Rhein-Kreis Neuss Zurück zum GV-Kennzeichen?

Rhein-Kreis Neuss · Wenn es nach den Verkehrsministern der Länder geht, könnten Autos bald wieder das GV-Kennzeichen tragen. Der Neusser Bürgermeister Herbert Napp würde das begrüßen, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke lehnt das ab.

 Der NSU Prinz von Dieter Hösen aus Kapellen trägt auch heute noch das Kennzeichen des Kreises Grevenbroich.

Der NSU Prinz von Dieter Hösen aus Kapellen trägt auch heute noch das Kennzeichen des Kreises Grevenbroich.

Foto: M. Reuter

Dieter Hösen aus Grevenbroich ist stolz auf seinen NSU Prinz von 1968. Denn der gut gepflegte Wagen trägt noch das Kürzel "GV" im Kennzeichen. "Da ist sogar noch der Stempel des alten Kreises Grevenbroich drauf", sagt der 62-Jährige. Hösen käme nie auf die Idee, dieses Nummernschild gegen eines mit der Buchstabenkombination "NE" zu tauschen. "Das kommt nicht in Frage", meint der Mann, der sein Auto seit den 70ern nicht einen Tag lang abgemeldet hat.

Offiziell gibt es das "GV"-Schild seit 1975 nicht mehr. Mit der damaligen Gebietsreform verschwand der Kreis Grevenbroich – und damit nach und nach auch dessen Kennzeichen. Aber nicht ganz: Klaus Schirm, der Leiter des Straßenverkehrsamts, schätzt, dass heute noch 50 Autos mit der alten "Nummer" unterwegs sind.

Bald könnten es sogar noch mehr werden. Denn die Verkehrsministerkonferenz hat sich – auf Vorschlag der Länder Sachsen und Thüringen – jetzt für die freie Wahl bei alten Kennzeichen ausgesprochen. Stimmt der Bund den dafür notwendigen Gesetzesänderungen zu, könnten etwa die Autofahrer im Rhein-Kreis künftig zwischen "NE" und "GV" wählen. Da dürfte das Herz eines manchen Lokalpatrioten wohl einen Takt höher schlagen.

Nicht aber bei Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Der in "GV" lebende Chef der Kreisverwaltung in "NE" lehnt den Beschluss der Verkehrsminister ab: "Es ist ausgesprochen unsinnig, 36 Jahre nach der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen zu den alten Kennzeichen zurückzukehren", kritisiert er. Zudem zweifelt Petrauschke daran, dass es zu einer großen Nachfrage kommen wird: "Ein Meerbuscher, der ,GV' im Nummernschild haben möchte, um sich von Neuss abzugrenzen – das sehe ich so nicht", meint der Landrat. Er befürchtet stattdessen einen "Mehraufwand an teurer Bürokratie", es gebe wichtigere Verkehrsthemen: "Straßenschäden, die täglichen Staus und der drohende Verkehrskollaps".

Und damit ist er auf einer Linie mit Grevenbroichs Bürgermeisterin Ursula Kwasny: "Ein ,GV' in unseren Kennzeichen wird nicht gebraucht", sagt sie: "Wir sind eine kreisangehörige Stadt – und das wollen wir dokumentieren." Kwasny selbst hat auf dem Nummernschild ihres Dienstwagens einen Kompromiss gefunden: "NE-GV".

Anders Herbert Napp: "Ich finde die Kennzeichenwahl gut – man identifiziert sich dadurch mit seiner Heimatstadt", erklärt der Neusser Bürgermeister und meint: "Identifikation schaffen, das ist doch das Ziel." Auswirkungen auf den Kreiszusammenhalt befürchtet Napp nicht: "Wenn man selbstbewusst ist, spielt das keine Rolle."

In Dormagen weiß man ebenfalls um die identitätsstiftende Wirkung von Kennzeichen – doch nach 36 Jahren wäre es den meisten wohl egal, ob "NE" oder "GV" darauf stünde, meint Stadtsprecher Harald Schlimgen. Sollte für Dormagen aber eine eigene Kennung möglich sein, sähe die Welt anders aus.

(NGZ)
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