Scheibenschützen-Gesellschaft Gründungsurkunde erhält erstmals Ausgang

Neuss · Der "Star des Abends" präsentierte sich beim Fototermin beinahe faltenfrei. Angesichts seines Alters von genau 600 Jahren fand Stadtarchivar Jens Metzdorf schon diese Tatsache bemerkenswert. Noch erstaunlicher aber nannte er zwei andere Dinge: Dass die Gründungsurkunde der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft - und genau sie war der Star der gestrigen Feier auf dem Scheibenstand - alle Zeitenläufe unversehrt überstanden hat und dass sich die Gesellschaft, die gestern genau vor 600 Jahren mit Ausfertigung dieser Urkunde die Bühne der Neusser Stadtgeschichte betrat, in Gestalt der "Neusser Scheibenschützen-Gesellschaft von 1415" noch immer quicklebendig ist. "Dass beides zusammenkommt, kommt archivisch äußerst selten vor", versicherte Metzdorf auch Oberschützenmeister Robert Schlune. Und weil das so ungewöhnlich ist, ließ Metzdorf die Urkunde, die zu den ältesten Schriftstücken zum Schützenwesen im Rheinland gehört, gestern einmal raus. Zum ersten Mal überhaupt wurde das in elf Kapitel gegliederte Dokument außerhalb der schützenden Mauern des Stadtarchivs gezeigt.

 Robert Schlune, Jakobuskönig Baptist Müller-Lövenich und Stadtarchivar Jens Metzdorf (v.l) mit der Gründungsurkunde der Scheibenschützen.

Robert Schlune, Jakobuskönig Baptist Müller-Lövenich und Stadtarchivar Jens Metzdorf (v.l) mit der Gründungsurkunde der Scheibenschützen.

Foto: woi

Der "Star des Abends" präsentierte sich beim Fototermin beinahe faltenfrei. Angesichts seines Alters von genau 600 Jahren fand Stadtarchivar Jens Metzdorf schon diese Tatsache bemerkenswert. Noch erstaunlicher aber nannte er zwei andere Dinge: Dass die Gründungsurkunde der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft - und genau sie war der Star der gestrigen Feier auf dem Scheibenstand - alle Zeitenläufe unversehrt überstanden hat und dass sich die Gesellschaft, die gestern genau vor 600 Jahren mit Ausfertigung dieser Urkunde die Bühne der Neusser Stadtgeschichte betrat, in Gestalt der "Neusser Scheibenschützen-Gesellschaft von 1415" noch immer quicklebendig ist. "Dass beides zusammenkommt, kommt archivisch äußerst selten vor", versicherte Metzdorf auch Oberschützenmeister Robert Schlune. Und weil das so ungewöhnlich ist, ließ Metzdorf die Urkunde, die zu den ältesten Schriftstücken zum Schützenwesen im Rheinland gehört, gestern einmal raus. Zum ersten Mal überhaupt wurde das in elf Kapitel gegliederte Dokument außerhalb der schützenden Mauern des Stadtarchivs gezeigt.

Zum Bestaunen lag die Urkunde in der Vitrine, zum Entziffern aber ist sie in einem über 400 Seiten starken Buch abgebildet, das gestern unter dem Titel "Von jetzt an bis in fernste Tage" vorgestellt wurde. Das Buch sei, so Metzdorf, "nicht einfach nur ein Jubiläumsreflex", sondern ein fundierter Beitrag zur Geschichte der Gesellschaft und des Schützenwesens in der Stadt. Dank etlicher Sponsoren kostet es nur 20 Euro und ist ab sofort im Handel.

Aus Sicht der Gesellschaft war die gestrige Feier der Schlusspunkt des Jubiläumsjahres, in dem die Scheibenschützen mit Markus Reipen den Neusser Schützenkönig und mit Robert Schlune einen Bewerber für das Vogelschießen im August stellten. Höhepunkte in diesem Jahr waren für Ex-Major Dieter Krüll das Schützenfest, bei dem Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki als Ehrengast eine Sebastianusfigur segnete - als Hinweis auf den Ursprungspatron - , sowie eine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela zum Apostelgrab des heiligen Jakobus - dem aktuellen Patron.

Wie das geschichtlich zusammenhängt, ist in dem neuen Buch nachzulesen, das unter Mitwirkung des Stadtarchivs federführend von den Mitarbeitern des Rheinischen Schützenmuseums erarbeitet wurde. Diese Arbeit habe auch neues Wissen zutagegefördert, betont Christian Frommert, der die Schützengeschichte der Jahre 1794 bis 1933 aufarbeitet. Christian Koch beleuchtet die Jahre der NS-Diktatur, und Museumsleiterin Britta Spies kümmerte sich um die Zeit seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Zu den Anfängen der Scheibenschützen führt Stefanie Fraedrich-Nowak ihre Leser zurück und nimmt ihnen ein Stück Arbeit ab - weil sie die Gründungsurkunde entziffert und übersetzt hat. Christoph Kleinau

(NGZ)
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