Rhein-Kreis Neuss Tödlicher Leichtsinn am Gleis

Rhein-Kreis Neuss · Sechs Menschen kamen im Rhein-Kreis seit 2008 in Bahnhöfen und an Gleisanlagen ums Leben. Fünf von ihnen waren unter 20 Jahre alt. Die Bundespolizei warnt vor leichtsinnigen Aktionen, vor allem unter Alkoholeinfluss.

Rollerfahrer von Zug erfasst und tödlich verletzt
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Rollerfahrer von Zug erfasst und tödlich verletzt

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Sechs Menschen kamen in Bahnhöfen und auf Gleisanlagen im Rhein-Kreis seit 2008 ums Leben. Zuletzt ein nur 15 Jahre alter Jugendlicher. Er wollte mit seinem Roller in Kaarst einen unbeschrankten Bahnübergang überqueren, als er von einem Zug erfasst wurde. Viele Menschen seien zu leichtsinnig, sagt die Bundespolizei, vor allem Jugendliche würden Gefahren auf Bahnhöfen verkennen. Übermäßiger Alkoholkonsum sei ein großes Problem.

"Ich erinnere mich noch an einen meiner ersten Einsätze in Neuss", sagt Bundespolizei-Sprecher Stefan Beckmann, "das war eine Nacht im März 2008." Damals sei ein junger Mann nach einem Kneipen-Besuch in der Nähe des Neusser Hauptbahnhofs über die Gleise gelaufen. "Er wollte eine Abkürzung nehmen, ist von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden." So wie ihm ging es vielen: Ebenfalls im März 2008 wurde in Grevenbroich ein 22-Jähriger von einem einfahrenden Zug mitgerissen und getötet, auch er war betrunken. In Neuss-Norf starb ein 20-Jähriger nach einem 15 000-Volt-Stromschlag — er war auf einen Güterwaggon geklettert. In Dormagen stürzte ein betrunkener 18-jähriger Gymnasiast auf die Schienen und wurde überrollt.

Der 15-Jährige aus Meerbusch, der in Kaarst ums Leben kam, war mit seinem Roller unterwegs und hatte vermutlich aufgrund von Kopfhörern im Ohr den Zug nicht kommen gehört. "Wir warnen davor, leichtsinnig zu sein oder Bahnanlagen als eine Art Abenteuerspielplatz zu missbrauchen", sagt Bundespolizei-Sprecher Armin Roggon.

Ende vergangener Woche legte die Bundespolizei nachts den Bahnverkehr für einige Zeit lahm. Weil ein betrunkener 25-Jähriger über die Gleise wankte. "Das ist mir sehr unangenehm", sagt Peter D. (Name geändert). Der Student hatte mit Freunden eine bestandene Prüfung gefeiert. Bundespolizisten hatten die Gefahr erkannt und den Eisenbahn-Verkehr gestoppt. Drei Stunden verbrachte Peter D. in einer Zelle. Am nächsten Tag wurde ihm klar, wie viel Glück er hatte; "Ich habe mich schriftlich bei der Bundespolizei bedankt." Dennoch: ein Bußgeldverfahren wurde eingeleitet, möglicherweise wird die Bahn zivilrechtliche Schritte einleiten, um Schäden durch Verspätungen einzuklagen.

"Vor allem Jugendliche bereiten uns Probleme", sagt Bundespolizei-Sprecher Stefan Beckmann. Sie würden an Wochenenden oft bis zur Besinnungslosigkeit trinken. Seit Jahresbeginn hat die Polizei 42 Personen in Gewahrsam genommen. Die Bundespolizei geht in Schulen, um Präventionsarbeit zu betreiben: Denn fünf der sechs Opfer waren jünger als 20 Jahre.

(NGZ)
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