Handball Zweite Liga – ein teures Abenteuer

Handball · Nur noch 20 Vereine spielen in der nächsten Saison in der dann eingleisigen Zweiten Handball-Bundesliga. Während TV Korschenbroich und der Dormagener HC Rheinland eine Lizenz beantragen wollen, verzichten andere Klubs aus finanziellen Gründen darauf.

 Während der OSC Rheinhausen – hier Dennis Backhaus (Mitte) – keine Lizenz für die Zweite Liga beantragt, peilt der TV Korschenbroich mit Jörn Ilper, Dennis Marquardt und Simon Breuer (v.r.) den Sprung in die Eingleisigkeit an.

Während der OSC Rheinhausen – hier Dennis Backhaus (Mitte) – keine Lizenz für die Zweite Liga beantragt, peilt der TV Korschenbroich mit Jörn Ilper, Dennis Marquardt und Simon Breuer (v.r.) den Sprung in die Eingleisigkeit an.

Foto: Probst

Wenn die Handballer des TV Korschenbroich in der neuen Saison in der eingleisigen Zweiten Bundesliga auflaufen, stehen ihnen weite Fahrten ins Haus: Rostock (610 Kilometer), Potsdam (555), Schwerin (527), Bad Schwartau (485), möglicherweise Leipzig (500), Dessau (472) und Aue (556) heißen die Gegner.

Vier, vielleicht sieben Fahrten, die ohne Zwischenübernachtung eigentlich nicht zu bewältigen sind – zumindest dann nicht, will man in der Liga eine halbwegs gute Rolle spielen. Trotzdem will der TVK das teure Abenteuer wagen: Der Aufsichtsrat hat in der vergangenen Woche seine Zustimmung gegeben, die Lizenz für die Zweite Liga zu beantragen.

Allen akuten Finanzproblemen zum Trotz will das auch der Dormagener HC Rheinland tun. Zumindest hat der vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Andres die dazu nötigen Schritte eingeleitet, unter anderem einen Wirtschaftsprüfer mit der Testierung der Unterlagen beauftragt. Wobei, wie Andres betont, der Lizenzantrag zunächst für Erste und Zweite Liga gestellt werden soll (die NGZ berichtete).

Die spannende Frage, sowohl aus Sicht des TVK als auch des DHC: Welcher Etat wird vonnöten sein, um in der neuen Liga, aus der im Auftaktjahr gleich vier Mannschaften absteigen müssen, bestehen zu können? Eine Frage, für deren Beantwortung es noch keine Vergleichswerte gibt – die Eingleisigkeit im Bundesliga-Unterbau ist absolutes Neuland im Bereich des Deutschen Handball-Bundes.

Dieter Koopmann glaubt die Antwort zu kennen: "Für eine halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft inklusive den deutlich steigenden Unkosten benötigt man einen Saisonetat von einer Million Euro. Nur dann kann man im Mittelfeld der Liga mitmischen", ist der Manager des Wilhelmshavener HV überzeugt. Die Norddeutschen, die vor fünf Jahren in der Relegation dank des Treffers von Jacek Bedzikowski in der Schlusssekunde dem (damaligen) TSV Bayer Dormagen den Aufstieg in die Bundesliga verbauten, ziehen daraus ihre Konsequenzen: Sie werden keine Lizenz für die Zweite Liga beantragen, sondern wollen den Verein mit einem Etat von 600 000 Euro "in der dritten Liga in einem ruhigen finanziellen Fahrwasser" halten.

Mit dem OSC Rheinhausen verzichtet ein weiterer Traditionsklub auf die Lizenz: "Die Qualifikation für die eingleisige Liga würde einen Etaterhöhung von 200 000 Euro erforderlich machen. Dies ist jedoch in so kurzer Zeit unrealistisch", begründet Geschäftsführer Steffen Dauter den Verzicht. Im Gegensatz zu Wilhelmshaven dürfte der OSC bei momentan neun Punkten Rückstand auf den neunten Tabellenplatz die Qualifikation jedoch auch sportlich verpassen.

Bis 15. März haben die Klubs – realistische Chancen auf eine direkte Qualifikation haben derzeit noch 22 Vereine – Zeit, die Lizenz zu beantragen. Was dann folgt, dürfte mindestens so spannend sein wie der Rest der Saison.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort