Bildung in Rheinberg Amplonianer aus „Gefängnis“ entlassen

Rheinberg · Schöne Feier im Pfarrgarten von St. Peter: Das Amplonius-Gymnasium verabschiedet nach einem recht schwierigen Schuljahr 99 junge Menschen mit dem Abiturzeugnis. Direktor Padtberg ist stolz auf die hervorragenden Leistungen.

 Abi ’21 des Amplonius Gymnasiums: Die Sonne strahlte für 99 Schülerinnen und Schüler, die ihr Abitur bestanden haben und feiern durften.

Abi ’21 des Amplonius Gymnasiums: Die Sonne strahlte für 99 Schülerinnen und Schüler, die ihr Abitur bestanden haben und feiern durften.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Nach einem turbulenten Schuljahr mit vielen Einschränkungen, zuletzt wurden auch noch die traditionellen Motto-Tage abgesagt, durften gestern 99 frisch gebackene Abiturienten ihr Zeugnis entgegennehmen. Die schulische Abschlussveranstaltung fand dafür in einem herrlichen Ambiente statt. Bei schönstem Sonnenschein saßen rund 300 Schülerinnen und Schüler mit den Eltern im Pfarrgarten St. Peter.

Viele hatten von daheim Gartenstühle mitgebracht oder machten es sich auf Picknickdecken bequem. Mittendrin der sichtlich stolze Direktor Marcus Padtberg: „Es war ein schwieriges Jahr, das alle sehr gut gemeistert haben. Der Notendurchschnitt ist mit 2,29 so gut wie noch nie in meiner Dienstzeit. 34 Mal steht eine Eins vorm Komma, und vier Schüler haben sogar die Traumnote 1,0.“

Ein Grund für den hervorragenden Schnitt liegt für Schülersprecher Lennart Schlüss in den gerade fürs Home-Schooling so wichtigen technischen Voraussetzungen: „Die sind bei uns sehr gut. Wir haben schon vor der Pandemie mit Online-Lernplattformen gearbeitet.“ Einen kleinen Unterschied gibt es ohne Lehrer-Präsenz aber schon, gesteht Schlüss: „Wir mussten uns zu Hause ganz schön zusammenreißen.“

Für eine Riesenüberraschung hatte der Förderverein gesorgt: Den musikalischen Part besorgte Chris Koch, Ex-Amplonianer und Sänger der Kölner Band „De Boore“ („Rut sin de Ruse”). Der machte gleich ordentlich Stimmung.

Die in den letzten 18 Monaten von der Pandemie geprägte Schulzeit war immer wieder Thema in den Reden. So zollte Pfarrerin Ulrike Thölke, die mit Pastoralreferent Max Eickmann den offiziellen Teil eröffnete, den Abgängern ihren Respekt: „Mit dieser schwierigen Schulzeit seid Ihr weiser als wir es damals waren. Denn Ihr habt gelernt, mit Schwierigkeiten umzugehen.“

Bürgermeister Dietmar Heyde setzte auf den Forscherdrang der künftigen Studenten, der dazu führen soll, Pandemien in Zukunft zu verhindern. „Sie haben sich nicht nur viel Wissen angeeignet, sondern auch zu denken gelernt. Die kritische Auseinandersetzung mit der Welt ist das Wichtigste, was eine Oberstufe lernen sollte“, sagte Heyde. Er gab den Abiturienten einen Ratschlag auf den Weg: „Folgen Sie niemals ausgetretenen Pfaden, es sei denn, sie haben sich verlaufen.“

Die Abi-Feier stand unter dem Motto „Abinopoly – Wir kommen aus dem Gefängnis frei“. So bat die stellvertretende Schulleiterin Sencan Tasci „Gefängnisdirektor“ Marcus Padtberg und seinen langjährigen Insassen Lennart Schlüss auf die Bühne. Der klärte auf, was es mit dem Motto auf sich hat: „Wenn man acht Jahre lang fünf Stunden täglich in einem Haus verbringt, einmal täglich eine warme Mahlzeit bekommt und zweimal täglich Hofgang hat, ist das wie im Gefängnis.“

Padtberg gestand, dass er der Haftentlassung in allen Fällen gern zugestimmt habe und wünschte allen, dass sie mit Anerkennung und Lob ihr Leben gestalten. Ein Wiedersehen sei keinesfalls ausgeschlossen. Padtberg: „Wenn Ihr mal Fragen im Studium habt oder einfach nur quatschen wollt, kommt vorbei. Unsere Türen stehen jederzeit offen. Einmal Amplonianer, immer Amplonianer.“

Lennart Schlüss richtete am Ende den Blick nach vorne: „Für uns heißt es jetzt: Volle Kraft voraus und nicht in Schockstarre verfallen, wenn mal eine Absage kommt. Dann gehen wir nicht nur heute als Gewinner raus, sondern auch im Leben.“ Bei der Abi-Fete am Abend durften einige Dosen „Abinopoly“ geleert worden sein. Die Idee, Sekt in Dosen abfüllen zu lassen und mit dem Etikett des Abi-Mottos zu versehen, kam ebenfalls vom Förderverein.

(erko)
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