Fotoalbum Wie Harald Heckers fast ein Opernstar wurde

Neuss · Im Sing- und Spielkreis des Neusser Eifelvereins ist er die einzige Stimme - aber was für eine! Geschult in Chören und kleinen Ensembles wie die "Vier Westen", hat Harald Heckers seinen Bass in Jahrzehnten "wachsen" und reifer werden lassen. Fast hätte ihn seine Stimme sogar an die Oper gebracht. Aber nur fast. Wie das kam, ist eine der schönsten Geschichten aus Heckers Sängerleben - und ausgerechnet von diesem Höhepunkt kann er nur erzählen, wenn er sein Fotoalbum hervorkramt. Denn ein Bild hat der 71-jährige Holzheimer davon nicht mehr, sondern nur noch eine Visitenkarte: Professor Friedrich Brenn.

Im Sing- und Spielkreis des Neusser Eifelvereins ist er die einzige Stimme - aber was für eine! Geschult in Chören und kleinen Ensembles wie die "Vier Westen", hat Harald Heckers seinen Bass in Jahrzehnten "wachsen" und reifer werden lassen. Fast hätte ihn seine Stimme sogar an die Oper gebracht. Aber nur fast. Wie das kam, ist eine der schönsten Geschichten aus Heckers Sängerleben - und ausgerechnet von diesem Höhepunkt kann er nur erzählen, wenn er sein Fotoalbum hervorkramt. Denn ein Bild hat der 71-jährige Holzheimer davon nicht mehr, sondern nur noch eine Visitenkarte: Professor Friedrich Brenn.

Ihn lernte Heckers im Jahr 1981 bei einer Wien-Reise kennen, die er mit den Düsseldorfer "Mostertpöttches" unternahm. Allerdings erst nach seinem "Auftritt" in der Wiener Staatsoper. Als die Gäste die Oper besichtigten und auf der Bühne standen, fragte die Fremdenführerin in das allgemeine Hämmern der Bühnenarbeiter hinein, ob jemand singen wolle. Heckers wollte und stimmte die Arie "O Isis und Osiris" aus der Mozartoper "Die Zauberflöte" an. Das Hämmern, das erst nicht zu bremsen war, verstummte - und als Heckers fertig war, klopften die Arbeiter mit ihren Werkzeugen auf dem Bühnenboden Applaus. Ein Gänsehautmoment, dem abends beim Heurigen ein zweiter folgte: "Da kommt ein Mann auf mich zu und fragt, ob ich dieser Sänger war", erinnert sich Heckers, dem der Mann, der sich als Professor Brenn aus Salzburg vorstellte, anbot, seine Stimme am Mozarteum ausbilden zu lassen. Kostenlos. "Ich wäre Opernsänger geworden", sagt Heckers, doch er wurde es nicht. "Ich war alleinerziehender Vater...", sagt er - allerdings ohne Bedauern.

Er selbst hatte keine schöne Kindheit, wurde zwei Jahre von den Eltern ins Neusser Kinderheim St. Anna gegeben. Schlimme Jahre - und unmusikalische. Erst als er wieder bei der Familie war, kam der Junge mit Musik in Verbindung, die ihm ein ostpreußischer Lehrer mit seinem Akkordeon vermittelte. Mit 13 hatte er seinen ersten Solo-Auftritt, als er für die Abgangsklasse seiner Schule zwei Eichendorff-Lieder sang. Seitdem begleitet Gesang den Opern-Fan durchs Leben. Er lernte zwar Autosattler, dann Kaufmann und arbeitete später für eine Versicherung, doch er sang immer: im MGV "Eisen und Stahl", im Henkelchor und ab 1970 auch bei den "Mostertpöttches" (die ihn 1976 mit Heino auf die Bühne brachten) und den "Vier Westen". Die texteten im Karneval politische Parodien auf bekannte Melodien. Heute widmet er sich dem Eifelverein, zu dem er vor genau 20 Jahren eher zufällig kam, mit Hingabe. 18 Auftritte hatte er mit den Musikanten alleine im Dezember. "Es gibt nichts Schöneres." Christoph Kleinau

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort