CDU-Abgeordneter Willy Wimmer stellte sein Buch vor Weg der NVA in die Bundeswehr

"Lass uns Dir zum Guten dienen, Deutschland einig Vaterland", hieß es in der ersten Strophe der Nationalhymne der DDR. Dieses Zitat des DDR-Dichters und Kulturministers, Johannes R. Becher, hat Willy Wimmer als Leitthema für sein Buch über den Weg der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr gewählt.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Verteidigung beschreibt darin die Chancen und Schwierigkeiten, die sich den politischen Verantwortlichen ebenso wie den Betroffenen in den Jahren 1989 und 1990 eröffneten, als es darum ging, die Weichen für die Zukunft Deutschlands und Europas zu stellen. Gestern stellte Willy Wimmer sein Buch in Berlin vor. Zeit, sich zu erinnern: an Begegnungen mit Verantwortlichen im Moskauer Kreml und an die ersten Kontakte mit Politikern und Soldaten in der ehemaligen DDR.

Einer der politischen Verantwortlichen der "Noch-DDR" war Bertram Wieczorek. Nach der Wahl zur DDR-Volkskammer im März 1990 war der Arzt aus Auerbach im Vogtland zum parlamentarischen Staatssekretär beim Ministerium für Verteidigung und Abrüstung der DDR gewählt worden. Wieczorek war also das Pendant zum bundesrepublikanischen Wimmer. Über die Tische dieser beiden Herren lief ein Großteil der Entscheidungen über die Eingliederung der NVA in die Bundeswehr. "Dieses Buch ist keine Bettlektüre und nichts für Langeweile", sagte Bertram Wieczorek gestern bei der Buchvorstellung, "aber man fühlt sich um zehn Jahre zurückversetzt."

Von der Frage "Was wird aus der NVA?" über die Schwierigkeiten und Probleme bei der Eingliederung in die Bundeswehr bis zum Zusammenleben von Deutschen und Soldaten der russischen Streitkräfte berichte dieses Buch, ohne Legenden zu bilden, so Wieczorek. Das Buch endet im Jahre 1992, als Willy Wimmer das Verteidigungsministerium verließ. "Aus heutiger Sicht war das, was wir damals getan haben, genau das Richtige", so Wimmer im Gespräch mit dem Oranienburger Generalanzeiger.

1990 wurden eigentlich erst zwei Möglichkeiten diskutiert, was aus der NVA werden könnte: Einige wollten aus den Soldaten eine Privatarmee für die Ministerpräsidenten machen. Andere waren dafür, die NVA aufzulösen "ohne Rest". "Beides wäre falsch gewesen", so Wimmer. "Wir mussten auf dem Boden des Grundgesetzes handeln - danach wurde die NVA integriert." Dies ging nicht ohne Probleme, auch heute sind noch manche Auswirkungen, wie unterschiedliche Besoldung in Ost und West, zu spüren.

Außerdem gibt es immer noch keine endgültige gerichtliche Entscheidung über die Rentenansprüche der ehemaligen DDR-Offiziere. Außerdem seien die obersten Führungspositionen in der Bundeswehr auch nach zehn Jahren fast ausschließlich mit Kommandeuren und Generälen aus den alten Bundesländern besetzt. Das sei ein Grund, weshalb sich viele Menschen im Osten immer noch als Menschen zweiter Klasse fühlten. Trotzdem sei insgesamt der Weg der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr erfolgreich verlaufen, so Wimmer.

Claudia Duda, Redakteurin, Oranienburger Generalanzeiger.

Willy Wimmer: "Lass uns Dir zum Guten dienen" (Neusser Zeitungsverlag, ISBN: 3-9803165-6-4, 19,80 Mark)

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