Büdericher spielt Rolle bei "Richterin Barbara Salesch" Verteidiger aus Büderich wird vor der Kamera zum Staatsanwalt

Ein deutscher Gerichtssaal: Der Hauptzeuge der Staatsanwaltschaft bittet den Verteidiger um ein Autogramm - warum um alles in der Welt sollte er das tun? Weil der Rechtsanwalt Nicolai Mameghani heißt. Ihm ist das schon passiert, der "Zweitkarriere" beim Fernsehen sei Dank. Der gebürtige Büdericher mimt in der erfolgreichen Sat 1-Gerichtsshow "Richterin Barbara Salesch" im Schnitt an sechs Tagen im Monat den Staatsanwalt.

Und über mangelnde Sympathie-Bekundungen der Zuschauer kann er sich nicht beklagen. "Bei einer Verhandlung ist so etwas aber die große Ausnahme", kommentiert Mameghani das Fan-Outing vor dem Richterpult. Überhaupt sei es für ihn kein Problem, strikt zwischen der TV-Rolle und seinem Hauptberuf zu trennen. Nicht nur, weil er für Sat.1 die Anklage vertritt und im wirklichen Leben Rechtsanwalt ist, Fachgebiet Strafrecht.

"Die Kanzlei steht an erster Stelle. Die Arbeit wird nie unter meinem Fernseh-Engagement leiden." Schließlich würden seine Fälle an zwei halben Tagen im Monat abgedreht, für die Vorbereitung nutzt er das Wochenende. Anfang 2000 übernahm Mameghani mit Partner Torsten Timm - auch er tritt bei "Barbara Salesch" auf - die Kanzlei des Düsseldorfer Anwalts Hermann Rosenkranz. Die Medienpräsenz verschafft den Juristen zusätzlichen Zulauf: "Eigenwerbung ist natürlich ein Grund, bei der Show mitzuwirken. Aber es macht auch einfach Spaß. Außerdem kann ich sicheres Auftreten und Rhetorik trainieren."

Der 32-Jährige kam über eine Freundin, die bei dem Privatsender arbeitete, zunächst zum Vorläufer "Das Schiedsgericht". Mit "RBS" - wie Fans die Salesch-Gerichtsshow abkürzen - feierte er im Oktober 2000 Premiere. Die dort behandelten Fälle sind frei erfunden, wenn sie sich auch ab und zu an tatsächlichen Ereignissen orientieren. Das Drehbuch schreibt den Anwälten allerdings nicht ihre Vorgehensweise und Plädoyers vor. Die Diskussion über Sinn und Unsinn der quotenstarken Gerichtsfiktionen sieht Mameghani gelassen: "Die Richterin hebt den moralischen Zeigefinger. Wir orientieren uns an der Strafprozessordnung, was Authentizität schafft. Aber man darf nicht vergessen, dass wir es mit Unterhaltung zu tun haben."

Aufbrausende Anwälte, Zeugen und Angeklagte seien in der Realität nicht an der Tagesordnung. Aber: "Es gibt nichts, was es nicht gibt." Sein Berufsziel Rechtsanwalt stand bei ihm schon im Alter von sechs Jahren fest: Die US-Serie "Petrocelli" aus den 70-ern war schuld, dass Mameghani nach dem Abitur am Mataré-Gymnasium nicht seinem Vater, einem Schönheitschirurgen, nacheiferte, sondern in Münster, Lausanne und Heidelberg Jura studierte. Ein Bild seines Idols hat er auch heute noch vom Schreibtisch aus immer fest im Blick. Ob er sich vorstellen könne, irgendwann einmal hauptberuflich der Schauspielerei nachzugehen? Der smarte Anwalt aus Büderich winkt ab: "Ich liebe meinen Beruf. Das Fernsehen bleibt eine Nebenbeschäftigung, solange ich Spaß daran habe."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort