Theater am Schlachthof: Ein Drama ums Geld Wer hat wie abgestimmt?

Politiker und Theaterleute haben viel gemeinsam: Beide präsentieren sich gerne auf Bühnen, und sie agieren gerne in Kulissen - nur, dass sich im Theater das Geschehen in erster Linie vor, in der Politik hinter den Kulissen abspielt. Manchmal vermengt sich jedoch alles irgendwie; die Kulissen werden verschoben, und was zunächst dahinter verborgen war, steht nun im grellen Scheinwerferlicht, anderes verschwindet dafür im Dunkeln. So etwa dürfte auch das bei der Aufführung des Dramas passiert sein, das gerade das Theater am Schlachthof (TAS) erschüttert und von den Parteien am Regiepult gesteuert wird.

Inhalt: Das Theater braucht mehr Geld, bekommt aber keins. Oder vielleicht doch? Zur Vorgeschichte: Mit seinem jährlichen, von der Stadt bewilligten Etat von 145.000 Mark lassen sich die Folgekosten, die nach dem Bau der Probebühne an der Blücherstraße entstanden sind, nicht finanzieren. Zudem wollte man neben der Geschäftsführerstelle eine weitere feste Kraft etablieren. So wurde der Antrag auf weitere Gelder (12.500 Euro) gestellt, doch schon der Kulturausschuss votierte mit "Nein", und der Finanzausschuss bekräftigte die Entscheidung dank der CDU-Mehrheit. Sagen jedenfalls die Christdemokraten. Die SPD hingegen sieht die Sache ganz anders.

Sie ist der Meinung, dass der Antrag auf den höheren Zuschuss, vorgetragen von SPD-Ratsherr Arno Jansen, im Finanzausschuss "zu unserer Verblüffung durchgegangen ist" (Fraktionschef Breuer). "Das müsste so auch im Protokoll auftauchen", sagt er weiter - tue es aber nicht. Für Breuer, der das vorläufige Protokoll der Sitzung schon eingesehen hat, ist damit klar: "Das werde ich so nicht unterzeichnen." Wie auf einer Drehbühne scheint es da zuzugehen, zumal da je nach Wendung noch andere Dinge in den Blickpunkt rücken. Etwa die (Hinter-)Gründe für die Entscheidung der CDU. Es müsse nun mal gespart werden, heißt es laut und deutlich an der Rampe. Man fühle sich dieser "Disziplin verpflichtet", wie Gertrud Minkenberg, stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses und Mitglied im Finanzausschuss gegenüber der NGZ sagt.

Doch die SPD kann mit dem Stichwort nichts anfangen: Es sei schwer nachzuvollziehen, meint Fraktionschef Rainer Breuer, welche Motive die CDU zu ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem TAS treiben könnten. Vielleicht sind diese ja eher hinter den Kulissen zu suchen. Da ist nämlich zu hören, dass das Theater am Schlachthof bei einigen CDU-Mitgliedern sowieso auf wenig Zuneigung stößt (während andere immer wieder bei Veranstaltungen der Bühne gesehen werden); oder dass man speziell über die dortige Zusammenarbeit mit dem Kabarettisten Martin Maier-Bode gar nicht amüsiert ist. Der hat sich nämlich schon mehrfach abwertend über die Neusser CDU geäußert; vor einigen Jahren hatte das gar die Folge, dass er seine Arbeitsheimat Alte Post verlassen musste.

"Martin Maier-Bode hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert", findet auch Minkenberg, aber: "Unsere Entscheidung hat damit nichts zu tun." Wobei sie zugleich betont, dass das Theater am Schlachthof eine "gute Institution" sei, schließlich habe sie selbst vor Jahren der Einrichtung zugestimmt. Das Ende des Dramas bleibt also offen. Das Theater am Schlachthof muss seine Hoffnungen wohl auf ein Nachspiel setzen, in dem das Kulturamt und womöglich auch der Stadtrat die Hauptrollen spielen. In der Verwaltung wird zurzeit nach Wegen gesucht, der freien Bühne zu helfen - mit dem Segen der CDU? "Was innerhalb der Verwaltung möglich ist, tut sie", sagt Minkenberg. Helga Bittner

(NGZ)
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