Zahlen der Creditreform Düsseldorf/Neuss Firmenpleiten im Rhein-Kreis gehen leicht zurück

Rhein-Kreis · Zu Jahresbeginn wurde ein Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen befürchtet. Diese düstere Prognose hat sich im ersten Halbjahr 2022 nicht erfüllt. Doch die Statistik birgt Tücken.

 Im ersten Halbjahr 2022 gab es weniger Unternehmensinsolvenzen als im Vorjahreszeitraum (Symbol-Bild).

Im ersten Halbjahr 2022 gab es weniger Unternehmensinsolvenzen als im Vorjahreszeitraum (Symbol-Bild).

Foto: dpa/Martin Schutt

Im ersten Halbjahr haben 78 Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss Insolvenz angemeldet. Das sind nicht nur vier weniger als im Vorjahreszeitraum (82). Der aktuelle Wert bleibt damit auch unter dem langjährigen Mittel (110 Insolvenzen) und erreicht sogar den niedrigsten Wert seit 2001. Damals wurden im ersten Halbjahr lediglich 67 Fälle gemeldet. Das teilt die Creditreform Düsseldorf/Neuss mit. Im Gesamtjahr 2021 war die Zahl der Insolvenzen im Rhein-Kreis Neuss noch um zehn Prozent auf 161 Fälle gestiegen.

Allerdings bleibt die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten äußerst unsicher – angefangen bei den hohen Energiepreisen und der Unsicherheit mit Blick auf die Gasversorgung. Die Creditreform weist darauf hin, dass seit Beginn des russischen Angriffskrieges alle Konjunkturindizes nach unten weisen. Zudem dauert die Corona-Pandemie weiter an und bringt vor allem Befürchtungen vor steigenden Infektionszahlen im Herbst mit sich. Das bedeutet zusätzliche Unsicherheiten. Dennoch bestätigt die Entwicklung der regionalen wie auch der bundesweiten Unternehmensinsolvenzen, die im ersten Halbjahr 2022 ebenfalls sanken, die noch Anfang des Jahres getroffene Prognose nicht. Vor einigen Monaten wurde noch ein Anstieg befürchtet.

Allerdings birgt die Statistik Tücken. Chris Proios von der Initiative Konjunkturforschung Regional  betont, dass das aktuelle Bild durchaus verzerrt sei. „Die langzeitige Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und die großzügige Ausschüttung von Geldern auf deutscher und europäischer Ebene verbergen, wie es tatsächlich um die Stabilität der Betriebe bestellt ist“, erklärt er. „Es ist zu befürchten, dass die wahren Folgen der Pandemie und nun auch des Krieges in der Ukraine erst mit Zeitverzug auftreten.“ Die aktuellen Rückgänge der Insolvenzen seien daher kein Grund zur ungetrübten Freude. „Wirtschaft und Politik befinden sich durch Pandemie und Energiekrise im Dauerstress.“

Für das zweite Halbjahr rechnet die Creditreform daher mit einer „Seitwärtsbewegung“. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Rhein-Kreis Neuss werde zum Jahresende laut Prognose bei 157 Firmenpleiten liegen. 

(abu)
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