Wahlen im Kongo am 30.7./UNICEF-Untersuchung UNICEF: Hilferuf für die Kinder im Kongo

Kurz vor den ersten demokratischen Wahlen im Kongo seit 40 Jahren ruft UNICEF zu langfristiger humanitärer Hilfe für Kinder und Frauen im größten Land Afrikas auf. Das Engagement der internationalen Gemeinschaft darf nicht bei der Sicherung der Wahlen durch deutsche und französische Soldaten stehen bleiben.

"Eine neue Regierung kann nur Erfolg haben, wenn die internationale Gemeinschaft weitere Hilfe bereitstellt und das Land wachsam begleitet", heißt es in einer heute in London vorgestellten Analyse von UNICEF. UNICEF weist darin darauf hin, dass schätzungsweise die Hälfte der über vier Millionen Menschen, die seit 1998 an den direkten und indirekten Folgen des Bürgerkriegs starben, Kinder und Jugendliche waren.

Jedes Jahr sterben im Kongo mehr Kinder als in China, einem Land mit 23 mal mehr Einwohnern. Überfälle auf Dörfer und Städte sowie Kämpfe zwischen Milizen haben große Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert. Doch die weit reichende Zerstörung der sozialen und medizinischen Infrastruktur und das Leben in armseligen Lagern ohne ausreichende Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln fordert noch weit mehr Opfer.

Die meisten Kinder im Kongo sterben bis heute an chronischer Mangelernährung und Krankheiten wie Malaria und Masern. Nur eines von drei Kindern ist gegen Masern geimpft und 4,7 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. "Der Kongo gehört zu den gefährlichsten Ländern für Kinder auf der Welt", erklärte Heide Simonis, Vorsitzende von UNICEF Deutschland.

"Die ersten freien Wahlen seit 40 Jahren am kommenden Wochenende sind eine Chance für einen politischen Neuanfang. Doch das Land braucht langfristige Unterstützung, damit sich die Lebensverhältnisse für die Kinder verbessern und die Rechtlosigkeit beendet werden kann." Der Bürgerkrieg hat nicht nur die Überlebenschancen der Kinder drastisch verringert, sondern auch zu anarchischen Verhältnissen in Teilen des Landes geführt.

Schwerste Menschenrechtsverletzungen an Kindern und Frauen wie Vergewaltigungen, Zwangrekrutierungen Minderjähriger, willkürliche Überfälle und Vertreibungen sind an der Tagesordnung. Häuser, Dörfer, Märkte, Felder, Krankenhäuser und Schulen sind vielfach geplündert oder zerstört, so dass die Familien ihre Lebensgrundlagen verloren haben. Sexuelle Gewalt: Sexuelle Gewalt wird insbesondere im Osten des Landes als Kriegswaffe eingesetzt.

Allein in einem von UNICEF unterstützten Krankenhaus in der ostkongolesischen Stadt Goma wurden in den vergangenen drei Jahren 4.500 Mädchen und Frauen nach brutalen Vergewaltigungen behandelt. Oft wurden die Opfer von ganzen Banden vergewaltigt. Viele werden schwanger, infizieren sich mit dem AIDS-Virus und erleiden schwerste, oftmals tödliche Verletzungen. Kindersoldaten: Niemand kennt die genaue Zahl der Kindersoldaten im Kongo.

UNICEF schätzt, dass auf dem Höhepunkt des Krieges schätzungsweise 30.000 Kinder in mindestens neun Armeen und Milizen kämpften. Viele Kinder suchen auch Anschluss an die Kämpfer, weil sie sich dort Schutz und Nahrung erhoffen. Andere werden entführt und als Hilfskräfte oder Sexsklaven festgehalten. Seit dem Friedensabkommen im Jahr 2003 wurden rund 18.000 Kindersoldaten demobilisiert und in ihre Dörfer zurückgebracht. Flüchtlinge: Im Kongo gibt es über 1,6 Millionen Binnenflüchtlinge.

Viele Menschen im Osten des Landes suchen Schutz in der Nähe der UN-Blauhelmtruppen (MONUC). Andere fliehen nach Burundi, Ruanda und in den Sudan. Oft werden Kinder auf der Flucht von ihren Eltern getrennt. Die Lebensbedingungen in den improvisierten Lagern sind extrem hart: Es fehlt an Nahrung, Schutzmaterialien und medizinischer Hilfe.

UNICEF-Hilfe im Kongo

UNICEF leistet wichtige Not- und Überlebenshilfe für Kinder im Kongo, darunter psychologische Betreuung, Transitzentren für die Demobilisierung von Kindersoldaten, Impfkampagnen und Notschulen. UNICEF unterstützt auch die Wasserversorgung für Flüchtlinge und stellt Schutzmaterial bereit:

· Allein in diesem Jahr erhielten 100.000 Familien Plastikplanen und andere Schutzmaterialien sowie Kochgeschirr.

· UNICEF unterstützte die Versorgung von 200.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser und Latrinen.

· Mit einer massiven Impfkampagne erhielten 7,8 Millionen Kinder Schutz vor Masern.

· 45.000 Kinder erhielten lebensrettende Zusatznahrung. · UNICEF unterstützte auch Schulunterricht für Flüchtlingskinder und verteilte Lernmaterial an 200.000 Kinder.

· Allein in diesem Jahr wurden über 2.800 ehemalige Kindersoldaten demobilisiert und über 1.700 unbegleitete Kinder wieder mit ihren Familien zusammengebracht.

· Rund 15.700 Mädchen und Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden waren, erhielten mit Unterstützung von UNICEF medizinische oder psychologische Hilfe.

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