Löcher im Ensemble bleiben offen Tauschgeschäft mit den Nachbarn

Von Helga Bittner Nachdem die Landesmittel für das Rheinische Landestheater gekürzt wurden, musste RLT-Intendantin Ulrike Schanko erstmals an die Substanz gehen: In der Saison 2005/06 wird der Spielplan von zwölf eigenen auf zehn Produktionen reduziert. Vom Leben draußen kann er nur träumen: Novecento, der Ozeanpianist, hat die Planken des Schiffes, auf dem er als Baby einst ausgesetzt wurde, noch nie verlassen. Foto: M. Stutte

Wobei die Betonung auf "eigenen" liegt, denn dass letztlich doch zwölf Stücke über die Bühne des RLT gehen werden, ist das Ergebnis von Verhandlungen mit den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, die mit zwei Aufführungen aus ihrem Haus den Neusser Spielplan auffüllen werden, während das Landestheater mindestens eine, wahrscheinlich sogar zwei Produktionen in den Nachbarstädten zeigt.

Schon im Januar hatte Schanko davon gesprochen, dass man als Ausgleich wenigstens eine Abendinszenierung aus Mönchengladbach/Krefeld verpflichten wolle. Dass es jetzt gleich zwei geworden sind, macht sie hörbar zufrieden. Acht Termine hat sie mit den Kollegen der Nachbarbühne vereinbart, "für jeden Abo-Ring einen", erklärt sie, so dass es für die Abonnenten der nach Wochentagen sortierten Ringe bei den gewohnten acht Vorstellungen pro Saison bleibt. "Non(n)sens" und "Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten" heißen die beiden Produktionen, die in der kommenden Saison gezeigt werden.

Ersteres ist ein Musical von Dan Goggin, das als liebevolle Parodie auf das Klosterleben mittlerweile schon Kultstatus erreicht hat. Am 27. April erlebt die Inszenierung von Reinhard Fries und unter der musikalischen Leitung von Kenneth Dyrya ihre Premiere im Studio des Theaters Mönchengladbach. Alessandro Barricos Geschichte vom Ozeanpianisten, der 1900 als Findelkind in einem Karton auf dem Ozeandampfer "Virginian" entdeckt wurde, in Anspielung auf das gerade begonnene Jahrhundert Novecento genannt wurde und seitdem die schwankenden Planken nie wieder verlassen hat, hatte bereits in der vergangenen Saison Premiere in der Krefelder Fabrik Heeder und ist wegen des großen Erfolges wieder in den aktuellen Spielplan aufgenommen worden. Die Inszenierung stammt von Till Ufer.

Auf der Neusser Seite des Tauschgeschäfts mit Krefeld/Mönchengladbach steht die RLT-Produktion "Das Marstraining", eine deutschsprachige Erstaufführung, die in Neuss zum ersten Mal im März kommenden Jahres gezeigt wird. "Außerdem", so Schanko weiter, "haben die Kollegen großes Interesse an einer weiteren Aufführung aus dem Kinder- und Jugendtheaterbereich". Ob das auf das zurzeit schon auf dem Spielplan stehende "Tierasyl Blomberg" oder auf die für Oktober dieses Jahres geplante Aufführung von Anne Siegrots "Windsturmreiter" hinausläuft, muss sich noch zeigen.

Während also die Löcher im Spielplan des Landestheaters gestopft sind, bleiben die im Ensemble wohl offen. Zwei Stellen werden nicht wiederbesetzt - von Bernd Färber und Martin Herrmann, die beide Neuss mit Ende der laufenden Saison verlassen.

(NGZ)
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