50 Prozent Einbußen

Bis zu 50 Prozent weniger klingeln bei Löhle in der Kasse. "Das geht um unsere Existenz. Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht. Und das alles nur wegen der Baustelle. Warum muss hier auch alles auf einmal gemacht werden? Anfangs hieß es immer: Erst wenn die Orsoyer Straße fertig ist, wird die Rheinstraße gemacht. Aber das ist nicht eingehalten worden." Gefreut hätte es sie, wenn sich von der Stadt mal jemand nach der Lage erkundigt hätte. Ursula Löhle: "Aber hier bei uns lässt sich von der Stadt niemand blicken."

Auch andere Geschäftsleute beklagen sich bitterlich über "das Chaos" und "die Unorganisiertheit" in der Stadt, wollen aber nicht genannt werden. Anders Rechtsanwalt Ulrich Rust, mit seiner Kanzlei an der Rheinstraße ansässig und Eigentümer mehrerer Geschäftslokale an der Rheinstraße. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und schimpft: "Im Stadthaus sitzen die Totengräber der Innenstadtentwicklung."

"Aus einem Guss" solle die Innenstadtsanierung sein, habe es immer geheißen. "Und jetzt haben sie an der Einmündung von Gelderstraße, Orsoyer Straße und Holzmarkt sieben verschiedene Pflasterungen. Das sieht aus wie eine Musterausstellung eines Baustoffhändlers", sagt der Fachanwalt für Baurecht. Er beklagt insbesondere die "faktische Sperrung der Rheinstraße". Rust: "Die Verkehrsverhältnisse sind chaotisch. Da muss man sich nur mal die Ecke am Entenmarkt anschauen. Das ist lebensgefährlich."

Die Stadt halte sich nicht an Absprachen. So habe die Rheinstraße frei bleiben sollen, bis die Orsoyer Straße fertig sei. Ulrich Rust: "Auch wenn das in der Verwaltung niemand zugeben wird: Das ganze Vorgehen ist doch nur auf Stadtfest, Schützenfest und Rosenmontagszug ausgelegt. Das zählt — nicht aber die Sorgen der Anlieger. Die Stadt ist mit der ganzen Situation überfordert." Bis sich die Stadt von den Folgen der Innenstadtsanierung erholt habe, werden Jahre vergehen.

"Rheinkiosk" hat geschlossen

An der Rheinstraße hat der "Rheinkiosk" bereits aufgegeben. Und Carlo Negro von der Pizzeria "Arcobaleno" macht erst mal Urlaub bis zum 23. Mai.

(RP/url)
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