Wirtschaftsvertreter aus Neuss bei IHK-Reise dabei Unternehmer erkunden Saudi-Arabien

Rhein-Kreis · Wirtschaftsvertreter aus dem Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein bereisten Saudi-Arabien und Bahrain – als eine erste westliche Delegation nach dem Mord am Regierungskritiker Jamal Khashoggi. Die Gastgeber nehmen Kontakte ernst.

 Die saudi-arabischen Gastgeber führten intensive Wirtschaftsgespräche mit den Unternehmern aus dem Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein.

Die saudi-arabischen Gastgeber führten intensive Wirtschaftsgespräche mit den Unternehmern aus dem Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein.

Foto: Steinmetz

Saudi Arabien gehört aktuell nicht zu den gediegenen Handelsadressen in der Welt. Seit dem von der Staatsführung eingestandenen Mord an dem Regierungskritiker Jamal Khashoggi im Herbst vergangenen Jahres bestimmen Stichworte wie Embargo und Wirtschaftssanktionen die Debatten über den Umgang mit dem mächtigen und wohlhabenden Königreich auf der arabischen Halbinsel. Eine der ersten westlichen Wirtschaftsdelegationen, die nach dem Khashoggi-Mord Saudi Arabien besuchten, bildeten nun rheinische Unternehmer unter der Führung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Ziele waren Dschidda und Riad; zum Abschluss der achttägigen Reise machte die 20-köpfige Gruppe auch noch Station im Inselstaat Bahrain im Persischen Golf.

Die Entscheidung, an der geplanten Reise festzuhalten, sei gemeinsam getragen worden, heißt es aus Teilnehmerkreisen. IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz weist darauf hin, dass die Vorbereitung der Reise mehr als ein Jahr in Anspruch nahm. Außerdem erscheine es ihm immer richtig, auch in schwierigen Situationen in den kritischen Dialog zu treten, um zu versuchen, „beim Gesprächspartner ein Nachdenken anzustoßen“. Inwieweit eine kleine Unternehmerreise dazu einen Beitrag leisten könne, wage er abschließend nicht zu beurteilen. Auffallend sei aber gewesen, welch’ aufmerksame Gesprächspartner die saudi-arabische Seite aufgeboten habe und von welch’ hohem Interesse an konkreten Projekten die Treffen geprägt waren. Bereits am Montagabend empfing Steinmetz im Nachklang der Reise eine Gruppe von Wirtschaftsvertretern aus Saudi-Arabien.

Einen konkreten Termin brachte auch Heiner Franssen mit. Der Neusser, seit 25 Jahren in der Immobilienbranche tätig, arbeitet in der deutschen GmbH eines amerikanischen Unternehmens, dass Immobilieninvestments in den USA ermöglicht. Es sei schon „eine verrückte Sache“, dass er in Bahrain gezielt auf diese Möglichkeiten angesprochen worden sei: „Meine Gesprächspartner hatten sich über mein Geschäft und mich sorgsam informiert und wussten genau, was sie wollten.“ In den nächsten Tagen werde das Gespräch in Frankfurt vertieft. Er finde die Initiative der IHK „sehr gut“, durch Unternehmerreisen eine „Horizont-Erweiterung“ zu ermöglichen und Eins-zu-Eins-Gepräche zu organisieren, die eine geschäftliche Perspektive zulassen.

Auch wenn er mit gemischten Gefühlen auf die Tour nach Saudi-Arabien zurückblickt, so möchte Dieter W. Welsink die „Reise nicht missen“. Sie habe ihm die Tür hinter die Kulissen geöffnet, so dass er zumindest ein „kleines Stückchen“ genauer hinschauen konnte. Auf der einen Seite seien klischeehafte Vorstellungen zum Frauenbild der Saudis und deren Umgang mit der Rechtsstaatlichkeit bestätigt worden. Auf der anderen Seite habe er auch die gewaltige Innovationskraft gespürt, die in dem Land vorhanden sei. Saudi-Arabien versuche, sich aus der Abhängigkeit vom Öl zu lösen und suche Investoren.

Dieter Welsink, geschäftsführender Gesellschafter der Medicoreha und CDU-Kommunalpolitiker in Neuss, registrierte ein großes Interesse an Gesundheitsthemen. „Wenn ich als mittelständischer Betrieb das schultern könnte“, sagt Welsink, „würde mich ein Engagement, gerade auch im Ausbildungsbereich, reizen.“ Potenzial sei offenbar ausreichend vorhanden.

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