40 Jahre Rhein-Kreis Neuss Sportförderung im Kreis als Vorbild für Japan

Rhein-Kreis Neuss · Stefan Press kümmert sich als Koordinator für das Leistungssportzentrum um die Spitzensportler im Rhein-Kreis Neuss.

 Stefan Press ist hauptamtlicher Koordinator für das Leistungssportzentrum Rhein-Kreis Neuss. Den diplomierten Sportwissenschaftler reizt vor allem die Vielseitigkeit an seiner neuen Stelle, ebenso wie die guten sportlichen Voraussetzungen, die in der Region existieren.

Stefan Press ist hauptamtlicher Koordinator für das Leistungssportzentrum Rhein-Kreis Neuss. Den diplomierten Sportwissenschaftler reizt vor allem die Vielseitigkeit an seiner neuen Stelle, ebenso wie die guten sportlichen Voraussetzungen, die in der Region existieren.

Foto: Hammer, Linda

Der Rhein-Kreis Neuss ist einer der sportlichsten Kreise im ganzen Land. Rund 400 Sportvereine decken mit ihren Angeboten eine äußerst große Palette denkbarer Sportmöglichkeiten im Kreis ab, dessen sportlicher Ruf sogar bis ins ferne Japan reicht. Dort wird nämlich zurzeit ein ehrenamtliches Sportvereinssystem aufgebaut — und zwar nach dem hiesigen Vorbild.

Von American Football über Bergsteigen und Skifahren, von Dart über Faustball, von Geräteturnen über Jiu-Jitsu bis hin zu Kickboxen und Motorflug gibt es im Rhein-Kreis kaum eine Sportart, die nicht vertreten wäre. Und auch beim Thema Leistungssport ist der Rhein-Kreis Neuss ganz vorne mit dabei. Wobei das nicht erst seit 2011 gilt, als der Kreis die offizielle Anerkennung als NRW-Leistungssportzentrum erhalten hat. Dabei laufen sowohl beim Leistungs- als auch beim Breitensport alle Fäden im Amt für Sportförderung zusammen. In direkter Nachbarschaft zum Kreisverwaltungsgebäude hat das Amt seinen Sitz in der altehrwürdigen Villa Walraff an der Lindenstraße. Unter einem Dach sind hier gleich vier verschiedene Einrichtungen untergebracht. "Wir haben hier das sogenannte Vier-Türen-Modell", sagt Thomas Schütz, der Leiter der Sportförderung im Rhein-Kreis.

Vereint sind dort das Sportamt, das Sportberatungsbüro, der Sportbund Rhein-Kreis Neuss sowie die Stiftung Sport. Während das Sportberatungsbüro für alle Bürgerfragen rund um die Vereine und die Verbände im Kreisgebiet zuständig ist, kümmern sich die Mitarbeiter des Sportamts um die Förderung der ansässigen Vereine.

"Auch der Schulsport spielt in diesem Amt eine große Rolle. Die Sportbetreuung in Schulen wird zunehmend durch Vereine übernommen, das ist eine Tendenz hin zum amerikanischen Modell", erläutert Thomas Schütz. "Vor allem durch die Einführung von G8 haben die Schüler immer weniger Zeit für den klassischen Vereinssport, Schulen und Vereine bilden daher Allianzen. Über den Ausschuss für Schulsport, der dem Sportamt angegliedert ist, sind wir daher eine Art Bindeglied."

Die politische Interessenvertretung der Sportvereine im Kreisgebiet ist Sache des Sportbundes Rhein-Kreis-Neuss. Auch die Aus- und Fortbildung von Übungsleitern oder Vereinsvertretern wird dort organisiert. Die Stiftung Sport fördert den Leistungssport und die entsprechende Nachwuchsarbeit. "Die Leistungssportförderung ist ein gewichtiges Standbein innerhalb des Amtes", sagt Schütz. "Wir haben hier im Kreis hervorragende Strukturen, zum Beispiel mehrere Olympia- und Leistungsstützpunkte oder das Norbert-Gymnasium in Knechtsteden, das zur NRW-Sportschule ernannt wurde."

Dass gerade die Förderung des Leistungssports einen Schwerpunkt bildet, zeigt auch die Schaffung einer neuen Stelle innerhalb des Amtes. Seit Sommer vergangenen Jahres gibt es einen hauptamtlichen Koordinator für das Leistungssportzentrum Rhein-Kreis Neuss: Stefan Press.

Dabei ist der diplomierte Sportwissenschaftler nicht nur selbst begeisterter Zehnkämpfer. Als ehemaliger hauptamtlicher Leichtathletik-Trainer beim SSV Ulm hat er darüber hinaus unter anderem auch den Olympia-Teilnehmer und Europameisterschafts-Fünften Arthur Abele sowie den Deutschen Meister Mathias Brugger betreut. An seiner neuen Stelle hat ihn vor allem die Vielseitigkeit gereizt — und die guten sportlichen Voraussetzungen, die im Rhein Kreis Neuss existieren.

"Die hiesige Infrastruktur, die Vereinslandschaft mit ihren verschiedenen Stützpunkten, die Sportschulen sowie das Voll- und Teilinternat in Knechtsteden sind einzigartig und bieten eine perfekte Ausgangsposition", sagt der 31-jährige Kölner. Seine Rolle bei der Sportförderung im Rhein-Kreis beschreibt Stefan Press zusammenfassend als "Laufbahnberater".

Er ist vor allem für jene Sportler aus dem Bundeskader zuständig, die gefördert werden, aber auch für Athleten aus dem Landeskader. "Ich halte engen Kontakt zu den Sportlern, aber auch zu ihren Trainern", sagt Press. "Ich versuche, den Athleten eine individuelle Betreuung zu geben, filtere ihre Interessen heraus und erkläre ihnen vor allem, welche Fördermöglichkeiten es gibt. Neben Schule oder Studium und Training haben sie meistens gar nicht die Zeit, sich auch noch mit diesen Dingen auseinanderzusetzen." Dass er selbst lange Zeit als Leistungssportler im Zehnkampf aktiv war, sieht er als entscheidenden Vorteil für seinen jetzigen Beruf. "Ich kenne das aktive Sportlerleben aus eigener Erfahrung. Ich weiß zum Beispiel, dass es Zeiten gibt, in denen man seinen Trainer öfter zu Gesicht bekommt, als die eigenen Eltern", sagt Press, der an der Sporthochschule Köln studiert hat. "Wer Leistungssport betreibt, braucht intakte Rahmenbedingungen, damit er stressfrei trainieren kann. Ich versuche einfach, eine generelle Hilfestellung, auch im Alltag, zu leisten. Die Athleten können sich an mich wenden und wir suchen gemeinsam nach Problemlösungen", sagt Press.

Und dass der Rhein-Kreis Neuss beim Thema Sport eine hervorgehobene Rolle spielt, hat sich eben sogar schon im fernen Ausland herumgesprochen: So ist Japan, wie schon erwähnt, zurzeit dabei, ein ehrenamtliches Sportvereinssystem aufzubauen — und zwar nach dem Vorbild des Rhein-Kreises. "Wir haben gemeinsam mit der japanischen Delegation Konzepte entwickelt, nach denen sich dort die Vereinsstrukturen etablieren können", sagt Axel Becker, der die Zusammenarbeit koordiniert. "Das ist keine Eins-zu-eins-Umsetzung, die regionalen Gegebenheiten müssen natürlich bedacht werden. Aber ein Stück weit lernt Japan da vom Rhein-Kreis Neuss."

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