Rheinberg „Abbau – eine Sauerei“

Rheinberg · Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener hatte Vertreter der Rheinberger SPD zum Stammtisch der Bergbau-Kritiker eingeladen. Sozialdemokraten: Verständnis für Wut der Betroffenen – „aber man muss das Ganze sehen“.

„Störungen auf der Gesprächsebene“ – das ist Schnee von gestern: Die Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener (SGB) und Rheinbergs Sozialdemokraten haben wieder zueinander gefunden – beim jüngsten SGB-Stammtisch hieß Vorstandsmitglied Ulrich Behrens neben SPD-Fraktionschef Thomas Ohl auch den Ortsvereinsvorsitzenden Jürgen Madry sowie die Ratsmitglieder Horst Geldermann und Michael Kuklinski zum Gedankenaustausch willkommen.

Sprungrevision

Die Palette der Themen, die angesprochen wurde, war breit gefächert. Es ging beispielsweise um den Versuch, den Abbau unter dem Annaberg durch eine Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht zu stoppen. Während die SGB darin und auch in voran gegangenen Verfahren ein wichtiges Signal an die Politik sahen, zeigten die Genossen Skepsis: 350 000 Euro habe die Stadt bislang schon erfolglos investiert. Vielleicht hätte man mit dem Geld besser einen Fonds gespeist zur Unterstützung derjenigen, die durch Bergschäden besonders betroffen sind.

Dass die SPD-Vertreter den Bergbau nach wie vor als wichtigen Arbeitgeber unterstützen und das Bergwerk-West nicht von einem Tag auf den anderen geschlossen sehen wollen, verstanden die SGB-Mitglieder nicht. Es gebe fundierte Studien, nach denen es auch komplette Zechenschließungen keinen Arbeitsplatz-Verlust bedeuteten – nämlich dann, wenn die Mitarbeiter nicht weiter Kohle abbauten, sondern die Umweltschäden durch die bisherige Förderung reparieren. Apropos Abbaufolgen: Die SPD-Delegation zeigte großes Verständnis für die Wut der Bergbau-Geschädigten, denen schriftlich zugesagt worden war, dass unter ihrem Wohngebiet niemals Kohle abgebaut wird. SPD-Fraktionschef Thomas Ohl sprach Klartext: „Der Abbau unter Annaberg ist eine Sauerei!“

Gleichwohl dürfe man nicht nur die emotionale Seite sehen, sondern müsse auch das Gesamte im Blick halten, unterstrich Jürgen Madry: Nur noch Kohle zu importieren bedeute Umweltprobleme zu exportieren; und bedeute auch, unzumutbare Produktionsbedingungen im globalen Kohleabbau zuzulassen.

Zukunft der Region

Derlei Betrachtungen waren den SGB-Diskussionsteilnehmern deutlich zu abstrakt: Es könne nicht angehen, dass tagtäglich eine Million Euro Subventionen nach Kamp-Lintfort fließen, um dort 3500 Arbeitsplätze für ein paar Jahre zu erhalten – und dafür die ganze Zukunft der Region verspielt wird.“

(RP)
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