"Qualifizierungsoffensive 2000 plus" Unternehmen in Ausbildung stärken

Das Handwerk wird zukünftig seinen Fachkräftebedarf am Arbeits- und Ausbildungsmarkt allein nicht mehr decken können.

Schrumpfende Schulabgängerzahlen, veränderte Berufspräferenzen, steigende Abbrecher- und Abwanderungsquoten haben ebenso "schuld" an dieser Entwicklung wie Versäumnisse des Wirtschaftszweiges bei der Modernisierung von Ausbildungsgängen und in der betrieblichen Personalentwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen, die aus Kosten- oder organisatorischen Gründen vielfach zu wenig Wert auf systematische Weiterbildung, Karriere-Chancen und attraktive Ausstattung der Arbeitsplätze für ihre Mitarbeiter legen. Als Konsequenz droht ein erheblicher Verlust an Humankapital und Know-how, das Ausbleiben notwendiger Innovationen und betrieblicher Modernisierung sowie langfristig die Schließung selbst gut ausgelasteter Handwerksunternehmen. Nicht mehr im bisherigen Umfang fortsetzen können wird das Handwerk seine Rolle als "Ausbilder der Nation", wenn es seine eigene Zukunftsfähigkeit nicht aufs Spiel setzen will.

Derzeit haben nach einer von der bayrischen Staatsregierung beauftragten arbeitsökonomischen Untersuchung 29,4 Prozent der Industrie- und 23 Prozent der im öffentlichen Dienst Beschäftigten ihre Ausbildung im Handwerk gemacht. Umgekehrt landen nach einer aktuellen Erhebung der Handwerkskammer Düsseldorf heute lediglich 33 Prozent seiner Ausbildungs-Anfänger tatsächlich in dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen in Unternehmen das Handwerks. Um die Unternehmen im Wettbewerb um motivierte und qualifizierte Auszubildende zu unterstützen, legt die Handwerkskammer Düsseldorf ihren Aktivitätsschwerpunkt in den kommenden fünf Jahren auf den Sektor der Aus- und Weiterbildung legen. Mehr Augenmerk als bisher werde auf die Anpassungsqualifizierung älterer Fachkräfte gelegt, auf deren Innovationsbeitrag es "mehr denn ja" ankomme, kündigte Hansheinz Hauser, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, an. Geplant seien insbesondere eine Info-Börse der Kammer für Unternehmen mit Best-Practice-Beispielen gelungener Nachwuchs-Werbung durch Firmen, Innungen und Fachverbände.

Dazu zählten Innungs-Angebote von Zusatzqualifikationen für besonders begabte Azubis und "Berufsolympiaden"; gezielte Maßnahmen zur Verringerung des Lehr-Abbruchs, der Einsatz eigener "Ausbildungsstellen-Coaches", die frühzeitig intervenieren und Kommunikationsprobleme, zum Beispiel im Miteinander von Berufsschule und Betrieb, und Qualitätsmängel, etwa in der pädagogischen Kompetenz im Umgang mit den heute älteren Auszubildenden und in der Arbeitsorganisation gezielt angehen; Projekte zur Bekämpfung der steigenden Misserfolgsquoten in den Gesellenprüfungen (bis zu 50 Prozent in Elektro- und Metallberufen).

So werde modellhaft, beginnend im Dachdeckerhandwerk, in konzertierter Aktion von Berufsschullehrern, Prüfungsausschüssen, überbetrieblicher Unterweisung und Handwerkskammer nach Lösungsansätzen gesucht. Im Fokus stehen handlungsorientiertere Prüfungsaufgaben. Darüber hinaus werde beim Schulministerium NRW auf eine Verstärkung des fachtechnischen Mathe-Unterrichts im ersten Berufsschuljahr gedrungen, dem gravierendsten Wissens-Manko der Schulabgänger. Die Kammer wird in den internationalen Lehrlingsaustausch einsteigen. Der doppelt qualifizierende Ausbildungsgang "Betriebsassistent im Handwerk", von der Handwerkskammer Düsseldorf 1995 entwickelt, soll im Regierungsbezirk für jeden Auszubildenden erreichbar angeboten werden.

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