Erste Konzertmeisterin der Deutschen Kammerakademie Von Rom nach Neuss

Nie hätte sie gedacht, dass sie einmal Konzertmeisterin werden würde, doch in Neuss hat sie es geschafft. Die Geigerin Katalin Hercegh wurde in Ungarn geboren, ist jedoch schon als Kind mit ihren Eltern nach Finnland gezogen und dort zur Schule gegangen; das Geigen hat sie von ihrer Mutter gelernt. Nach der Schule hat sie in Helsinki an der Sibelius-Akademie Violine studiert und später ihr Diplom in Freiburg gemacht.

Dann kam ein Aufbaustudium in Lübeck: Ihr Lehrer war Shmuel Ashkenasi, der erste Geiger des Vermeer Quartetts. Oft war sie auch mit dem "Chamber Orchestra of Europe" unterwegs und wurde dann in Santa Cecilia (Rom) stellvertretende Konzertmeisterin. "Wegen der Stelle der Konzertmeisterin bei der Deutschen Kammerakademie in Neuss habe ich den Job in Rom aber aufgegeben", erzählt sie.

Das Stipendiatenorchester, bei dem sie seit einem Jahr die erste Konzertmeisterin ist, ist ein wichtiger Punkt im Leben von Katalin Hercegh. "Auch wenn man mir eine andere Stelle anbieten würde - es fiele mir sehr schwer, wegzugehen", sagt die 27-Jährige. In Neuss kann die junge Musikerin viele Erfahrungen sammeln und genießt ganz besonders das enge Verhältnis der Musiker untereinander. Und dass im Orchester tatsächlich ein sehr freundschaftliches Klima herrscht, ist allein daran zu erkennen, denn Katalin jedes Mal begeistert vom Stuhl aufspringt, wenn eine DKN-Musiker vorbeikommt.

Dann ist erstmal eine herzliche Begrüßung angesagt, und es wird wild durcheinander geredet - verschiedensprachig wohlgemerkt, denn das Orchester ist international zusammengesetzt. Potenzial zeigen "Es ist so schön, wenn junge, noch nicht so routinierte und vor allem sehr motivierte Leute, die die selben Interessen haben, zusammenarbeiten. Dann ist die Stimmung einfach gut und es ist viel intimer als in anderen Orchestern", erzählt die Musikerin euphorisch.

Beim Weihnachtskonzertes der Deutschen Kammerakademie im Zeughaus leitet sie als Konzertmeisterin das Programm bis auf ein Werk von Mozart, das von Alan Bergius dirigiert wird, der im vergangenen Jahr in die dritte Förderstufe des deutschen Musikrates aufgenommen wurde. Arvo Pärt, Johann Pachelbel und Antonio Vivaldi sind die anderen Komponisten des Abends; Katalin Hercegh wählte für sich das Stück "Die vier Jahreszeiten" von Vivaldi aus und übernimmt als Solistin die Leitung.

"Vivaldi passt zur Jahreszeit", findet sie und möchte außerdem mit dem Werk, das ohne Dirigent gespielt wird, das Potenzial "ihres" Orchesters zeigen. Schön findet die junge Musikerin, dass sie Konzertmeisterin eines Kammerorchesters ist, "denn das ist vergleichsweise klein, und die Arbeit ist viel interessanter", findet sie. Auch über die Möglichkeit, an einem von der Stadt unterstützten Orchester zu arbeiten ist sie froh

. So zufrieden Katalin auch in Neuss ist - ihr großer Traum ist es, wieder zurück in ihr Heimatland Ungarn zu gehen und in Budapest als Konzertmeisterin arbeiten. "Das wird aber nichts", fürchtet sie schon jetzt, denn es sei schwierig, dort überhaupt hineinzukommen. "Da braucht man Kontakte, und ich kenne dort keinen mehr." Anna Dahmen .Freithof, Sonntag, 7. Dezember, 20 Uhr

(NGZ)
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