Volksschule Nievenheim Klassentreffen nach 70 Jahren weckt viele Erinnerungen

Dormagen · Etwa neun Monate lang wurde die Volksschule Nievenheim im Zweiten Weltkrieg zu einem Lazarett für verwundete deutsche Soldaten umfunktioniert. Und "über die gesamte Kriegszeit hinweg gab es wegen der Fliegeralarme und den Feldeinsätzen, als wir Kinder auf den Feldern zum Beispiel die Rüben sammelten, circa 40 Prozent Schulausfall", sagte Matthias Gasper.

 Sie hatten sich viel zu erzählen, die zehn ehemaligen Schüler, die 1947 die Schule verlassen haben.

Sie hatten sich viel zu erzählen, die zehn ehemaligen Schüler, die 1947 die Schule verlassen haben.

Foto: Georg Salzburg

Etwa neun Monate lang wurde die Volksschule Nievenheim im Zweiten Weltkrieg zu einem Lazarett für verwundete deutsche Soldaten umfunktioniert. Und "über die gesamte Kriegszeit hinweg gab es wegen der Fliegeralarme und den Feldeinsätzen, als wir Kinder auf den Feldern zum Beispiel die Rüben sammelten, circa 40 Prozent Schulausfall", sagte Matthias Gasper.

Der Jahrgang 1932/1933, der 1939 eingeschult wurde und 1947 die Schullaufbahn beendete, ist geprägt von diesen Erinnerungen. Zehn der 46 Volksschulabsolventen sahen sich vergangenes Wochenende zu einem ganz besonderen Klassentreffen, nämlich dem nach 70 Jahren. Sie tauschten Erinnerungen und Erfahrungen aus. "Wir hatten einem Mathelehrer, der eine Obstwiese im Garten pflegte, und die Schüler mussten ihm beim Pflücken helfen und auf die Bäume klettern", sagte Otto Giesen. Zwölf Jahre alt waren die ehemaligen Schüler bei Kriegsende. "Wir lagen nachts im Keller, hörten die Bomben und dachten, sie könnten uns erwischen", berichtete Anton von Zons. Mit 14 Jahren gingen die heute über 80-Jährigen in die Lehre, doch wegen der Umstände konnten nicht alle einen Beruf erlernen. Von Zons wurde Schuhmacher, doch nach der Lehre schlossen viele Schuhmacherbetriebe, darunter auch seiner. "Den zweiten Bildungsweg gab es damals noch nicht, deshalb habe ich mich dann vom Hilfsarbeiter zum zweiten Heizer hochgearbeitet. Dann hat meine neue Firma wiederum die Pforten geschlossen und ich bin zu Bayer gegangen, aber nicht als Heizer, sondern als Maschinist in der Wasseraufbereitung", erzählte er.

Otto Giesen arbeitete bei RWE und war Musiker. Er erhielt sogar das Bundesverdienstkreuz für internationalen Musikaustausch. 24 Jahre als Hufschmied und dann bis zur Rente als Schlosser war Matthias Gasper tätig. Außerdem waren er und seine Frau vor 50 Jahren Schützenkönigspaar in Nievenheim. "Wir sind das älteste lebende Schützenkönigspaar aus Nievenheim/Ückerath", sagt Gasper, der noch immer aktives Mitglied im Artilleriekorps "Gemütlichkeit" ist. Die zehn ehemaligen Klassenkameraden, darunter auch fünf Damen, tauschten viele weitere Erinnerungen aus, sprachen darüber, als es nach Kriegsende keine Kaffeebohnen mehr gab und Gerste geröstet wurde, um daraus einen Kaffee-Ersatz, genannt Muckefuck, zu machen.

(clü)
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