Lebendige Dorfgemeinschaften in Alpen Menzelen vom Müll des Winters befreit

Alpen · Die Frühjahrsputzaktion war auf Anhieb ein voller Erfolg. Rund 150 Freiwillige haben mitgeholfen, das aufzusammeln, was andere weggeworfen haben. Viele genossen bei Sonnenschein die Gemeinschaftsaktion an der frischen Luft.

 Dorfputz in Menzelen: Thea war mit ihren vier Jahren eine der Jüngsten im Müllsammlertrupp und eine echte Hilfe für Papa Tim Scheuvens.

Dorfputz in Menzelen: Thea war mit ihren vier Jahren eine der Jüngsten im Müllsammlertrupp und eine echte Hilfe für Papa Tim Scheuvens.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Abfall-Profis kümmern sich um den Hausmüll, Kommunen kehren die Straßen und entleeren öffentliche Papierkörbe. Das müsste reichen. Eigentlich. Wären da nicht die unverbesserlichen Zeitgenossen, die ihren Abfall einfach da entsorgen, wo sie sich gerade befinden. Mit Müllsammelaktionen sorgen engagierte Leuten im Frühjahr vielerorts zumindest für eine Grundreinigung. Seit dem Wochenende sind auch in Bönning-Rill, Menzelen-Ost und -West Menschen mit Müllsäcken unterwegs, um für Sauberkeit zu sorgen.

Die Idee hatte Ortsvorsteher Edgar Giesen im Menzelener Vereinsforum vorgetragen und stieß sofort auf breite Zustimmung. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich 89 Erwachsene und 59 Kinder bereit erklärt, in ihrer Freizeit Müll zu sammeln. Greifzangen, Container und Handschuhe stellte die Gemeinde zur Verfügung.

 Max, Hanna, Josephine, Maya, Miro, Quinn vom Kindergarten St. Michael waren mit Eifer dabei.

Max, Hanna, Josephine, Maya, Miro, Quinn vom Kindergarten St. Michael waren mit Eifer dabei.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Das Unternehmen wurde gründlich vorbereitet. „Wir haben 18 Bezirke gebildet und jeweils mit Sammelgruppen besetzt. Dabei haben wir darauf geachtet, dass die Teams mit Kindern verkehrsberuhigte Straßen bekommen“, erklärt Edgar Giesen. Bei vielen Gruppen handelt es sich um Familien. Die Heiners beispielsweise hatten ganz andere Beute zwischen den Greifern ihrer Müllzangen als erwartet. „Ich habe damit gerechnet, dass wir in diesen Zeiten jede Menge Schutzmasken entsorgen müssen. Das war aber nicht der Fall“, sagt Sandra Heiner. Stattdessen bestimmen Zigarettenkippen, Einwegfeuerzeuge und Scherben das Bild im Sammelbeutel. Dass die achtjährige Tochter Maya dienstverpflichtet werden musste, ist natürlich Quatsch. Sagt zumindest die Mama: „Wir verbinden diese Aktion mit einem Familientag an der frischen Luft.“ Wobei die Aussicht auf eine gemeinsame Shopping-Tour nach dem Müllsammeln Mayas Motivation sicherlich nicht gemindert haben dürfte. Glaubt man ihrem Opa Siegfried, hat sich der Aufwand dafür in Grenzen gehalten: „Ich bin überrascht, wie wenig Müll hier in den Straßen liegt.“

Kommt aber ganz auf die Straßen an, weiß Jürgen Kluth: „Wo dichte Wohnbebauung ist, liegt kaum Müll. Darauf achten schon die Anwohner. Ganz anders sieht es aber an den Durchgangsstraßen aus, wo Autofahrer ihren Dreck einfach aus dem Fenster werfen.“ Dass er mit seiner Frau an der Aktion teilnimmt, liegt für den Rentner auf der Hand: „Wir möchten in einem sauberen Ort leben und sind gerne an der frischen Luft.“

Das sind naturgemäß auch die D-Jugend-Fußballer der JSG Alpen/Menzelen/Veen. Obwohl am frühen Nachmittag das Derby gegen Concordia Rheinberg auf dem Spielplan steht, beteiligt sich die gesamte Mannschaft an der Müllsammelaktion. „Wer heute Mittag spielen will, muss sammeln“, scherzt Marcus Kolodzy. Tatsächlich freut sich der Jugendtrainer über das Engagement seiner Schützlinge: „Einige haben mich gefragt, warum so viel Müll in der Natur liegt. Das heißt, sie beschäftigen sich damit.“

 Den Sammelcontainer hatte der Bauhof zur Verfügung gestellt.

Den Sammelcontainer hatte der Bauhof zur Verfügung gestellt.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Während die 160 Müllbeutel der 148 Sammler zumeist nur halb voll sind, hält ein Pritschenwagen neben dem Müllcontainer, bringt alte Fahrrädern, Autoreifen, Bauschutt und vieles mehr. „Das kommt vom Reekwall und dem Freizeitsee. Da gibt es regelrechte Müllkippen“, erzählt Edgar Giesen. Nach und nach trudeln die Helfer auf dem Schützenplatz ein, den die Schützenbruderschaft als Treffpunkt zur Verfügung gestellt hat.

Dort kommt man bei Grillwürstchen und Getränken ins Plaudern. Dabei geht‘s natürlich auch um die Beute. So haben Claudia und Thomas Breidenstein bei ihrer Tour über die Feldwege rund um das Dorf neben weggeworfenen Corona-Schutzmasken und leeren Flachmännern auch einen alten Bürorechner gefunden. Ob ein Landwirt damit seine Ackerfurchen gezählt hat, weiß man nicht. Wohl aber, dass die gute Aktion fortgesetzt werden soll. Auf jeden Fall.

(erko)
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