Oratorienkonzert mit Mozarts "Krönungsmesse" Unter präzisem Dirigat

Ein "Oratorienkonzert" war den zahlreichen Besuchern der Christuskirche am vergangenen Sonntag angekündigt worden - dieser Begriff indes mag den ein oder anderen Anhänger der Kantorei der Evangelischen Christuskirchengemeinde Neuss in die Irre geführt haben. Neben der "Krönungsmesse" standen zwei weitere Werke Mozarts auf dem Programm.

Im weitesten Sinne kann man allerdings die "Vesperae solemnes de confessore" durchaus als Oratorienmusik - mehrteilig für Chor, Einzelstimmen und Orchester - bezeichnen. Mit dieser Vesper, die fünf Psalmen und das Magnificat vertont, eröffnete Kantor Michael Voigt den Abend. Die Bekenntnisvesper beginnt direkt mit großem Chor und verlangte der Kantorei, wie auch die folgende "Krönungsmesse", eine Menge an musikalischer Erfahrung, stimmlicher Potenz und hoher Aufmerksamkeit ab.

Die knapp 40 Damen und Herren wurden der umfassenden Anforderung bis auf wenige Ausnahmen mehr als gerecht und sangen engagiert und konzentriert dem präzisen Dirigat ihres Leiters Michael Voigt folgend. Der Chorsopran steigerte sich dabei mit zunehmender Konzertdauer. Insgesamt hatte es der Chor schwer: Mozarts geistliche Werke unterscheiden sich in ihrem musikalischen Duktus nicht von seinen Opern. Sowohl "Krönungsmesse" als auch Vesper haben großes Orchester, neben den Streichern je zwei Hörner, Trompeten und Pauken.

Das Orchester "Düsseldorfer Altstadt-Herbst", überwiegend zuverlässiger Partner des Chores (warum aber wurde die Orgel durch Cembalo ersetzt?), spielte auf modernen Instrumenten und der strahlende, einige Male aber alles übertönende Klang des Blechs machte den Vokalisten das Leben nicht eben leicht. Unabhängig davon sind bei der Kantorei Männerstimmen, vor allem Tenöre, ganz sicher herzlich willkommen. Michael Voigt hatte mit Anna-Elisabet Muro (Sopran), Ulrike Eitel (Alt), Gerhard de Buhr (Tenor) und Uwe Brandt (Bass) ein Soloquartett eingeladen, das ausgezeichnet miteinander harmonierte.

Hatte Anna-Elisabet Muro schon im "Laudate Dominum" der Vesper ihre von schlichter Schönheit gekennzeichnete Stimme herausstellen können, so kam das Ensemble insgesamt erst im "Kyrie - Christe" der "Krönungsmesse" zur vollen Geltung. Der gute Eindruck verstärkte sich nochmals, trotz einiger tremulierender Passagen der Altistin, beim "Et incarnatus est" des Credo. Zwischen den beiden großen Chorwerken erklang ein bekanntes Jugendwerk Mozarts, das Konzert D-Dur für Violine und Orchester.

Die junge Studentin Rebecca Martin bestritt den Solopart, prunkvoll und brillant in den Ecksätzen, dabei ihr technisches Können vor allem in den Kadenzen ausreizend - wunderbar im Rondeausatz das Mitanstreichen "leerer" Saiten -, im Mittelsatz "Andante cantabile" expressive Reife aufzeigend. Ein Genuss, wie das breite Gesangsthema ohne Unterbrechung durch Orchesterzwischenspiele dahinströmte. Nima

(NGZ)
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